In der Kürze liegt die Würze Redewendungen peppen unsere Sprache auf

„Jetzt binde mir aber bitte keinen Bären auf“: Hier erzählt jemand offensichtlich etwas Unwahres – in der Hoffnung, dass es geglaubt wird.
„Jetzt binde mir aber bitte keinen Bären auf“: Hier erzählt jemand offensichtlich etwas Unwahres – in der Hoffnung, dass es geglaubt wird. (Bild: jacoblund/ iStock / Getty Images Plus)

Wir benutzen sie täglich unbewusst und machen uns wenig Gedanken, woher sie kommen: Redewendungen. Darauf geben wir Ihnen Brief und Siegel. Bevor Sie also den Löffel abgeben, sollten Sie nicht die Katze im Sack kaufen, sondern sich einfach aus dem Staub machen.

Geflügelte Worte, Redensarten und Sprichwörter machen unsere Alltagssprache bunter, anschaulicher und sind oft die Würze. Sie lassen uns die Ohren spitzen, sie motivieren, trösten oder unterhalten. Meistens haben wir von ihren historischen Hintergründen keinen blassen Schimmer. Die wenigsten wissen, warum wir oft nur Bahnhof verstehen und manche so gerne aus dem Nähkästchen plaudern.

Weisheiten von Jahrhunderten

Hinter Sprichwörtern verbergen sich meist Weisheiten von Jahrhunderten. Viele Sprichwörter sind unterschiedlich alt und stammen aus verschiedenen Epochen unserer Zeit. Ab dem 12. Jahrhundert wurden sie verwendet, um Argumente durch ihre Allgemeingültigkeit zu bekräftigen. Besonders geprägt hat die deutsche Sprache Martin Luther.

Wohl kaum einer hat die deutsche Sprache so nachhaltig geprägt wie der bekannte Reformator und Bibelübersetzer.
Wohl kaum einer hat die deutsche Sprache so nachhaltig geprägt wie der bekannte Reformator und Bibelübersetzer. (Bild: picture alliance / Presse-Bild-Poss | Uta Poss)

Daher stammen auch zahlreiche bekannte Redewendungen aus der Lutherbibel: Etwas wie unseren Augapfel hüten, jemanden auf Händen tragen, Perlen vor die Säue werfen oder von Pontius zu Pilatus rennen. Der große Reformator war auch bekannt für seine herzhaften Aussprüche. Einer der berühmtesten lautet: „Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?”.

Einige Redewendungen und ihre Herkunft

Etwas ausbaden müssen: Früher war es keine Seltenheit, dass sich mehrere Menschen eine Badewanne teilten. Wer zuletzt in die Wanne stieg, hatte in mehrerlei Hinsicht Pech: Das Wasser hatte sich abgekühlt und war dreckig. Außerdem musste er „ausbaden“, heißt: Im Anschluss ans eigene Bad musste er die Wanne leeren, säubern und zurückbringen.

Ich verstehe nur Bahnhof: Die Redensart stammt aus dem Ersten Weltkrieg und bezieht sich auf die zermürbten Soldaten. Die wollten nur noch „Bahnhof“ hören und verstehen: Das bedeutete nämlich die Heimfahrt für sie.

Aus dem Nähkästchen plaudern: Diese Redensart bedeutet, dass jemand leider Geheimnisse preisgibt. Früher galt das Nähkästchen einigen Frauen als Aufbewahrungsort für geheime Liebesbriefe und war top secret.

Die Katze im Sack kaufen: Die Redensart verweist auf betrügerische Händler. Diese preisten ihren Kunden früher auf Märkten wertlose Katzen anstatt der ausgemachten Hasen oder Hühner an. Es bedeutet, dass man etwas kauft, ohne den genauen Inhalt des Produktes eindeutig zu kennen.

Eine richtig alte Redewendung: Wer kauft schon die Katze im Sack?
Eine richtig alte Redewendung: Wer kauft schon die Katze im Sack? (Bild: Sofiia Potanina/ iStock / Getty Images Plus)

Ein Brett vorm Kopf haben (begriffstutzig sein): Störrischen Ochsen wurde ein Brett vor die Augen gehängt, um sie zu beruhigen. So war es für die Bauern früher einfacher, mit den Tieren zu arbeiten. Man verhinderte so, dass sich die Ochsen erschreckten.

Einen Zahn zulegen (sich beeilen): Im Mittelalter hingen die Kochtöpfe über der Feuerstelle an einer Hakenleiste mit Zacken oder Zähnen, wie bei einer groben Säge. Sollte das Essen im Topf schneller kochen, wurde der Topf an der Hakenleiste einen Zacken oder „Zahn“ tiefer gehängt.

Den Löffel abgeben (wenn jemand gestorben ist): Im Mittelalter verfügte jeder über seinen eigenen Holzlöffel, den viele an einer Kordel um den Hals trugen. Wenn ein Mensch verstarb, wurde ihm dieser Löffel abgenommen, da er nicht mehr gebraucht wurde.

Die Kurve kratzen (schnell verschwinden): Die Kutschen schrammten in den engen Gassen mittelalterlicher Städte beim Abbiegen oft an den Hausecken. Die Bewohner überlegten sich unterschiedliche Methoden dagegen und stellen Kratzsteine auf, die einen Schritt weit von der Hausecke entfernt in den Gehweg gerammt wurden.

Jemand Brief und Siegel geben (eine Garantie für etwas): Das Wort „Brief“ war früher etwa gleichbedeutend mit Erlass oder Urkunde. Ein solches Dokument war aber nur dann rechtsgültig, wenn es mit einem Siegel versehen war. Das Siegel unter einem Dokument hatte die gleiche rechtliche Bedeutung, wie unsere heutige Unterschrift.

Darauf gebe ich dir Brief und Siegel: Noch heute eine gängige Redewendung, wenn man jemanden etwas fest zusichert oder verspricht.
Darauf gebe ich dir Brief und Siegel: Noch heute eine gängige Redewendung, wenn man jemanden etwas fest zusichert oder verspricht. (Bild: Pixabay)

Ausstellung im Schloss in Aulendorf

Unter dem Titel „Mein Name ist Hase! – Redewendungen auf der Spur“ gibt es vom 21. Mai bis 8. Januar 2024 eine spannende Ausstellung im Schloss Aulendorf. Die sehr erfolgreiche Leihausstellung des Museums für Kommunikation in Nürnberg hat bereits über 200.000 Besucher fasziniert und in ihren Bann gezogen.

Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., von 8 bis 12 Uhr, Mi. bis Fr., von 13-18 Uhr., Sa./So./Feiertage von 10-18 Uhr. Eintritt Erwachsene: 4 Euro, Kinder bis 17 Jahre sind frei.