Trockenster März seit Beginn der Wetteraufzeichnung: Auswirkungen auf Grundwasser und Klima

Trockenster März seit Beginn der Wetteraufzeichnung: Auswirkungen auf Grundwasser und Klima
Mit Blick auf den Bodensee zeigen sich dürre Weinstöcke. Bislang entwickelt sich der März in eine Richtung die ihm den Titel "trockenster März seit Beginn der Wetteraufzeichnung" einbringen könnte. (Bild: Privat)

Sonne satt und warme Frühlingsluft. Das freut die meisten Menschen. Doch leider hat NUR eitel Sonnenschein negative Auswirkungen auf die Natur. Im Interview erklärt Meteorologe Niklas Kaa die Zusammenhänge.

Bis zur Saharastaub-Wolke war der März ein extrem sonniger Monat. Das ist gut fürs Gemüt. Denn strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen im zweistelligen Bereich wecken Frühlingsgefühle. Die werden jedoch von Sorge getrübt. Wochenlanges Ausbleiben von Regen ist nicht wirklich gut für die Natur und unsere eh schon tiefen Grundwasserstände. Doch was bedeutet das genau für uns? Wann wird mit den nächsten Schauern gerechnet?

Niklas Kaa lebt in Lindau am Bodensee und fällt seit geraumer Zeit mit seinen präzisen Wettervorhersagen für den schwer einzuschätzenden Bodenseeraum auf. Er schreibt für das Wochenblatt mindestens wöchentlich Wetterberichte mit hoher Trefferquote. Im Interview erklärt er die Faktenlage zum womöglich trockensten März seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor rund 140 Jahren.

Wochenblatt: Wie lange hat es jetzt nicht mehr geregnet?

Niklas Kaa: Den letzten Niederschlag hatten wir vom Bodensee bis nach Oberschwaben und im Allgäu am 25. Februar. Danach fiel fast nichts mehr vom Himmel. In den vergangenen Tagen gab es am 14. und 15. März immerhin knapp 0,6 Liter pro Quadratmeter am westlichen Bodensee. Im Westen und der Mitte des Landes hatten wir im März mit über 10 Liter den meisten Regen. Entlang des östlichen Bodensees, beispielsweise in Lindau, gab es im ganzen Monat bisher 0,0 Liter Niederschlag. Sowas kommt nicht alle Jahre vor. 

Wochenblatt: Viele deiner Kollegen sprechen bereits vom trockensten März seit Beginn der Aufzeichnungen. Was ist an diesen Aussagen dran und seit wann wird das Wetter aufgezeichnet? 

Niklas Kaa: Der März fiel bislang definitiv zu trocken aus. Im deutschlandweiten Flächenmittel fielen bis zum 16. März nur 6 Liter Regen auf den Quadratmeter. Das entspricht etwa 10,8 Prozent. Der trockenste März seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 war vor knapp 100 Jahren, im Jahr 1929. Damals kamen in Deutschland gemittelt knapp 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen. Das waren also etwa 4 Liter mehr als aktuell. Ob wir in diesem Jahr den trockensten Märzmonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleben, ist noch nicht sicher, aber angesichts der Aussichten auch nicht unmöglich. 

Im Jahr 1540 gab es eine so große und lang anhaltende Dürre, dass der Bodensee auszutrocknen drohte.
Im Jahr 1540 gab es eine so große und lang anhaltende Dürre, dass der Bodensee auszutrocknen drohte. (Bild: Pixabay)

Wochenblatt: Was bedeutet der wenige Niederschlag für uns, die Natur und den Grundwasserstand?

Niklas Kaa: Da müssen wir die Vorgeschichte mit einbeziehen. Sowohl der Januar, als auch der Februar brachten im landesweiten Durchschnitt ausreichend Niederschläge. Regional waren in den Monaten allerdings große Unterschiede zu verzeichnen. Im Norden und der Mitte von Deutschland gab es genügend bis zu viel Niederschlag, im Süden dagegen in beiden Monaten zu wenig. 

