eCall-System im Auto: So funktioniert der digitale Schutzengel

eCall-System im Auto: So funktioniert der digitale Schutzengel
Das 'eCall'-Notrufsystem soll in Notfällen automatisch schnelle Hilfe ordern. (Bild: Tanaonte // iStock / Getty Images Plus)

Bereits seit April 2018 müssen neue Automodelle mit dem automatischen Notrufsystem ‚eCall‘ ausgerüstet sein. Dieses sorgt bei Unfällen automatische für schnelle Hilfe. Wie es funktioniert und was wichtig ist.

Bei schweren Unfällen zählt jede Sekunde. Doch was ist, wenn man schwer verletzt ist, unter Schock steht oder sogar bewusstlos ist? Im Schockzustand nach einem Unfall ist es außerdem schwer, genaue Angaben zu seinem Standort zu machen. All das kann im Ernstfall lebenswichtige Zeit kosten.

eCall soll wertvolle Zeit sparen

Hier kommt das eCall-Notrufsystem ins Spiel. Der eingebaute, digitale Ersthelfer soll bei einem Unfall automatisch Hilfe rufen. Die EU-Kommission hat eine Verordnung erlassen, dass ab dem ab 1. April 2018 neu genehmigte Fahrzeugmodelle bis 3,5 Tonnen fortan mit eCall ausgestattet sein müssen.

Dabei geht es um die Vermeidung von Verkehrstoten: Die EU-Kommission schätzt, dass durch den eCall viel Zeit gespart wird und Rettungskräfte nur noch halb so lang zum Unfallort brauchen, als wenn sie auf herkömmliche Weise alarmiert werden. Die EU erwartet jährlich rund 2500 weniger Verkehrstote, wenn ein Großteil aller Autos mit dem eCall-System ausgestattet sind.

So funktioniert das automatische Notruf-System

Das System funktioniert europaweit gleich: Es registriert schwere Autounfälle, bei denen z.B. Airbags ausgelöst werden und setzt dann automatisch einen Notruf an die 112 ab. Außerdem befindet sich ein SOS-Knopf im Auto, sodass Fahrzeuginsassen auch selbst händisch ein Notsignal auslösen können.

Die Telefonverbindung zur einheitlichen Notrufnummer 112 wird automatisch hergestellt.
Die Telefonverbindung zur einheitlichen Notrufnummer 112 wird automatisch hergestellt. (Symbolbild: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB/)

Das eCall-System nutzt dabei den Mobilfunk, um nach einem Unfall eine Telefonverbindung zur Rettungsleitstelle herzustellen. Die Notrufzentrale kann dann Kontakt mit den Insassen aufnehmen, falls diese ansprechbar sind.

Bei leichten Auffahrunfällen oder Remplern reagiert das System nicht.

Notruf-System gibt wichtige Daten weiter

Das Notruf-System überträgt automatisch per Satellitenortung den genauen Standort des Autos, den Unfall-Zeitpunkt, die Fahrzeugart, die Art der Alarmauslösung (automatisch oder händisch) sowie die Anzahl der Insassen. Damit erhalten die Einsatzkräfte so schnell wie möglich alle wichtigen Informationen.

Übrigens: Zahlreiche Hersteller in Deutschland und Europa bieten auch einen herstellereigenen Notruf an. Der ADAC gibt jedoch an, dass der Umweg über die Hersteller-Callcenter Verzögerungen verursachen kann und wichtige Informationen zum Teil falsch weitergegeben werden. 

eCall in älteren Autos: Ist Nachrüsten sinnvoll?

Vorab: Fahrer von älteren Autos sind nicht zur Nachrüstung des neuen Notruf-Systems verpflichtet. Dennoch kann eine freiwillige Nachbesserung von Gebrauchtwagen durchaus sinnvoll sein und zu mehr Sicherheit beitragen.

Es gibt allerdings einen Haken: Das Nachrüsten ist rein technisch nur bedingt möglich. Bisher gibt es noch keine Nachrüstsysteme, die über alle Funktionen des eCall-Systems verfügen.

Es können jedoch sogenannte Unfallmeldedienste (UMD) von einigen deutschen KFZ-Versicherern genutzt werden. Hierbei registriert ein Aufprall-Sensor in einem Unfallmeldestecker – der in der 12-V-Steckdose steckt – einen schweren Unfall und alarmiert automatisch die Notrufzentrale der Autoversicherer. Diese können bei Bedarf die Rettungsleitstelle vor Ort informieren.

(Quelle: ADAC, Verbraucherzentrale, bussgeldkatalog.org)