Vom Schweinekotelett bis zum Hähnchenschnitzel: Im Landkreis Ravensburg werden pro Jahr rund 14.700 Tonnen Fleisch gegessen – rein statistisch jedenfalls. Im Durchschnitt lag der Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt bei 51,6 Kilogramm im Jahr, was etwa 140 Gramm pro Tag entspricht. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin. Die NGG Ulm-Aalen-Göppingen beruft sich dabei auf Daten des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL).
„Die Menge an Fleisch, die auf den Teller kommt, wird weniger: Der Pro-Kopf-Verzehr geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Trotzdem bleibt Fleisch ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Und dahinter steckt immer auch die Arbeit von Menschen“, erklärt Michael Gutmann, Geschäftsführer der NGG Ulm-Aalen-Göppingen.
Fleischproduktion: Oft ausgeblendete Arbeitsrealität
Gutmann lenkt den Blick auf die Fleischproduktion und betont, dass neben der Tierhaltung auch die Schlachtung und Verarbeitung entscheidende Aspekte sind, die häufig übersehen werden. Besonders die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten stehen im Fokus der Kritik.
„Es geht darum, was die Menschen verdienen, die dafür sorgen, dass Filets, Salami, Kochschinken oder Leberwurst auf den Tisch kommen“, sagt Gutmann. Nach wie vor sei die Fleischindustrie eine Niedriglohnbranche, in der viele Beschäftigte kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro pro Stunde erhalten.
Forderung nach höheren Löhnen: 14,50 Euro als Untergrenze
„Wer Tiere schlachtet oder Grillwürste verpackt, verdient selbst nur einen Hungerlohn. Oft sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn – aktuell also 12,82 Euro pro Stunde. Nur wer Glück hat, liegt ein paar Cent darüber“, erklärt Gutmann. Damit müsse jedoch Schluss sein. Die NGG fordert mindestens 14,50 Euro pro Stunde als Untergrenze für die Branche, um den Beschäftigten eine faire Bezahlung zu ermöglichen.
Harte Arbeit in der Fleischindustrie: Ein Blick hinter die Kulissen
Nach Angaben der NGG sind im Landkreis Ravensburg derzeit etwa 820 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt. Die Arbeit hinter der Fleischproduktion sei enorm belastend.
„Das ist ein Knochenjob“, so Gutmann. Beim Zerlegen von Schweinehälften tragen Beschäftigte täglich tonnenschwere Lasten. „Eine Schweinekeule wiegt zwischen 5 und 10 Kilogramm, und in einer Schicht hebt ein Zerleger mehr als 200 Mal solche Keulen aufs Produktionsband.“
Hinzu kommen extreme Arbeitsbedingungen: Hitze, Nässe und die dauerhafte Kälte in den Kühlhäusern bei 2 bis 3 Grad belasten die Gesundheit der Beschäftigten nachhaltig.
Tarifverhandlungen: Der Kampf für bessere Bezahlung beginnt
Angesichts dieser Herausforderungen fordert die NGG eine deutliche Lohnerhöhung. Die Gewerkschaft kündigt an, bei den kommenden Tarifverhandlungen Anfang Februar alles daran zu setzen, ein Plus durchzusetzen. Ziel ist ein Mindestlohn von 14,50 Euro pro Stunde in der Fleischindustrie. „Es ist höchste Zeit, die Arbeit in dieser Branche endlich besser zu bezahlen“, so Gutmann abschließend.
(Quelle: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG))