Kinder-Uni: Gummibärchen als Zahlungsmittel?

Professor Wolfram Behm stellte sich mit Assistent H. Ribo bei der Schlussrund den Fragen der Studenten.
Professor Wolfram Behm stellte sich mit Assistent H. Ribo bei der Schlussrund den Fragen der Studenten. (Bild: Maximilian Kohler)

Zur Vorlesung „Warum kann man nicht mit Gummibärchen zahlen“, kamen am Mittwoch, 10. Mai, rund 100 wissbegierige Schüler in die Aula der Riedlinger Josef-Christian-Gemeinschaftsschule. Prof. Wolfram Behm (SRH-Fernhochschule) schaffte es, seine Zuhörer auf eine spannende Reise über das Entstehen von Tausch- und Zahlungsmitteln mitzunehmen.

H. Ribo assistiert

Die jungen Studenten platzten schier vor Neugier bei der Vorlesung. Um Struktur in die Reihen zu bringen, stellte Behm seinen Assistenten Ribo vor: „Nur wenn ihr auf einer Folie Ribo entdeckt, ist eure Mithilfe gefordert.“ Schon bei der Eingangsfrage, warum man nicht mit Gummibärchen bezahlen kann, zeigten die jungen Studenten, dass sie schwer was draufhaben. Einige der Antworten belegten dies eindeutig: „Weil Gummibärchen nicht fälschungssicher wären. Weil nicht geklärt ist, welche Farbe welchen Wert hätte.“

Gebannt verfolgten die Studenten der Kinder-Uni der Vorlesung.
Gebannt verfolgten die Studenten der Kinder-Uni der Vorlesung. (Bilder: Maximilian Kohler)

Tauschen machte lange Sinn

Behm nahm seine Zuhörer in die frühe Zeit der Menschen mit: „Neandertaler haben alles zusammengetragen und geteilt. Was aber machen zwei Menschen auf einer Insel. Der eine klettert die Palme hoch und pflückt Kokosnüsse. Der andere sitzt am Meer und fischt.“ Mit der Frage, in welchem Verhältnis die beiden Inselbewohner tauschen können, war die Fragerunde dazu eröffnet. Die Studenten versuchten das Tauschverhältnis von Fischen und Kokosnüssen mit verschiedenen Vorschlägen zu beschreiben. Behm wies seine Zuhörer auf die Verhältnismäßigkeit hin: „Für einen Fisch sitzt der eine Mann eine halbe Stunde am Meer, während der Kokosnusspflücker in der gleichen Zeit bequem zehn Kokosnüsse pflücken kann.“

Brot gegen Wurst …

Mit der Erweiterung von Tauschgeschäften im Alltag, zeigte Behm wie schwierig und komplex solche Vorgänge wären. Der Tauschhandel zwischen einem Bäcker und einem Metzger waren noch nachvollziehbar. Der Bäcker gibt Brot und Brötchen an den Metzger, von diesem erhält er im Gegenzug Wurstwaren. Was aber, wenn noch ein Taxifahrer dazukommt, der für seine Fahrt ein Buch verlangt, der Buchhändler für den Lesestoff Ketchup möchte? „Das Ergebnis wäre ein immer größeres Durcheinander, weil es viele Berufe gibt und jeder etwas anderes tauschen wollte. Das wäre unübersichtlich und auch unpraktisch,“ fasste Behm zusammen.

Zahlungsmittel müssen von allen akzeptiert werden

Es müsste, so Behm, also etwas geben, dass die Eigenschaften hat von allen akzeptiert zu werden, das sich zum Rechnen eignet, und dessen Wert aufbewahrt werden kann, ohne einen Verlust zu erleiden. Die logische Lösung: Geld!

Bei der Frage ob Pilze oder Steine als Zahlungsmittel geeignet wären, zeigten die jungen Studenten wieder ihr bemerkenswertes Wissen. Sie bezogen klar Stellung, dass diese „Währungen“ nicht über die notwendigen Anforderungen als „Geld“ verfügen. Das Fazit von Behm: Geld müsse handlich, teilbar, im Wert teil- und bestimmbar, aber auch haltbar sein.

Pilze eignen sich nicht als Zahlungsmittel.
Pilze eignen sich nicht als Zahlungsmittel. (Bild: Maximilian Kohler)

Münzen aus Gold und Silber

Ribos „Chef“ nahm nun die Studenten auf die spannende Geschichte der Münzen mit. Sie verfügten über die Eigenschaften, die Pilze und Steine nicht erfüllen konnten. Die Frage, welchen Wert sie darstellen, konnte Behm anschaulich vermitteln. Durch die Prägung der Münzen, garantierten die Herrscher für ein klar bestimmtes Gewicht und somit den Wert dieses Zahlungsmittels. Doch auch diese Münzen hatten einen Nachteil. Geldschneider schnitten an den Rändern der Münzen Gold- und Silberspäne ab, um sich zu bereichern. Um dies zu verhindern, wurden die Münzen am Rand verziert.

Banca rotta

Aufmerksam verfolgten die Studenten die Geschichte der Geldwechsler. Behm berichtete, dass italienische Geldwechsler auf Tischen (banco) ihre Dienste anboten. Konnte ein Geldwechsler seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen, wurde sein Tisch zerstört (banca rotta). Fast schon erwartbar, dass die Studenten den Zusammenhang zum Bankrott (die Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners) ohne Probleme herstellen konnten. 

Heutzutage sind Münzen und Geldscheine mit dem aufgedruckten Wert das allseits akzeptierte Zahlungsmittel. Doch Behm stellte die Studenten vor die Frage, ob nicht auch Gummibärchen als Geld tauglich wären. Die Studenten brachten gute Argumente vor, dass dies nicht möglich sei. Die Antworten waren beispielsweise: „Sie können gefälscht/nachgemacht werden. Sie sind nur bedingt haltbar. Es müsste geklärt werden, welche Bärchenfarbe welchen Geldwert darstellt.“ Behm fasste die Ergebnisse der Antworten zusammen und stellte fest, dass sich Gummibärchen bestenfalls zum Rechnen eignen, aber im Gesamten nicht als Zahlungsmittel taugen.

Das Tauschgeschäft zwischen vielen Akteuren ist nicht nur unübersichtlich, sondern auch zu kompliziert.
Das Tauschgeschäft zwischen vielen Akteuren ist nicht nur unübersichtlich, sondern auch zu kompliziert. (Bild: Maximilian Kohler)

Schlussfragerunde und Gummibärchen

Behm stellte sich zum Schluss der informativen Vorlesung noch den Fragen von fünf Studenten. Mit großem Applaus bedankten sich die Studenten bei Behm und dessen Assistenten H. Ribo, der seltsam wortkarg war, für einen mit Humor gewürztem Vortrag, der beispielgebend kindgerecht aufbereitet war. Große Freude herrscht bei den Studenten, als sie beim Verlassen des Hörsaales eine Tüte mit Gummibärchen überreicht bekamen. Diese wurden extra von der Konditorei Reinke (Riedlingen) hergestellt.