Fitnessbarometer 2023 Kinder in Baden-Württemberg immer unfitter? Sportlehrer bezieht Stellung

Kinder in Baden-Württemberg immer unfitter? Sportlehrer bezieht Stellung
Eine neue Auswertung zeigt: Kinder haben weniger Ausdauer und eine schlechtere Motorik als vor Corona. (Bild: Tomwang112 // iStock / Getty Images Plus)

Wie fit sind die Kinder im Land? Welche Trends lassen sich nach Corona erkennen? Vor kurzem hat die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg den Fitnessbarometer 2023 veröffentlicht. Die Ergebnisse liefern Grund zur Sorge. Was sagt ein Überlinger Sportlehrer dazu?

Die Daten des Motorik-Tests werden von Sportfachkräften und pädagogischen Fachkräften direkt vor Ort in KiTas, Schulen und Sportvereinen erhoben.

Über 30.300 Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter (drei bis zehn Jahre) wurden bereits getestet (Stand 31. Dezember 2022).

Auf Grundlage dieser Daten veröffentlicht die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg seit fünf Jahren in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) jährlich den Fitnessbarometer für Kinder.

Ergebnisse sind besorgniserregend

Die Kinder in Baden-Württemberg sind zwar nach wie vor fitter als der bundesdeutsche Durchschnitt, der Fitness-Gesamtwert sinkt aber immer weiter.

Die genaue Betrachtung zeigt einen sichtbaren Corona-Knick: Die Kinder sind deutlich langsamer und weniger ausdauernd als vor der Pandemie. Auch die koordinativen Fähigkeiten sowie die Beweglichkeit verschlechtern sich.

Dabei ist es gerade die Ausdauer, die eine wichtige Bedeutung hat. Sie stärkt neben der physischen auch die psychische Widerstandsfähigkeit der Kinder und ist ein wichtiger Faktor für lebenslange Gesundheit.

Ausdauer und Beweglichkeit sind wichtig für die kindliche Entwicklung.
Ausdauer und Beweglichkeit sind wichtig für die kindliche Entwicklung. (Bild: FamVeld // iStock / Getty Images Plus)

Sportlehrer aus Überlingen bezieht Stellung

Yannick Weislogel, Sport- und Philosophielehrer am Gymnasium Überlingen, bemerkt bei seinen Schülern zwischen elf und 18 Jahren ähnliches: „Wir merken im Schulsport, dass die Schere zwischen den schwachen und den sehr guten Schülern immer weiter auseinander geht. Diejenigen, die 1-2mal pro Woche Sport machen, werden immer weniger. Durch Corona haben viele Jugendliche dem Sportverein den Rücken gekehrt und auch der Schulsport konnte während der Pandemie nur bedingt stattfinden.“

Während der Pandemie gab es lange keinen Sportunterricht.
Während der Pandemie gab es lange kaum Sportunterricht. (Bild: Drazen Zigic // iStock / Getty Images Plus)

Digitalisierung befeuert Probleme

Verbringen Kinder und Jugendliche einfach zu viel Zeit vor dem PC oder Smartphone und habe keine Lust mehr auf Bewegung? Weislogel bestätigt das: „Klassische Videospiele üben nach wie vor einen großen Reiz auf Kinder und Jugendlich aus – stundenlanges Daddeln am PC oder am Handy fördert die körperliche Fitness natürlich nicht. Es gibt inzwischen aber auch Videospiele, welche mit dem ganzen Körper gesteuert werden. Klassischen Sport können diese Videospiele aber nicht ersetzen.“

Im Sportunterricht und im Vereinstraining gibt es hingegen auch sinnvolle Video-Analyse-Apps, wie die „SchulsportApp BW“ und die Apps der „Turnlehrer“-Serie. Diese unterstützen das Bewegungslernen. Weislogel erklärt: „Für Jugendliche erschließt sich hier eine neue Dimension. Häufig denken Turner beispielsweise, sie hätten ihre Knie gestreckt – da kann man sich den Mund als Trainer fusselig reden – wenn sie es auf dem Video hingegen sehen, glauben sie es sofort.“

Die Bewegungsanalyse per App kann für den Sportunterricht und Sportprüfungen hilfreich sein.
Die Bewegungsanalyse per App kann für den Sportunterricht und Sportprüfungen hilfreich sein. (Bild: Sportapp-Entwicklung UG)

Kinder wollen sich bewegen – es braucht nur den richtigen Sport

Weislogel ist sich sicher: „Prinzipiell bin ich der festen Überzeugung, dass Kinder eine große, innere Motivation besitzen, sich bewegen und austoben zu wollen. Wichtig ist, dass das Kind die für sich richtige Sportart gefunden hat – dann kommt der Rest von allein. Mein Bruder hat beispielsweise bis er 14 Jahre alt war, überhaupt kein Interesse an Sport gezeigt und dann das Skateboarden für sich entdeckt. Er hat dadurch 20 Kilo abgenommen und macht bis heute regelmäßig Sport. Es ist nie zu spät, mit Sport zu beginnen!“

(Quellen: Kinderturnstiftung Baden-Württemberg, Yannick Weislogel)