Vor kurzer Zeit berichteten wir über den aus Reichenbach (Bad Schussenried) stammenden Musiker Georg Stankalla. Im Interview sprach dieser auch über seine verwandtschaftliche Beziehung zum Schauspieler Bernd Gnann. Initialpunkt für die Karrieren der beiden Cousins war die Schule in Blönried. Ein Grund, Gnann ebenfalls um ein Interview zu bitten, um mehr über ihn, seinen schauspielerischen Werdegang und seine unternehmerischen Aktivitäten zu erfahren.
Wo und wann begann Ihre Leidenschaft für die Schauspielerei?
Ich war auf der Schule Sankt Johann in Blönried bei Aulendorf. Durch die dortige Theater AG unter der Leitung von Thomas Beck, bin ich in der siebten Klasse zum ersten Mal als Schauspieler auf der Bühne gestanden. Thomas Beck, welcher bis heute zu meinen besten Freunden zählt, hat mich damals entdeckt und mir fortan Hauptrollen im Schultheater gegeben. Er war es auch, der mich an der Schauspielschule in Stuttgart angemeldet hat. Wie durch ein Wunder, bin ich dort sofort genommen worden, sonst wäre ich definitiv nicht Schauspieler, sondern Chemielaborant in Biberach geworden. Dort hatte ich auch schon eine Zusage.
1995 spielten Sie erstmals in einem Bienzle-Tatort mit. Sind Sie heute noch bei Tatortfolgen dabei (in welchen Funktionen)?
Ja ich bin immer wieder bei dem Stuttgarter Tatort als Kommissar neben Richy Müller zu sehen. Noch mehr gefreut hat es mich aber, dass ich bei der oberschwäbischen Serie „Tschappel“ mitwirken durfte. Auch hier hat Thomas Beck mit seinem Sohn und seinem Neffen, eigentlich war die ganze Familie dabei, sehr großen Einfluss gehabt. Alles wurde auf Schwäbisch und in Zußdorf gedreht. Diese Serie wird demnächst im ZDF (Neo) gezeigt, zuvor aber schon als Streaming angeboten. Und da hoffe ich auf alle Oberschwaben! Dringend im Netz anschauen!
Was verbindet Sie mit Ihrem Kollegen Richy Müller, der seit 2008 als Kommissar Lannert im Stuttgarter Tatort ermittelt?
Richy Müller ist nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein guter Schauspieler, der mich schon bei vielen Produktionen in meinem eigenen Theater in Karlsruhe unterstützt hat. Wir vertrauen uns blind, das ist das Wichtigste in der Schauspielerei. Nur so kommen große Erfolge zu Stande. Kennen gelernt haben wir uns aber 2008 bei einem Tatort Dreh. Richy ist ein unglaublich sympathischer und bodenständiger Mensch.
Der oberschwäbischen Heimat sind Sie durch die Zusammenarbeit mit dem Silcher-Chor verbunden. Welche Projekte waren das?
Norbert Mast, ein Sänger dieses Chores, stammt aus Reichenbach. Er ist vor Jahren auf mich zu gekommen, und seitdem finden immer wieder gemeinsame Veranstaltungen statt. So auch jetzt in Reichenbach im Dorfgemeinschaftshaus am 6. April. Es ist ein leichter Abend zum Lachen und zuhören. Aber nicht nur Events ziehen mich in die Heimat. Meine Familie ist nach wie vor ein Mittelpunkt in meinem Leben. Meine vielen Geschwister, mit denen ich in täglichem Kontakt bin. Die meisten sind noch in Oberschwaben. Aber auch das leckere Bier und das Bürgerstüble in Reichenbach erfreut mich. Die Feuerwehrabteilung mit ihrem allzeit gefüllten Kühlschrank für jedermann, ein Ort wo man gegen eine Spende Bier bekommt. Einfach herrlich unkompliziert.
Jüngst sorgten Sie durch die Reihe „Harald Schmidt schwätzt mit Bernd Gnann“ für Furore. Wie kam es dazu und welches (vorläufige) Fazit ziehen Sie?
