MotoGP und Formel 1: die Königsklassen auf zwei und vier Rädern

MotoGP und Formel 1: die Königsklassen auf zwei und vier Rädern
Marc Marquez bei der MotoGP-Weltmeisterschaft in Misano Adriatico. (Bild: picture alliance / IPA | Giorgio Panacci/IPA Sport / ipa-)

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Nach fast 20 Jahren Pause wird der renommierte Große Preis von Österreich (Grand Prix) auf zwei Rädern seit 2016 wieder in Spielberg ausgetragen. Es gibt ihn bereits seit 1927. So kehrt ein wichtiger Bestandteil der weltweiten Tour in der berühmten Zweirad-Königsklasse auf die Bühne zurück. Doch trotz der vielen spannenden Rennen, die jährlich ausgetragen werden, bekommen diejenigen der Formel 1 in der Presse meist die höhere Aufmerksamkeit. Aber ist das auch gerechtfertigt?

Begeisterte Menschen

Mehr als 170.000 Fans erlebten 2023 ein GP-Wochenende der Extraklasse, davon kamen fast 100.000 am Sonntag. Das unvergleichliche Open-Air-Feeling, die FMX- und Stuntshows, Artistik und Flugshows begeisterten die Menschen. Manche Experten sagen sogar, dass der MotoGP Spielberg die Formel 1 vom ersten Rang verdrängt habe. Auf jeden Fall sprechen die Menschenmassen für eine hohe Motorsport-Priorisierung in Sachen Freizeitgestaltung.

Auch ansonsten machen die Grand-Prix-Rennen im Motorradsport von sich reden. So konnte im Juni 2023 erstmals die magische Marke von 360 km/h geknackt werden: Der aktuelle Geschwindigkeitsrekord liegt nun bei 366,1 km/h. Erreicht wurde er von Brad Binder, KTM-Pilot, beim Großen Preis von Italien in Scarperia e San Piero (Mugello).

Berühmte Namen

Legendäre Namen kann nicht nur die Formel 1 aufweisen, sondern auch die MotoGP. Star Marc Márquez, der 2013 als jüngster Fahrer mit gut 20 Jahren in Katar auf dem Podium stand, bringt den Gegensatz zur Formel 1 auf den Punkt, indem er dem Rider in der MotoGP eine deutlich größere Rolle als in der Formel 1 zuweist. Deswegen sei die MotoGP interessanter. Lewis Hamilton, 7-facher Formel-1-Weltmeister, sieht das naturgemäß etwas anderes. Er hält das Ankommen eines Fahrers in der Weltspitze der Formel 1 für das Größte, was in sportlicher Hinsicht erreichbar ist.

Lewis Hamilton aus Großbritannien vom Team Mercedes.
Lewis Hamilton aus Großbritannien vom Team Mercedes. (Bild: picture alliance/dpa | Hasan Bratic)

Ein weiterer Star der MotoGP-Tour ist Valentino Rossi, der neben seinen neun Weltmeistertiteln auch die meisten Zweit- und Drittplätze für sich verbuchen kann. Seine Mitteilung, mit dem aktiven Rennsport zum Saisonende 2021 aufzuhören, sorgte für Schlagzeilen und ein großes Bedauern der Fangemeinde.

Studenten und Rennwagen

Man kann bilanzieren, dass beide Renntypen für Begeisterung sorgen. Die Formel 1 liegt in der öffentlichen Aufmerksamkeit vorn, aber das ist nicht unbedingt gerechtfertigt, denn der Nervenkitzel bei den Motorrad-Grand-Prix-Rennen mit ihren rasanten und riskanten Überholmanövern lässt nichts zu wünschen übrig und übertrifft den der Formel 1 aktuell deutlich.

Dennoch konzentriert sich die Aufmerksamkeit immer wieder auf die Boliden, so jüngst auf den Bau von Rennwagen im deutschen Weingarten. Hier wird von Studenten jedes Jahr ein Bolide entworfen und produziert, der anschließend durchaus an internationalen Rennen mitwirken kann. Solch ein Engagement wäre doch auch ein attraktives Projekt für Rennmotorräder.

Fazit

Weltweit finden 2023 20 Rennen in der MotoGP statt. In der Formel 1 sind es im gleichen Jahr 23. Der Unterschied ist also nicht wirklich bedeutend. Auch in der Auswertung der anderen Punkte, die für einen Vergleich taugen, kommen beide Renntypen in etwa auf einen Nenner. Bei der Technik liegt die Formel 1 leicht vorn, bei den Themen Körpereinsatz und Spektakel punktet die MotoGP.