Wie gesund sind Hanfsamen wirklich?

Wie gesund sind Hanfsamen wirklich?
Wie der Name schon sagt, entstammen die Samen der Hanfpflanze, wirken aber nicht psychotropisch. (Bild: Pixabay)

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Hanfsamen werden inzwischen als Superfood gehandelt. Die Einordnung ist gerechtfertigt, denn das Nährstoffprofil der unscheinbaren Nussfrüchte ist bemerkenswert.

Beim Konsum kann ein Wirkungsmechanismus freigesetzt werden, der an vielen Stellen gleichzeitig einsetzt. Über den Geschmack der Hanfsamen lässt sich streiten, über ihren Gesundheitseffekt kaum. Besonders beim Sport und Abnehmen werden die Achänen hoch gehandelt, während sie für Vegetarier und Veganer willkommene Energielieferanten darstellen. Die Dichte an gesunden Ingredienzien weist Hanfsamen als komprimierte Kraftpakete aus. In der dünn besiedelten chinesischen Region Bama Yao soll die bevorzugte Ernährung aus Hanfsamen neben der weitgehend schadstofffreien, gesunden Luft dazu beitragen, dass die Bewohner aufgrund einer erstaunlich hohen Anzahl an hochbetagten Menschen als Region der 100-Jährigen bekannt ist.

Definition und Ernährungstipps

Wie der Name schon sagt, entstammen die Samen der Hanfpflanze, wirken aber nicht psychotropisch. Somit können auch Abstinenzler bedenkenlos für sich die Hanfsamen entdecken. Die Nussfrüchte sind von ovaler Form und haben einen Durchmesser von drei bis vier Millimetern.

Ihr Geschmack wird als nussig, grasig und ölig beschrieben und die Farbe changiert zwischen grünlichen, bräunlichen und gräulichen Farbtönen. Hanfsamen können geschält oder ungeschält verkostet werden. Dabei ist eine pure Einnahme wie bei Haselnüssen und Sonnenblumenkernen ebenso möglich wie eine Beigabe der Achänen in Salate, Müslis, Joghurts und Smoothies oder die Verarbeitung in einen Brotteig.

Herausragendes Profil an Makronährstoffen

Die gesundheitlichen Vorteile der Hanfsamen fangen bereits mit den Makronährstoffen an. Sie bestehen zu rund 30 Prozent aus Proteinen und enthalten sämtliche neun essentielle Aminosäuren, die der Körper nicht selbstständig synthetisieren kann. Darunter befindet sich Tryptophan, der Baustoff für das Glückshormon Serotonin, das tagsüber eine zufriedene Gemütslage bewirkt, sich abends in Melatonin umwandelt und daraufhin zu einem gesunden Schlaf beiträgt.

Zwar ist der Fettanteil der Hanfsamen recht hoch, was allerdings eher ein Vorteil als ein Nachteil ist. Dies liegt daran, dass Hanfsamen in Bezug auf ihre Lipide zu etwa 90 Prozent aus den wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren bestehen, was sich unter anderem positiv auf die Durchblutung, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel auswirkt.

Dazu passt, dass die Nussfrüchte ein optimales Verhältnis zwischen den wertvollen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren aufweisen, das bei etwa 3,75:1 liegt. Darauf zu achten, ist besonders in heutigen Zeiten wichtig, weil wir inzwischen durchschnittlich zwischen 10- und 20-mal mehr Omega-6-Fettsäuren aufnehmen als Omega-3-Fettsäuren.

Mit diesem Verhalten hindern wir unseren Körper daran, weiterhin Omega-3-Fettsäuren bilden zu können, weil fast alle Enzyme schon von Omega-6-Fettsäuren belegt sind. Dabei haben Studien gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren mehr können als lange gedacht und unter anderem die kognitive Leistungsfähigkeit, das Immunsystem und das Nervenwachstum beeinflussen. Außerdem ist in den Hanfsamen von den Fettsäuren die für unsere Gesundheit ungemein wichtige Gamma-Linolensäure (GLA) enthalten, die an der Modulation physiologischer Prozesse beteiligt ist, das Nervensystem zu regulieren hilft und sich entzündungshemmend verhält.

Reiches Portfolio an Mikronährstoffen und Pflanzenstoffen

Hanfsamen besitzen einen gesunden Cocktail an wertvollen Mineralien, Vitaminen und Pflanzenstoffen. Außergewöhnlich ist vor allem das Potpourri an sekundären Pflanzenstoffen.

Die Mineralstoffe der Hanfsamen

Bei den Mineralstoffen ragen Magnesium, Calcium, Zink, Eisen und Kalium heraus. Um Schwerpunkte zu setzen, wird der Magnesium-Calcium-Komplex für das Zusammenspiel aus Anspannung und Entspannung der Muskeln benötigt. Eisen wiederum regt die Blutbildung an, unterstützt beim Sauerstofftransport und trägt dazu bei, dass die Enzyme ihre Aufgaben für den Stoffwechsel erfüllen können.

