Am Grund des Bodensees befinden sich unzählige Wracks von Schiffen und Flugzeugen, die zu unterschiedlichen Zeiten in den Fluten untergingen. Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart erforscht in dem vierjährigen Projekt „Wracks und Tiefsee“ bisher unentdeckte archäologische Objekte.
Zahlreiche Denkmale gilt es zu entdecken
Schon um die Jahrhundertwende wurden Archäologen auf Schiffsfunde im Bodensee aufmerksam. Nun werden die Wracks in dem Teil des Bodensees, der in der Nähe des baden-württembergischen Ufers liegt, vollständig inventarisiert. Landesarchäologe Prof. Dr. Dirk Krausse: „Auf dem Grund unserer Gewässer harren zahlreiche Denkmale ihrer Entdeckung und Erfassung – vom steinzeitlichen Einbaum bis zum neuzeitlichen Schiffs- oder Flugzeugwrack. Insbesondere die tieferen Bereiche des Bodensees sind archäologisch bisher noch vollkommen unerforscht. Da wir nur schützen können, was wir kennen, sind systematische Untersuchungen notwendig.“
Schätze für die archäologische Forschung
„Ein untergegangenes Schiff ist wie eine Zeitkapsel, die so gut wie alles, was am Tag des Untergangs an Bord war, mit in die Tiefe genommen hat“, betonte Alexandra Ulisch, Mitarbeiterin im Projekt. „Die Fülle der Informationen, die ein solches Wrack bereithält, ist ein wahrer Schatz für die archäologische Forschung“, so Ulisch.
Aktuell läuft im Projekt viel Büroarbeit am PC. „Wir erhoffen uns, dabei Anomalien zu finden, bei denen es sich um Wracks oder andere Denkmale handeln kann. Tageweise fahren wir mit unserem Arbeitsboot und einem Sidescansonar auf den See um diese Anomalien zu überprüfen und zu verifizieren, ob es sich um für uns interessante Objekte handelt, die wir dann in einem nächsten Schritt mit einem ROV bzw. Tauchroboter, einer Unterwasserdrohne oder einer Tauchgruppe überprüfen können“, so Dr. Julia Goldhammer
In der Flachwasserzone konnten früher schon vereinzelte Wracks identifiziert und untersucht werden, aber erst mit Beginn dieses Projektes wird es möglich sein, Wracks auch in größerer Wassertiefe systematisch zu identifizieren und als Denkmale zu erfassen. Im Vorfeld des Projektes wurden bereits Ende 2022 bekannte Wracks durch ein vom Landesamt für Denkmalpflege beauftragtes Tauchteam der Firma Submaris in ihrem Zustand dokumentiert.
4.000 Jahre alter Einbaum
Als zweitgrößter Voralpensee spielte der Bodensee mit großer Wahrscheinlichkeit eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der regionalen Schiffbautradition. „Das älteste bekannte Wasserfahrzeug ist ein inzwischen geborgener Einbaum, der über 4000 Jahre alt ist“, erläuterte die Leiterin des Projekts „Wracks und Tiefsee“, Dr. Julia Goldhammer.
(Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)