Muttersprachlicher Unterricht Oberbürgermeister Beck appelliert an Ministerpräsident Kretschmann

Oberbürgermeister Beck appelliert an Ministerpräsident Kretschmann
An elf Tuttlinger Schulen wird derzeit muttersprachlicher Unterricht in Türkisch erteilt – Tendenz steigend // Symbolbild. (Bild: Caiaimage/Chris Ryan/iStock / Getty Images Plus)

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Muttersprachlicher Unterricht an Schulen ist wichtig – aber er muss unter staatlicher Kontrolle geschehen. Mit dieser Forderung hat sich OB Michael Beck jetzt an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt. Die Forderung bezieht sich vor allem auf den von den türkischen Konsulaten direkt organisierten Sprachunterricht, der an deutschen Schulen gegeben wird – immer häufiger auch in Tuttlingen.

An elf Tuttlinger Schulen wird derzeit muttersprachlicher Unterricht in Türkisch erteilt – Tendenz steigend. Dazu kommen an einzelnen Schulen Unterrichtsangebote in Italienisch, Spanisch und Albanisch. Sie alle sollen dafür sorgen, dass Kinder mit Migrationsintergrund einen Bezug zum Herkunftsland der Familie aufbauen und auch in sicher in dessen Sprache sind.

Dass mehrsprachig aufwachsende Kinder davon profitieren, gilt als unstrittig: „Niemand stellt den muttersprachlichen Zusatzunterricht an sich infrage“, schreibt auch OB Beck. Fraglich sei vielmehr die Art und Weise, wie dieser organisiert werde – nämlich ohne Mitwirkung der deutschen Schulbehörden. Und das sieht Beck vor allem mit Blick auf den türkischsprachigen Unterricht kritisch.

Becks zentraler Kritikpunkt: Baden-Württemberg ist neben Bayern das einzige Bundesland, in dem der muttersprachliche Unterricht allein durch die jeweiligen Konsulate organisiert wird. In den meisten anderen Bundesländern wird er entweder nur vom deutschen Staat oder in Kooperation angeboten. Das bei uns praktizierte Modell habe nachteilige Folgen: „Weder wir als Schulträger noch die Schulleitungen oder das staatliche Schulamt haben auch nur im Geringsten einen Einblick, was den Kindern und Jugendlichen dort vermittelt wird.“ Dass einige der Lehrkräfte nicht Deutsch oder auch nicht Englisch sprechen, erschwere die Situation zusätzlich.

Obwohl es durchaus auch Beispiele einer guten und kooperativen Zusammenarbeit gebe, werde das Misstrauen seitens der Schulen immer größer. „Mehrere Rektoren baten uns sogar schon darum, keine Räume mehr für den muttersprachlichen Unterricht bereitzustellen“, schreibt Beck weiter. Und dieses Misstrauen könne er vor allem mit Blick auf den türkischen muttersprachlichen Unterricht nachvollziehen: Schließlich werde dieser von der DITIB organisiert – einer vom deutschen Verfassungsschutz beobachteten Vereinigung, die als Teil der staatlichen Religionsbehörde unmittelbar Präsident Erdogan unterstellt ist. Beck wörtlich: „Wir lassen es zu, dass ein islamistischer Autokrat direkt in unsere Klassenzimmer hineinwirkt.“

Das Thema ist für Beck aber auch symptomatisch für einen unkritischen Umgang mit heiklen Themen im Bereich der Integration: „Wir alle wissen zwar, was falsch läuft – aber wir tun nichts. Wir pflegen eine Kultur des Wegduckens und der Konfliktvermeidung. Um niemandem weh zu tun, ignorieren wir auch Nationalismus, Islamismus, Homophobie oder zweifelhafte Frauenbilder.“ Auf diese Weise ließen wir zu, dass sich Parallelgesellschaften verfestigten und junge Menschen in unserem Land aufwüchsen, die unsere Werte zusehends ablehnen.

Becks Appell an Winfried Kretschmann: „Sorgen Sie dafür, dass das umgesetzt wird, was sogar im Koalitionsvertrag steht: Dass Konsulatsunterricht in seiner jetzigen Form abgeschafft wird.“

(Pressemitteilung: Stadt Tuttlingen)