Schreinermeister Nico Mager hatte die Übernahme der Spaichinger Schreinerei mit seinem Chef bereits geplant. Doch der plötzliche Tod des Betriebsinhabers bringt die Pläne ins Wanken. Der Fall zeigt, wie wichtig eine Vorsorge für den Notfall ist.
Niemand denkt gerne an Unfälle oder den eigenen Tod. Trotzdem ist es wichtig, genau das schon gleich bei der Unternehmensgründung mit zu berücksichtigen und die richtige Vorsorge für Angestellte, Kunden und die eigene Familie zu treffen. Ein Testament und ein Ort, an dem alle wichtigen Dokumente wie Vollmachten und Versicherungsscheine aufgehoben sind, kann das Fortführen des Betriebs sichern und klärt alle wichtigen Dinge – unter anderem die Nachfolge.
Im Fall von Nico Mager aus Zimmern ob Rottweil lief zunächst alles perfekt: Nachdem er seine Meisterprüfung absolviert hatte, suchte der Schreinermeister einen Betrieb, den er in den nächsten Jahren übernehmen könnte. In Spaichingen wurde er fündig und bei der Schreinerei Bühler Ende 2022 bereits als Nachfolger angestellt. Der Chef wollte ihm den Betrieb langsam, spätestens jedoch nach vier Jahren, übergeben. Stück für Stück sollte er dabei mehr Verantwortung übernehmen. Die Arbeit gefiel Nico Mager und auch die Zusammenarbeit klappte gut. Für die Zukunft war ja – zumindest mündlich – alles geregelt, doch dann verunglückte der Chef im Herbst 2023 tödlich.
„Soll ich oder soll ich nicht?“
„Ich war gerade in den Flitterwochen, als ich davon erfuhr. Ich war davor schon für alles zuständig. Wir hatten vereinbart, nach dem Urlaub ins Kaufmännische einzusteigen“, erinnert sich der 29-Jährige. Doch durch den plötzlichen Tod wurden die Pläne jäh durchkreuzt. Es war eine schwierige Entscheidung für den jungen Mann.
„Soll ich oder soll ich nicht?“, mit diesem Gedanken beschäftigte er sich in den darauffolgenden Tagen. Schließlich nutzte er die Chance den Betrieb wie geplant zu übernehmen – mit all der zusätzlichen Arbeit, die damit verbunden war. Unterstützt wurde er dabei von Dennis Schäuble, Fachbereichsleiter des Unternehmensservice bei der Handwerkskammer Konstanz.
Jede Menge Dokumente erforderten ordentlich Geduld
Trotzdem dauerte alles seine Zeit: „Ich konnte den Betrieb mit neuer Gewerbeanmeldung und Businessplan nach zweieinhalb Monaten übernehmen“, sagt Mager erleichtert. Bis alles rechtlich geklärt war, musste er jede Menge Dokumente bei Behörden, Banken und Versicherungen auf den neusten Stand bringen. „Deshalb ist es wichtig, bereits bei Gründung oder Übernahme einen Notfallplan zu erstellen“, betont Dennis Schäuble.
Digitale Notfallakte hilft bei der Organisation
Um auch bei schweren Schicksalsschlägen wie Unfall, Krankheit oder Tod vorbereitet zu sein, können Betriebsinhaber bei der Handwerkskammer eine Notfallakte anfordern. Das ist eine Datei, in der alle wichtigen Dokumente und Informationen gebündelt hinterlegt werden können.
Hundert Seiten umfasst das digitale Notfallhandbuch und ist für die Betriebe ein Leitfaden, durch den alle wichtigen Fragen zum Unternehmen und zur Nachfolge beantwortet werden können, sollte dem Betriebsinhaber etwas zustoßen. Voraussetzung dafür ist, dass der Betriebsinhaber oder andere Verantwortliche hier das Wichtigste dokumentiert haben. Die Datei umfasst ein Risiko-Management-System und hält die rechtliche Nachfolge fest, sowie den Erbschein, Vollmachten für Banken und Informationen zu Immobilien. So wird die Handlungsfähigkeit des Betriebs gewährleitstet.

Vorsorge sichert die Liquidität
„Es ist wirklich wichtig, dass man sich zeitnah mit dem Thema auseinandersetzt, denn wenn nichts aufgeschrieben ist, dann ist es für Hinterbliebene, aber unter Umständen auch für die Mitarbeitenden des Betriebs, schwer“, weiß Schäuble. Beispielsweise sperren Banken das Konto von Verstorbenen bis das Erbe geklärt ist. „Da kann schon mal kurz alles ins Schlingern geraten, wenn es keine entsprechenden Bankvollmachten gibt“, weiß der Berater. Denn Angestellte und Lieferanten sollten trotzdem ihr Geld erhalten.
„Wenn es ein Testament gibt, ist es wichtig zu wissen, wo dieses aufbewahrt wird“, so Schäuble. Alles zusammenzutragen und zu dokumentieren sei zwar zunächst ein zeitlich hoher Aufwand, doch: „Im Notfall ist das Schriftstück Gold wert. Auch über ein Unternehmertestament sollten sich Gründer und Übernehmende rechtzeitig Gedanken machen“, ergänzt Schäuble. Die Beratung, auch in rechtlichen Angelegenheiten, ist bei der Kammer für Mitgliedsbetriebe kostenlos.
Nico Mager hat die Übernahme gestemmt
Im Fall des 29 Jahre alten Schreiners hat sich letztendlich doch noch alles zum Guten gewandt. Er ist derweil froh, dass die Übernahme dank Unterstützung der Kammer und seiner Familie gut gelungen ist. „Das ist ein guter Service, der eine Menge Papierkram erspart“, lobt er die Hilfe des Unternehmensservice. Bei der Gelegenheit habe er seinen Betrieb auch gleich digitalisiert. „Das war ein wichtiger Schritt“, resümiert er. Nun ist er auf der Suche nach weiteren Mitarbeitenden für den Betrieb, der sämtliche Schreinerarbeiten von der Bauschreinerei über Fenster und Türen bis hin zum Möbelbau ausführt. „Der Möbelbau ist ein Traum von mir, aber jetzt muss erst mal Geld verdient werden“, sagt er voller Tatendrang.
Nachdem die Basics erledigt sind, will sich der junge Chef dem nächsten Thema widmen: „Wir müssen unbedingt sichtbar werden“, sagt er. Die Homepage, aber auch die Auftritte über Social Media seien in Vorbereitung. In den nächsten Wochen will er hier starten und die Bekanntheit seines Betriebes erhöhen.
(Quelle: Handwerkskammer Konstanz)