Hält das Eis? – So erkennst du, ab wann die Eisfläche trägt

Eine Eisfläche, die zum Schlittschuhlaufen einlädt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass das Eis nicht optimal ist. Lufteinschlüsse zeigen, dass es bereits angetaut und wieder zugefroren ist. Das macht das Eis instabil.
Eine Eisfläche, die zum Schlittschuhlaufen einlädt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass das Eis nicht optimal ist. Lufteinschlüsse zeigen, dass es bereits angetaut und wieder zugefroren ist. Das macht das Eis instabil. (Bild: Pixabay)

Endlich wieder Schlittschuhfahren! Nach wochenlanger Kälte spielen viele mit dem Gedanken, sich auf zugefrorene Seen, Weiher oder Bäche zu wagen. Doch das ist aktuell noch keine gute Idee. Ab wann eine Eisfläche tragfähig ist und wie man sich im Notfall befreit, falls man tatsächlich einbricht, verraten wir hier.

An den Wochenenden trauten sich schon die ersten Waghalsigen vorsichtig aufs Eis. Zumindest sollten sie das nur mit Vorsicht getan haben! Denn dann konnten sie schnell feststellen: Das wird nix! Wenn das Eis nicht schon direkt am Rand zu knacken begann, dann warnte das grollende Geräusch aufsplitternden Eises nach wenigen Schritten. Das Wasser ist einfach noch zu warm um eine wirklich feste Eisdecke zu bilden. Jedes Jahr gibt es Menschen, die leichtsinnig auf zu dünnes Eis gehen. Und diesen Leichtsinn im schlimmsten Fall sogar mit ihrem Leben bezahlen. Wie letztes Jahr im Landkreis Ravensburg.

Wieviel Zentimeter braucht eine tragfähige Eisdecke?

Als Faustregel gilt, dass das Eis mindestens fünf Zentimeter dick sein muss, um einen Erwachsenen sicher zu tragen. Wollen mehrere Menschen aufs Eis, müssen es acht Zentimeter sein und wer mit einem Schlitten über den zugefrorenen See schliddern will, braucht eine 12 Zentimeter Eisdecke. Und um dahin zu kommen, muss es schon ein paar Tage durchweg frieren. Dabei braucht es gar keine tiefen Minusgerade. Wenige Grad unter Null reichen schon aus.

ABER: Ein paar Tage am Stück braucht es einfach und DIE haben wir gerade nicht. Für eine solche Eisdecken-Dicke ist es zu warm. Aktuell tauen bestehende Eisflächen schon wieder an.

Einer mehr auf dem Eis wird die Decke nicht zum Einbruch bringen

Mit dieser Einstellung wagen sich viele aufs Eis. Spielen schon ein paar Leutchen Hockey in der Mitte des Sees, ist man versucht, einfach hinterher zu rutschen. Einer mehr wird schon nicht so viel ausmachen, oder? Leider doch. Jede weitere Person kann in solchen Situationen der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Oder in diesem Fall: Das Eis zum Knacken bringt.

Woran merke ich, dass die Eisdecke bricht?

Vorab: Liegt Schnee auf der Eisfläche ist generell Vorsicht geboten. Denn erstens sieht man nicht genau, was unter der weißen Decke liegt und zweitens wärmt die Schneeschicht das Eis an. Sind auf augenscheinlich zugefrorenen Seen freie Stellen, ist doppelt Vorsicht geboten. Denn das lässt auf Quellen oder aufsteigende Faulgase schließen. Das macht das Eis extrem instabil. Bevor die Eisdecke einreißt, gibt sie in der Regel geräuschvolle Warnungen ab. Es klingt ähnlich wie ein Knall, ein lautes Reißen und Grollen. In diesem Fall zackig runter vom Eis. Bevor Schlimmeres passiert.

Was tun, wenn man ins Eis eingebrochen ist?

Sollte man tatsächlich fallen, ist es wichtig, sofort die Arme auszubreiten. So kann man verhindern, direkt unter die Eisdecke zu rutschen. Danach sollte man versuchen, sich bäuchlings aus dem Loch zu ziehen. Und zwar in die Richtung, aus der man gekommen ist. Auf dem Bauch bleiben und in Richtung rettendes Ufer ziehen. Laut um Hilfe rufen!

Sollten weitere Personen anwesend sein, sollten die dem Eingebrochenen zu Hilfe kommen. Aber bitte nicht selbst aufs Eis hinauswagen, sondern Hilfsmittel benutzen. Rettungsring, Leiter, Äste, Abschleppseile oder auch der eigene Schal können so zu Lebensrettern werden. Sofort die 112 anrufen und durchgeben, was, wo, wann passiert ist. An Land die eingebrochene Person in die stabile Seitenlage bringen und auf Rettung warten.

Die Gefahr liegt in der Kälte

Auch geübte Schwimmer befinden sich bei einem Einbruch ins Eis schnell in Lebensgefahr. Schuld daran ist die Kälte, die den Kreislauf angreift. Innerhalb von wenigen Sekunden verlangsamen sich Bewegung und Reaktionsfähigkeit. In kürzester Zeit kann man das Bewusstsein verlieren und einmal unter das Eis gerutscht, schwinden die Überlebenschancen schnell.
Deshalb: Nie allein aufs Eis wagen, abwarten bis die Eisdecke wirklich dick genug ist und dann kann es losgehen mit den Winterfreuden.

Fun-Fact: Der Bodensee war zuletzt im Winter 1963/64 komplett zugefroren.