Das Telefon klingelt und jemand verwickelt sie in ein Verkaufsgespräch rund um Pflegeleistungen. Betroffen sind vorwiegend pflegebedürftige Personen. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor speziellen Betrugsmaschen und gibt Tipps.
In den Telefonaten werden Pflegekurse angeboten, Pflegeboxen oder Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für Medikamente – teils mit gefährlichen Falschaussagen. Bei solchen Anrufen sollten Betroffene sich gar nicht erst in ein Gespräch verstricken lassen, sondern sofort auflegen, heißt es in einer Mitteilung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sollte die Betrugsmasche auch zu uns nach Baden-Württemberg überschwappen, sind Sie bereits informiert.
Oft sind ältere und eingeschränkte Personen betroffen
Aktuell melden sich immer wieder verzweifelte Verbraucher, denen per Anruf eine Pflegeleistung aufgeschwatzt wurde. Sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und wie sie sich wehren können. Besonders ärgerlich: Oft sind pflegebedürftige Menschen betroffen, meist eingeschränkt, älter, allein, die die Regelungen der Pflegeversicherung nicht gut kennen. Dies nutzen die betrügerischen Anrufe aus. Sie bieten Leistungen an, die für die Betroffenen kostenlos sind, um diese dann bei der Pflegekasse abzurechnen, heißt es von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Besonders häufig werden Pflegekurse für pflegende Angehörige und Pflegeboxen mit sogenannten Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch aufgedrängt, die viele gar nicht brauchen. Trotzdem erhalten die Firmen ihr Geld. Damit entsteht den ohnehin finanziell angeschlagenen Pflegekassen ein erheblicher finanzieller Schaden. Und die betroffenen Pflegebedürftigen bleiben verunsichert zurück.
Was ist bei unerwünschten Anrufen zu tun?
Das Wichtigste ist, sofort aufzulegen. Dadurch verhindern Sie, in ein Gespräch verwickelt zu werden und versehentlich oder absichtlich ein Angebot anzunehmen. Wenn allerdings der Vertrag angenommen wurde, fällt die Betrugsmasche Angehörigen meist nur zufällig auf, etwa wenn sie eine Auftragsbestätigung per Mail finden oder ein Schreiben der Anbieter in der Post oder wenn plötzlich monatlich eine Kiste mit Pflegehilfsmitteln eingeht. Dann sollten Sie den Vertrag rasch widerrufen. Die Adresse dafür finden Sie im Anschreiben oder in der Bestätigungsmail. Sie können auch einen Brief oder E-Mail-Text kostenlos im Umtausch-Check erstellen. Außerdem sollten Sie mit der Pflegekasse Kontakt aufnehmen, damit diese die Zahlungen stoppen kann. Spätestens wenn Sie selbst zur Zahlung aufgefordert werden oder Mahnungen erhalten, sollten Sie sich Hilfe holen.
Wo finden Betroffene Hilfe?
Helfen können die Fachleute in vielen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale. Dort gibt es eine rechtliche Beratung zum Umgang mit den Verträgen, auch eine außergerichtliche Rechtsvertretung ist möglich.
Außerdem sollten Betroffene die Masche bei der Landesdatenschutzbehörde melden und Anzeige bei der Polizei erstatten. Besonders wichtig: Pflegebedürftige sollten die offizielle Pflegeberatung zu Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen, um sich genau zu informieren. Diese gibt es in jeder Kommune. Sie ist kostenfrei und kann mehrfach genutzt werden, vor Ort, telefonisch oder als Hausbesuch. Mit diesem Wissen können unseriöse Angebote abgelehnt und stattdessen Leistungen seriöser Anbieter genutzt werden.
Woher kommen die Daten?
Bisher ist nicht klar, woher die Anrufer die Daten der Betroffenen haben. Diese haben jedoch das Recht, darüber von den Firmen aufgeklärt zu werden. Daher sollten die Anbieter schriftlich aufgefordert werden, Auskunft nach Artikel 15 DSGVO über die gespeicherten Daten zu erteilen und die Daten zu sperren, damit sich solche Werbeanrufe nicht wiederholen. Informationen und Musterbriefe finden Sie hier.
Die Masche mit Pflegekursen
Pflegekurse werden von den Pflegekassen kostenlos angeboten. Dort erhalten pflegende Angehörige praktische Tipps. Bei der Verbraucherzentrale beschweren sich Betroffene, dass sie ungefragt angerufen werden und ihnen ein Pflegekurs angeboten wird, auch wenn sie ihn eigentlich nicht brauchen. Die Anrufer fragen nach der Pflegekasse und der entsprechenden Versichertennummer. Darüber rechnen die Anbieter dann mit der Pflegekasse ab. Bei solchen Anrufen sollten Betroffene sofort auflegen und nichts abschließen!
Die Masche mit Pflegeboxen
Bei dieser schon länger bekannten Variante melden sich Anrufer teilweise angeblich „im Auftrag der Pflegekasse“ oder nutzen ähnlich klingende Namen wie „Pflegeservice“. Ziel ist, sogenannte „Pflegehilfsmittel zum Verbrauch“ zu verkaufen. Das können Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel oder ähnliches sein. Diese Produkte sollen die Pflege zuhause für die Angehörigen erleichtern. Die Pflegekassen erstatten je nach Bedarf bis zu 42 Euro im Monat. Die Anbieter bestellen die Pflegehilfsmittel im Namen der Betroffenen und lassen sich den monatlichen Betrag von der Kasse erstatten. Die Betroffenen erhalten die Hilfsmittel, brauchen sie aber in der Regel gar nicht.
Die Masche mit Nahrungsergänzungsmitteln
Bei diesen Anrufen werden Menschen mit der Aussage „Sie haben doch Diabetes“ konfrontiert. Im Laufe des Gesprächs wird ihnen ein Nahrungsergänzungsmittel angeboten, das gegen Insulinresistenz helfen und binnen zwei bis drei Wochen den Blutzuckerspiegel normalisieren soll. Dafür bräuchte es nur zwei Kapseln pro Tag – was doppelt so viel ist, wie als Tagesdosis auf der Packung steht. Die bisher eingenommenen Diabetesmedikamente wie Metformin könne man schon nach dem ersten Tag weglassen. Ähnliche Versprechungen beobachtet die Verbraucherzentrale NRW auch vermehrt auf dubiosen Internetseiten.
Weitere Infos gibt es unter www.verbraucherzentrale.nrw
(Pressemitteilung: Verbraucherzentrale NRW/Presse – Stand: 24.04.25)