Zink wiederum besitzt antioxidative Eigenschaften und wird für die Wundheilung benötigt, während der Allrounder Kalium eine wichtige Rolle im Nervensystem und bei der Elektrolythomöostase einnimmt. Überdies hält das Mineral den osmotischen Druck sowie den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht.

Die Vitamine der Hanfsamen

Beim Vitaminprofil von Hanfsamen fällt der hohe Anteil der Vitamine B und E auf. Dadurch ergeben sich eine Reihe gesundheitlicher Vorteile für den Konsumenten. Der Vitamin-B-Komplex ist zunächst ein wichtiger Energielieferant, der durch die Produktion des Stresshormons Cortisol die Resilienz verbessert. Diese Vitamingruppe stärkt das Nervensystem, regt die Zellteilung an und fördert die Produktion roter Blutkörperchen.

Vitamin E hingegen ist ein wirksames Antioxidans, das die Zellen und damit das Hautbild vor oxidativem Stress schützt. Das Vitamin fördert durch die Erweiterung der Blutgefäße das Herz-Kreislauf-System und beugt Herzinfarkt und Schlaganfall vor. Weitere wichtige Funktionen sind die Stärkung des Immunsystems, Gedächtnisses und der Zellkommunikation.

Die Pflanzenstoffe der Hanfsamen

Bei den Pflanzenstoffen ist der Cocktail der Achänen ebenfalls ausgeprägt. Hanfsamen haben hohe Anteile von Chlorophyll, dem entscheidenden Pflanzenfarbstoff für die Photosynthese, der grünen Pflanzen bei der Umwandlung von Lichtenergie in chemische Energie hilft, wodurch Sauerstoff freigesetzt wird. Seine Rolle bei der Förderung der Blutbildung korrespondiert mit einer besseren Sauerstoffversorgung des Körpers und Gehirns. Chlorophyll leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag bei der Zellatmung und Entgiftung. Als bekannte Antioxidantien bekämpfen die Flavonoide der Hanfsamen freie Radikale und Entzündungen.

Als Baustoff für Vitamin A stärken die in den Hanfsamen enthaltenen Carotinoide die Augengesundheit, das Immunsystem und wirken antientzündlich. Während die Pflanzenduftstoffe, die Terpene, das Gedächtnis verbessern, angstlösend, antibakteriell und entkrampfend wirken und Lignane beruhigen sollen, soll die Wirkung der Phenolsäuren derart kraftvoll sein, dass sogar Krebs am Entstehen gehindert wird. Zumindest wird dies in der medizinischen Forschung derzeit diskutiert. Die Cannabinoide der Hanfsamen leisten abschließend einen wichtigen Beitrag für zahlreiche physiologische Vorgänge im Organismus und fördern die Homöostase.

Eine Infotafel zu Hanfsamen.
Eine Infotafel zu Hanfsamen.

Hanfsamen als Mittel zum Abnehmen

Für eine Diät empfehlen sich Hanfsamen in besonderer Weise, da der Wirkungsmechanismus der Nussfrüchte vielfältig beim Abnehmen unterstützen soll. Ungeschälte Hanfsamen enthalten große Mengen an Ballaststoffen, die für ein natürliches Sättigungsgefühl sorgen.

Zu diesem trägt ferner die aufquellende Wirkung der Achänen bei, die unter dem Einfluss von Flüssigkeit im Magen auf das Hundertfache ihrer Größe aufquellen können. Weitere Inhaltsstoffe wie die Omega-3-Fettsäure, Alpha-Linolensäure, Gamma-Linolensäure und diverse Cannabinoide zügeln ebenfalls den Appetit. Hanfsamen kurbeln die Fettverbrennung an und enthalten kaum Zucker, was wiederum der Philosophie der Low-Carb-Diät entgegenkommt.

Darum lohnen sich Hanfsamen

Bemerkenswert an Hanfsamen ist die enorme Nährstoffdichte sowie der Cocktail an gesunden Inhaltsstoffen. Bei den Makronährstoffen stechen Proteine durch einen für Nuss- und Samenfrüchten außergewöhnlich hohen Anteil hervor, während bei den Lipiden und Kohlenhydrate die gesunden Vertreter ihre ungesunden Abkömmlinge wie Transfette, gesättigte Fettsäuren sowie Einfach- und Zweifachzucker völlig in den Hintergrund drängen.

Eine Vielzahl gesunder Vitamine und Mineralstoffe trägt zusammen mit zahlreichen gesunden sekundären Pflanzenstoffen zu einem umfassenden Gesundheitsschutz bei. Während Sportler die Hanfsamen als Energiebooster schätzen, gehören diese für Vegetarier und Veganer zu den wenigen echten Kraftquellen. Die Wirkung beim Abnehmen ist vielseitig, sodass eine Diät mit Hanfsamen vom Potenzial her erfolgversprechend ist.