Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch in Baden-Württemberg erreichen den NABU aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen.
Seit 2010 gibt es das Usutu-Virus in Deutschland. Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage. Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht.
Virus tritt jedes Jahr auf
Auch der Mensch kann laut dem NABU durch das Usutu-Virus infiziert werden, aber – wie bei den meisten durch Stechmücken übertragenen Viren – kommt es nur sehr selten zu schweren Erkrankungen.
Erstmals wurde das Virus in Südafrika nachgewiesen, 2001 in Österreich entdeckt. 2010 gab es für Baden-Württemberg die erste Bestätigung eines Falls des Usutu-Virus bei Stechmücken. Seitdem tritt das Virus jedes Jahr in unterschiedlicher Intensität auf. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung. Bislang ist der Südwesten noch nicht so stark betroffen als die weiter nördlich gelegenen Bundesländer. „Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet“, berichtet Alexandra Ickes vom NABU Baden-Württemberg. „Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, geboostert.“
Der NABU bittet Vogelfreunde um Mithilfe
Um die Ausbreitung des Virus beobachten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu können, bittet der NABU um Mithilfe: „Erkrankte oder verendete Vögel kann man über ein Online-Formular melden, tote Tiere zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNIT) in Hamburg oder nach Rücksprache an Veterinäruntersuchungsämter senden.
NABU-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig, dass sie direkt ans BNIT oder an die Ämter gehen. Wer tote Tiere einschickt, sollte die Anleitung genau beachten, Handschuhe tragen, die Hände waschen und desinfizieren und für den Versand Kühl-Akkus beilegen“, informiert Ickes.
Bessere Lebensbedingungen für die Vögel schaffen
Es gibt keine Möglichkeit, infizierten Vögeln zu helfen. „Indirekt können wir die Vogelwelt unterstützen, indem wir Gärten naturnah gestalten und so Vogelarten wie der Amsel, die im Siedlungsbereich vorkommen, bessere Lebensbedingungen bieten“, so Ickes. „Das ist eine zentrale Voraussetzung für möglichst hohen Bruterfolg. Und der wiederum ist wichtig, um Bestandseinbrüche, wie sie etwa Usutu verursacht, in den Folgejahren zu kompensieren.“
(Quelle: NABU)