Space Balloon erfolgreich gestartet Schülerprojekt des Lindauer Bodensee-Gymnasiums sorgt für Nervenkitzel

Schülerprojekt des Lindauer Bodensee-Gymnasiums sorgt für Nervenkitzel
Der mit Helium gefüllte Ballon kurz vor dem Flug - ein emotionaler Höhepunkt für das engagierte Team des Bodensee-Gymnasiums. (Bild: Wilfried Vögel)

25 junge Forscherinnen und Forscher, 20 Experimente und ein ehrgeiziges Ziel: mit einer Sonde an einem mit Helium gefüllten Ballon die Stratosphäre erreichen und entsprechende Daten sammeln – das war der Plan einer jungen Forschergruppe des Lindauer Bodensee-Gymnasiums.

Ein erster Startversuch war am 16. Januar gescheitert, weil Halte- und Tragseil an einander gerieben hatten. Das führte zum raschen Absturz der Sonde. Der teure Space-Ballon verschwand am Himmel. Die Sonde stürzte aus geringer Höhe, Gott sei Dank unbeschädigt, zu Boden.

Alle Systeme optimiert

Das sollte beim zweiten Versuch klappen. Teamleiter Marko Berezhanskyy dazu: „Wir haben rund 2.100 Stunden investiert, ein neues Startsystem entwickelt, neue Kameras eingebaut und das ganze System optimiert“. Den ersten gescheiterten Versuch nahm er als Generalprobe, aus der man viel gelernt habe.

Er sollte recht behalten. Obwohl es kurz vor dem Start noch Computerprobleme gab, die zu einer Verzögerung führten, ging es dann doch recht schnell.

Die Tribüne im städtischen Stadium war vollständig gefüllt. Schülerinnen und Schüler des Bodensee-Gymnasiums samt Schulleiterin Jutta Merwald wollten den Start hautnah miterleben. Auch den Aufforderungen, die eigenen Handys bitte auszuschalten, um keine Störsignale zu verursachen, kamen alle bereitwillig nach.

Schnell war der Ballon mit dem kostbaren Helium gefüllt, die Sonde fachmännisch befestigt. Engagiert und mit Rat und Tat dabei Dr. Andre Scherl, als schulischer Begleiter.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Professioneller Countdown und Start

Professionell wurde der Countdown von zehn heruntergezählt. Und tatsächlich stieg der Ball mit der Kapsel und einem roten Fallschirm ohne Störung in die Höhe. Der Jubel war riesengroß, bei den Beteiligten aber auch bei den Zuschauern.

Per Livestream konnte man den Aufstieg mitverfolgen. Höhe, Temperatur, Luftfeuchtigkeit CO2- und Ozon-Gehalt, all das konnte man exakt mitverfolgen.

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Technische Probleme nach zehn Kilometern

Rasch war eine Höhe von 10 km  erreicht. Aber dann gab es plötzlich technische Probleme, die sich schnell als schwerwiegend herausstellen sollten. Der Kontakt zur Sonde brach vollständig ab. Alle drei GPS-Sensoren fielen aus. Somit waren keine Positionsdaten mehr vorhanden.

Hoffen und Bangen nach Verlust aller Positionsdaten

Was jetzt folgte, war ein langes Hoffen und Bangen. Unklar war, welche Höhe der Ballon überhaupt erreicht hatte und wann war der Ballon geplatzt ist. Geplant war, dass der mit Helium gefüllte Ballon in der Stratosphäre aufgrund des niedrigen Luftdrucks platzen sollte. Die Kapsel sollte in diesem Fall an einem Fallschirm zu Boden sinken. So der Plan.

Mittels der GPS-Sensoren wollte man die Kapsel wieder auffinden. Aber wo war die Kapsel niedergegangen? Nach vorsichtigen Schätzungen kam ein relativ großer Bereich südlich von München in Frage.

Sozusagen musste man jetzt die Nadel im Heuhaufen finden.

Am Sonntag kam der entscheidende Hinweis

Es folgten Aufrufe in den verschiedenen Medien. Und dann kam die gute Nachricht. Daniel Loos von der HORUS Community gab den wichtigen Hinweis. Die Kapsel müsse sich in der Nähe der A 99 befinden. Sofort machten sich Teammitglieder auf die stundenlange Suche – vergebens.

Dann kam am Sonntag der alles entscheidende Hinweis von Florian Geßner. Er hatte den Fallschirm samt der Kapsel fliegen sehen und sich selbst sofort auf die Suche gemacht. Und tatsächlich hat er die Kapsel gefunden.

Kapsel sicher geborgen – jetzt können die Daten ausgewertet werden

Die Kapsel konnte sicher geborgen und zurück nach Lindau gebracht werden. Zur Freude aller stellte sich heraus, dass der Bordcomputer entgegen aller Befürchtungen doch brachbare Daten gespeichert hat, die in den nächsten Tagen ausgewertet werden können.

Die Daten münden in eine wissenschaftliche Arbeit. Diese soll dann allgemein zugänglich veröffentlicht werden. Ein neues Projekt sei, so Berezhanskyy, zwar noch nicht konkret geplant, werde aber mit großer Wahrscheinlichkeit nachfolgen. 

Die selbstentwickelte Sonde der jungen Forschergruppe: Mit Sensoren, Kameras und Bordcomputer ausgestattet, konnte sie glücklicherweise nach dem Flug sicher geborgen werden.
Die selbstentwickelte Sonde der jungen Forschergruppe: Mit Sensoren, Kameras und Bordcomputer ausgestattet, konnte sie glücklicherweise nach dem Flug sicher geborgen werden. (Bild: Wilfried Vögel)

Steht da schon ein neuer Astronaut in den Startlöchern?

Auf die Frage, was nach dem Abitur folge, nannte der junge Forscher den Berufswunsch, nach dem Studium als Ingenieur in der Raumfahrt weiter zu arbeiten.

Vielleicht ist da der Astronautennachwuchs schon gefunden.

Nach dem Sieg beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ kann man jetzt im Space-Balloon-Team relativ gelassen dem Landesentscheid Anfang April entgegensehen.

Aber egal wie der Entscheid ausgehen wird, das junge Forscherteam hat Großartiges geleistet und den Beweis erbracht, dass man gemeinsam viel erreichen kann.

Das Wochenblatt wird weiter berichten.

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