Höhepunkte der Alten Reichsstraße in Wangen entdecken

Höhepunkte der Alten Reichsstraße in Wangen entdecken
Die Sattelkapelle St. Nikolaus liegt rund 1,5 Kilometer vor dem Wangener Stadttor in Richtung Lindau. (Bild: Stadtverwaltung Wangen)

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Beim Tag des offenen Denkmals stehen in diesem Jahr Marksteine der Alten Reichsstraße im Mittelpunkt. An vier Stationen von Hiltensweiler bis Wangen können sich die Besucher über die Geschichte von Kapellen und einer Brücke informieren.

Die Kapellen und die Brücke sind am Sonntag, 10. September 2023, von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Sachkundige Personen bieten an jeder Station Führungen an.

Wer sich die Tour selber erschließen möchte – zum Beispiel vor oder nach dem Besuch des Fests der Landesgartenschau zum Start des Dauerkartenvorverkaufs (Beginn 11 Uhr am alten Feuerwehrhaus) – der erhält vor Ort jede Menge interessante Informationen.

Zum Beispiel zur Holzbrücke bei Hiltensweiler. Sie ist 42 Meter lang und sechs Meter breit und dient seit 1966 als Fußgänger- und Fahrradbrücke. Mitte des 19. Jahrhunderts war das heute überregional bedeutende Kulturdenkmal eine wichtige Verkehrsverbindung auf der Staatsstraße von Memmingen nach Lindau – damals „die befahrenste Straße im Königreich Württemberg“, wie es in historischen Berichten heißt.

Auf ihr fand der wichtige Kornhandel Bayerns und eines Teils von Württemberg in die Schweiz statt. Gebaut wurde die Holzbrücke um 1790. Der St. Galler Fürstabt Beda Angehrn hatte sie errichten lassen, um die Verkehrsverhältnisse zu verbessern.

Die Holzbrücke bei Hiltensweiler ist 42 Meter lang und sechs Meter breit und dient seit 1966 als Fußgänger- und Fahrradbrücke.
Die Holzbrücke bei Hiltensweiler ist 42 Meter lang und sechs Meter breit und dient seit 1966 als Fußgänger- und Fahrradbrücke. (Bild: Stadtverwaltung Wangen

Die erste Kalvarienbergkapelle in Niederwangen wurde 1709 erbaut. Großzügige Pfarrherrn und Guttäter stifteten sie und die nachfolgenden Erweiterungen. 1824 wurde die Holzkapelle durch den gemauerten Bau ersetzt. Er bildet heute den mit einer hölzernen Tonne überdeckten Chorbereich, in dem das Leiden Christi in drastischer Volkskunst geschildert wird. Vor einem aufgemalten Kalvarienberg verhöhnen groteske Gestalten den geschundenen Christus. 14 Steinstationen mit colorierten Halbreliefs führen zur Kalvarienbergkapelle hinauf.

Die Sattelkapelle St. Nikolaus liegt rund 1,5 Kilometer vor dem Wangener Stadttor in Richtung Lindau. Sie entstand in spätgotischer Zeit neben dem schon 1413 bezeugten Leprosenhaus der „Armen Feldsiechen“, in dem bis ins 18. Jahrhundert die Aussätzigen der Stadt verpflegt wurden. Im Inneren der Kapelle befinden sich wieder aufgedeckte spätgotische Wandfresken, ein Barockaltar, Rokokostuck und Heiligenfiguren. Am Christophorus-Bild an der Südseite führte einst die alte Reichsstraße vorbei.

Die Rochuskapelle befindet sich im Wangener Stadtpark Alter Gottesacker. Dieser ehemalige Friedhof wurde 1521 während einer Pestepidemie angelegt. Die Kapelle wurde 1592/93 durch den städtischen Baumeister Jerg Loßherr erbaut und dem heiligen Rochus geweiht, dem Schutzpatron gegen die Pest. Abgesehen von einzelnen Ausstattungsstücken wurde die Kapelle seither nie verändert.

1991 oder 1992/93 wurde die Kapelle restauriert; dabei wurde auch der ursprüngliche Dachreiter wiederhergestellt. Der Gesamteindruck des Innenraums wird geprägt von der einzigartigen, leicht tonnengewölbten Holzdecke mit 66 bemalten Tafeln aus dem Jahr 1598. Die Tafeln stellen das Leben Jesu Christi und seiner Apostel dar, dazwischen Wappen von Wangener Familien. Der Künstler dieser Tafeln ist unbekannt.

Info: Bei gutem Wetter empfiehlt sich eine Radtour, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

(Pressemitteilung: Stadtverwaltung Wangen)