Der Lindenhofpark erstrahlt wieder in seiner ganzen Schönheit

Der Lindenhofpark erstrahlt wieder in seiner ganzen Schönheit
Der Lindenhofpark ist seit 1956 im Besitz der Stadt Lindau. (Bild: Wilfried Vögel)

„Etwas, was man für ziemlich unwahrscheinlich hält, benennt man gemeinhin als Wunder“

Der Lindenhof ist die bedeutendste Parkanlage am Lindauer Villenufer und wird als Initialbau des Lindauer Villengürtels bezeichnet. Der Schöpfer der Anlage, der Lindauer Handelsherr Friedrich Gruber (1805-1850) hatte es in Italien als Kaufmann, Pionier der Baumwollindustrie und als Bankier zu großem Ansehen und Wohlstand gebracht. Von dem Münchner Architekten Franz Jacob  Kreuter (1813 – 1889) ließ er sich 1840 in seiner Heimatstadt Lindau eine herrschaftliche Villa bauen, umgeben von einem 7,5 ha großen Park. Gestalter des Parks war der Düsseldorfer Gartenkünstler Maximilian Friedrich Weyhe(1775-1846).

Weyhe verwandelte das ursprünglich aus 40 Reb- und Obstgärten bestehende Gelände in einen Park nach der Mode des frühen 19. Jahrhunderts, im sogenannten „gemischten Stil.“

Er verband geometrisch-formal gestaltete Gartenteile im Umfeld des Haupthauses mit dem typischen englischen Landschaftsgarten, der durch geschwungene Wege, künstlich geschaffene Hügel, kleine Bäche und Wäldchen ein idealisiertes Bild der Natur nachformt. Viele dieser Elemente findet der interessierte Besucher des Parks noch heute. Der Lindenhofpark ist seit 1956 im Besitz der Stadt Lindau.

(Bild: Wilfried Vögel)

1960 erlebte der Park seine „schlimmste Zeit“. Marigret Brass-Kästl erinnert sich: „ Die Brunnen wurden zugeschüttet, die Laubengänge und Treppen abgerissen Der Park erlitt fast schon eine Amputation, weil man den gesamten Bereich der früheren Nutz- und Blumengärten einebnete und vom Park durch einen hohen Zaun abtrennte, um für das benachbarte Lindenhofbad eine Spielwiese zu schaffen“.

Es sollte 50 Jahre dauern, bis der Park wieder aus seinem Dornröschenschlaf erwachte. Maßgeblich daran beteiligt war der Förderverein „Gartendenkmal Lindenhofpark“, dessen Vorsitzende Brass-Kästl ist.  Der 1997 gegründete Förderverein „Gartendenkmal Lindenhofpark“ hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die Besonderheit dieses einzigartigen Parks zu schärfen, bei seiner Erhaltung aktiv mitzuhelfen und für ein harmonisches Miteinander von Öffentlichkeit und Denkmalschutz einzutreten. Durch praktische Arbeit im Park (Frühjahrs-  und Herbstaktionen), sowie die Organisation von Vorträgen und kleinen Ausstellungen bemüht sich der Verein, Verständnis und Aufmerksamkeit für dieses und andere grüne Denkmäler zu schaffen.

Sein größtes Projekt war die Arbeit an der Rekonstruktion des Nutz- und Blumengartens im Westteil des Parks. Grundlage für die Neugestaltung nach alten Plänen war ein Parkpflegewerk aus dem Jahr 2000, das Helmut Wiegel vom Büro für Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege  aus Bamberg erstellt hat. Es beruhte auf drei Säulen: Geschichte, Ist-Zustand und eine Handlungsempfehlung. Die Basis waren alte Pläne aus den Jahren 1840 und 1900. Eine Kostenschätzung für die Neugestaltung belief sich auf 800.000 Euro.

(Bild: Wilfried Vögel)

Zwischenzeitlich hatte sich ein Verein gegründet, der den Erhalt des Lindenhofbades einschließlich der Spielwiese zum Ziel hatte.

Der Durchbruch kam 2014, als das EU-Projekt Leader eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 75.000 Euro und das Landesamt für Denkmalpflege in München aus dem Entschädigungsfond 400.000 Euro zusagten. Weitere Mittel aus verschiedenen Stiftungen kamen hinzu. Die Stadt Lindau, die das Projekt wohlwollend begleitete, legte 150.000 Euro drauf. Der Verein selbst konnte 25.000 Euro beisteuern. Jetzt war die Finanzierung gesichert. Zwischenzeitlich erfolgte die Umgestaltung des Bades in eine freie Badestelle. Der Zaun rund um die Spielwiese war nicht mehr nötig. Der Weg war frei für eine umfangreiche Rekonstruktion nach den alten Plänen. Im Herbst 2016 begannen die Vorarbeiten. Große Unterstützung erhielt der Verein von Meinrad Gfall, dem damaligen Leiter der Stadtgärtnerei, der sich den Wiederaufbau dieses Teils des Lindenhofparks zur Herzensangelegenheit machte.

(Bild: Wilfried Vögel)

Marigret Brass-Kästl: „Wir haben alle zusammen eine richtige Punktlandung hingelegt. Die Brunnen konnten freigelegt, die Treppenfundamente ausgegraben werden. Es war fast ein Stück Garten-Archäologie. Die Neugestaltung ist jetzt weitgehend bis auf Restarbeiten an den Parterregärten an der Villa abgeschlossen. Und der Kostenrahmen wurde exakt eingehalten“.

Im kommenden Jahr dient der Lindenhofpark als „Satelliten-Standort“ der Gartenschau in Lindau. Brass-Kästl träumt dabei von einer Schiffsanbindung zwischen der Insel und der benachbarten Anlegestelle in Bad Schachen.

Was die Pflege des Parks betrifft so besteht schon seit Jahren eine gute Abstimmung zwischen Förderverein und Stadtgärtnerei. Durch mehrere Aktionstage im Frühjahr und im Herbst beteiligt sich der Verein am Rückschnitt von aufschießendem Wildwuchs, Beseitigung von Unrat und der Instandhaltung der Wege. Für den nun wiederhergestellten Westteil des Parks besteht ein spezielles Pflegeabkommen mit der Lebenshilfe e.V., die dort leichtere Gartenarbeiten bereits erledigt hat. Nach dem Abklingen der Corona-Pandemie wird sie dieses Programm fortsetzen. Es melden sich jedoch auch Parkbesucher und Gartenfreunde beim Verein, die einfach Arbeiten übernehmen wollen – sie sind jederzeit willkommen! Per e-mail oder telefonisch kann man sich beim Verein anmelden. (www.gartendenkmal-lindenhofpark.de).

Die Vorstandsvorsitzende freut sich darüber, dass das Werk fast schon auf wundersame Weise gelungen ist: „Etwas, was als ziemlich unwahrscheinlich angesehen wird, benennt man gemeinhin als Wunder“.

(Bild: Wilfried Vögel)

Viele Spaziergänger nehmen den Park mit seiner fein gegliederten Formensprache und den vielfältigen Sichtbeziehungen jetzt wieder mehr als Gartenkunstwerk wahr. Die Blicke werden nun durch die letzten Blüten der Hochstammrosen vorbei an den immergrünen Lebensbäumen zum glitzernden See gelenkt und zwischen den Ästen der Lindenallee erscheint das Bild der Insel Lindau und der Berge am anderen Ufer.

Friedrich Gruber hätte bestimmt große Freude an „seinem Lindenhofpark“.

Wilfried Vögel

Weitere Infos unter www.gartendenkmal-lindenhofpark.de