Daher kommt die Natur und die beginnende Vegetation in der Nordhälfte deutlich besser zurecht als im Süden. In der Südhälfte sind Wiesen und Felder teils staubtrocken, viele Gewässer führen schon Niedrigwasser. Die Waldbrandgefahr, die nicht unterschätzt werden sollte, liegt am kommenden Wochenende in Deutschland nahezu überall bei Warnstufe 3 oder 4 von 5. 

Unser Grundwasserstand ist noch relativ gut, es gibt diesbezüglich also keinen Grund zur Sorge. 

Wochenblatt: Wann erwarten uns denn Niederschläge, also benötigter Regen?

Niklas Kaa: Ein Blick auf die berechneten Niederschlagssummen bis zum Monatsende, prophezeit eher düstere Aussichten. Es sieht rundum trocken aus. Das liegt an mächtigen Hochdruckgebieten, einmal über Westeuropa und einmal über Nordosteuropa. Die beiden Druckgebilde schmiegen sich ab Samstag zusammen und sorgen für Dauerhochdruck ohne Ende. Ab Samstag und Sonntag beginnt erneut eine sehr lange und trockene Wetterphase über etliche Tage hinweg. Etwaige Tiefs haben keine Chance. Durch bodennahe östliche Anströmung, also Wind, ist die Luft klar und die Sonne zeigt sich oft ohne Wolken. 

Bis zum Monatswechsel rechne ich mit keinen großen Niederschlägen. 

Wochenblatt: Ist erkennbar, ob das jetzt immer so weitergeht. Das insgesamt immer weniger Regen fällt?

Niklas Kaa: Das kann man so pauschal nicht sagen. In der Summe müssen wir damit rechnen, dass die Wetterextreme in Folge des Klimawandels global gesehen zunehmen. Sowohl viel zu trockene, als auch deutlich zu nasse Phasen sind in Zukunft weiterhin mit dabei. Das gab es früher auch schon, denken wir an die Megadürre im Jahr 1540, als in Europa fast 11 Monate kein Regen fiel und die Temperaturen im Hochsommer verbreitet auf über 40 Grad anstiegen. Der Bodensee trocknete damals fast aus. 

Ich möchte damit ausdrücken, dass es Extreme in der Vergangenheit schon immer gab. Fakt ist allerdings auch, dass die Extreme weltweit zu nehmen. Klima besteht nicht aus Wochen oder Monaten, sondern aus vielen Jahrzehnten. 

Der Saharastaub ist seit einigen Tagen wie ein dichter Vorhang vor der Sonne.
Der Saharastaub ist seit einigen Tagen wie ein dichter Vorhang vor der Sonne. (Bild: Pixabay)

Wochenblatt: Seit paar Tagen kommt die Sonne kaum mehr hervor, weil Saharastaub den Himmel verdeckt. Wie gelangt der Wüstensand bis zu uns und wann zieht er wieder ab?

Niklas Kaa: Vorstöße an Saharastaub gibt es fast jedes Jahr, oft und besonders im Süden auch mehrmals. Wenn eine Süd- bis Südwestlage entsteht, werden von den Druckgebilden, den Hochs und Tiefs, warme Luftmassen nach Mitteleuropa gepumpt. Mit den Luftschichten aus dem südlichen Europa und Nordwestafrika wird mitunter Wüstensand zu uns transportiert. Das passiert häufig, wenn ein Tief vor der Westsahara die Staubpartikel in die Atmosphäre weht. Grundsätzlich birgt solch ein Phänomen für die Meisten keine Gefahren. Menschen und Tieren, die ohnehin unter Atemnot leiden, kann der Saharastaub aber zusätzlich zu schaffen machen. 

Bis zum Wochenende nimmt die Konzentration des Saharastaubs ab und macht dem neuen Mega-Hoch mit reichlich Sonnenschein wieder Platz. Spätestens zu Beginn der nächsten Woche zieht sich der Wüstensand vermutlich ganz zurück. 

Wenn Sie wissen wollen, wie Sie Ihr Auto vom Saharastaub am besten befreien, werden Sie hier fündig. Haben Sie Anmerkungen für unseren Jung-Meteorologen Niklas Kaa? Dann schicken Sie ihm gern eine E-Mail an [email protected].