Einen informativen und unterhaltsamen Erinnerungsabend zur Kreisreform von 1973 und den Anfängen des Landkreises Sigmaringen in seiner heutigen Gestalt haben die Besucher erlebt, die am Dienstagabend der Einladung des Landkreises und des Kreiskulturforums ins Sigmaringer Landeshaus gefolgt waren.
Höhepunkt der Veranstaltung im Rahmen des Jubiläumsprogramms „50 Jahre Landkreis Sigmaringen“ war eine Gesprächsrunde mit vier Zeitzeugen, die in der Zeit der Kreisreform beziehungsweise den Jahren darauf kreis- und kommunalpolitisch aktiv waren und die damaligen Vorgänge mitgestalteten.
Landrätin Stefanie Bürkle verwies in ihrer Begrüßung darauf, dass der Landkreis in seiner jetzigen Zusammensetzung mit annähernd gleich großen badischen, hohenzollerischen und württembergischen Bestandteilen Anfang der 1970er-Jahre durch bürgerschaftliche und kommunale Initiativen abweichend von den ursprünglichen Planungen des Landes zustande gekommen war.
Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber stellte in einem bebilderten und mit zahlreichen Anekdoten angereicherten Vortrag die schwierige und konfliktreiche Geburt des „neuen Landkreises“ vor. Zu den besonders markanten Akteuren zählten demnach die damaligen Landräte Dr. Max Gögler in Sigmaringen, Dr. Wilfried Steuer in Saulgau und Karl Schiess in Überlingen sowie die Bürgermeister Günter Strigl in Saulgau und Hans Ruck in Pfullendorf.
Von beträchtlicher Dramatik waren insbesondere der Umschwung der Städte Saulgau und Pfullendorf von der zunächst vorgesehenen Zuordnung nach Biberach beziehungsweise Friedrichshafen gen Sigmaringen. Weber machte deutlich, dass das Zusammengehen mit Sigmaringen keine „Liebesheirat“, sondern eine kühl abgewogene „Vernunftehe“ war, mit der alle Beteiligten nach eigenem Bekunden in einer späteren Befragung indessen gut gefahren seien.

Nach einer von der Archivmitarbeiterin Doris Astrid Muth gestalteten unterhaltsamen Präsentation „50 Jahre Landkreis Sigmaringen in Bildern“ tauschten sich, moderiert von Edwin Weber, die langjährigen Kreisräte Elisabeth Volk, Winfried Köpfer und August Dannegger sowie der frühere Mengener Gemeinderat Willi Rößler über ihre sehr lebendigen Erinnerungen an die bewegten Kampfjahre der Kreisreform aus.
Trotz nachwirkender landsmannschaftlicher Orientierungen und mancher Vorbehalte etwa gegen das „Beamtenstädtchen“ Sigmaringen kam es im neuen Landkreis und im gemeinsamen Kreistag rasch zu einem konstruktiven Zusammenwirken und zu neuen Verbindungen über die ehemaligen Kreis- und früheren Landesgrenzen hinweg.
Besondere Aufmerksamkeit fanden die Schilderungen von Elisabeth Volk, die in der Wahlperiode von 1979 bis 1984 als einzige Frau dem Sigmaringer Kreistag angehörte und sich von einigen ihrer männlichen Kollegen manche Spitzen zumuten lassen musste – wie etwa die Frage eines altgedienten Bürgermeisters, ob denn ihr Ehemann auch ein Mittagessen bekommen habe und der Wäschekorb leer sei, wenn sie jetzt ihrer Aufgabe im Kreistag nachgehe.
(Pressemitteilung: Landkreis Sigmaringen)