Cybermobbing zielt darauf ab, einen Menschen auf digitalem Weg zu beleidigen, zu bedrohen, zu beschimpfen, bloßzustellen oder Angst zu machen. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind davon betroffen.
Mindestens jeder zehnte Schüler wurde bereits Opfer von Cybermobbing. Das ergab eine landesweite Befragung unter Eltern von Schulkindern, die im Juli 2023 im Auftrag der AOK Baden-Württemberg durchgeführt wurde. Verbreitet werden Beschimpfungen, Beleidigungen, Gerüchte und Verleumdungen meist in sozialen Netzwerken.
Eine mögliche Folge davon kann beispielsweise Schulangst sein. 2021 befanden sich im Landkreis Biberach 49 AOK-versicherte Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre offiziell wegen verschiedenen phobischen bzw. sozialen Störungen in ärztlicher Behandlung. In Baden-Württemberg waren im gleichen Zeitraum 3.928 junge Menschen betroffen. Seit 2017 ist die Zahl dieser oft mit Schulangst in Zusammenhang stehenden Erkrankungen landesweit um jährlich durchschnittlich 6,6 Prozent gestiegen. Auffallend ist dabei die starke Zunahme beim weiblichen Geschlecht von jährlich 10,3 Prozent.
„Ebenso wie Mobbing ist auch Cybermobbing immer eine Aktion mehrerer gegen eine oder einen“, sagt Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach. Aber es gibt wesentliche Unterschiede: „Das Internet macht Beleidigungen und Diffamierungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Während Mobbing in der Schule meist nur Täter und Opfer sowie das nähere Umfeld betrifft und zeitlich auf den Schultag begrenzt ist, sind Beleidigungen im Internet von Fremden einsehbar und können jederzeit abgerufen werden.
Noch dazu erfahren Opfer nicht immer davon, dass Fotos oder Unwahrheiten im Netz verbreitet werden. Außerdem können die Mobber unerkannt bleiben. Das senkt die Hemmschwelle, jemanden in modernen Medien zu diffamieren. Einmal online gestellte Inhalte lassen sich kaum wieder entfernen.“
Für die Opfer ist Cybermobbing eine Tortur: Die andauernden Angriffe schwächen ihr Selbstvertrauen, verursachen Selbstzweifel und viele Betroffene ziehen sich zurück. „Vor allem wenn Kinder oder Jugendliche zunehmend verschlossen wirken, sich ihre Freundschaften auflösen oder sich die Stimmung deutlich verändert, sollten Eltern hellhörig werden und nachhaken“, sagt die AOK-Geschäftsführerin.
Auswirkungen des Psychoterrors können auch sein, dass Betroffene unter Schlafstörungen leiden, über Kopf- oder Bauchschmerzen klagen und nicht mehr zur Schule gehen wollen. Im schlimmsten Fall macht Psychoterror krank.
Doch was tun, wenn das eigene Kind vom digitalen Terror betroffen ist? „Der Großteil der befragten Eltern würde laut der Umfrage genau richtig reagieren“, so Schwenk. „Mit dem Kind reden, es ernst nehmen, Betroffene mit einbeziehen und sich Hilfe und Unterstützung holen.“ Um ihr Kind vor Cybermobbing zu schützen, gaben rund 70 Prozent der Eltern an, das Selbstvertrauen ihres Kindes zu stärken.
Rund 95 Prozent ist es wichtig, dass ihr Kind lernt, wie man sich im Internet sicher verhält. Aber auch dass es lernt, wie man andere respektvoll behandelt. „Prävention ist in beide Richtungen wichtig. Durch die Sensibilisierung soll erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche weder Opfer noch Täter werden“, fasst Sabine Schwenk zusammen.
(Pressemitteilung: AOK – Die Gesundheitskasse Ulm-Biberach)