Zu meinen wichtigsten Menschen in meinem beruflichen Leben zählen Dieter Hallervorden und Harald Schmidt. Auch hier herrscht bedingungsloses Vertrauen. Wir arbeiten wunderbar zusammen und ergänzen uns. Harald Schmidt war auf derselben Schauspielschule wie ich, und als ich ihn auf der Trauerfeier von unserem gemeinsamen Schauspielschulleiter gefragt habe, ob wir nicht gemeinsam einen unkomplizierten und unvorbereiteten Abend machen wollen, hat er sofort zugesagt. So sind wir jetzt im zweiten Jahr unterwegs. Natürlich immer wieder in Oberschwaben. Auch dies soll ein kleines Geschenk an meine Heimat sein. Ich habe es übrigens geschafft, dass Harald Schmidt nicht mehr Vegetarier ist und einen leckeren schwäbischen Wurstsalat und einen Zwiebelrostbraten einem veganen Gericht vorzieht. Harald liebt mittlerweile Oberschwaben. Dieter Hallervorden muss ich noch davon überzeugen, aber zuerst feiern wir seinen 90. Geburtstag im September. Danach haben wir ja ewig Zeit.
10 Jahre waren Sie Geschäftsführer des Regional-Senders Baden TV. Wie kam es dazu und wie hat sich der Sender unter Ihrer Regie verändert?
Baden TV hat sich in den zehn Jahren immer wieder verändern müssen, allein schon aus wirtschaftlichen Gründen. So habe ich zum Beispiel vor sechs Jahren den Sender Baden TV Süd in Freiburg gegründet und ihn als Schwesterfirma an Baden TV in Karlsruhe angegliedert. Durch meine Filmchen „Bernd unterwegs“ sind wir in ein neues Fernsehformat eingestiegen. Ich bin sozusagen mit meiner kleinen Handkamera losgezogen und habe in Echtzeit Fernsehsendungen produziert, den Alltag sozusagen ins Fernsehen gebracht. So war der Schwabe in Baden schnell bekannt und hatte ein Alleinstellungsmerkmal. Seit Januar habe ich diese Aufgabe meinem Nachfolger übergeben dürfen, damit ich mehr Freiraum habe für die nächste Frage:
Sie sind nicht mehr nur Schauspieler, sondern mittlerweile Unternehmer ((z.B. Fluglinie). Wie kam es dazu und in welchen Bereichen sind Sie dabei tätig?
Durch Baden TV habe ich viele Geschäftsmänner und Frauen (Ich hasse gendern) kennen gelernt. So bin ich die Finanzwelt eingetaucht. Dies war als Schauspieler niemals notwendig. Jahr für Jahr bin ich mehr Unternehmer geworden und habe viele weitere Firmen gegründet. Nach wie vor bin ich aber hauptsächlich meinem schauspielerischen Leben zugewandt. Ein Freund hat mir mal gesagt mit 50 ist man auf dem Höhepunkt seines Lebens. Da ich jetzt 52 Jahre alt bin, gebe ich tatsächlich Schritt für Schritt diese Firmen in andere Hände und genieße immer mehr die Freiräume, die dadurch entstehen. Wobei ich mich schon wieder revidieren muss.
Auf welche anstehenden Projekte, die in Heimatnähe stattfinden, dürfen sich die Menschen der Region in den nächsten Monaten freuen?
Am 5. April spiele ich für den Maschinenring in Aßmannshardt. Dies ist eine geschlossene Veranstaltung für den Maschinenring. Aber schon am 6. April bin ich mit dem Silcher Chor im Dorfgemeinschaftshaus in Reichenbach. Und am 1. Juni bin ich aktiv für die Reichenbach Kirchenorgel auf der Bühne. Eine Veranstaltung, die ich sehr spannend finde. Es werden drei verschiedene Orte in Reichenbach bespielt und die Zuschauer bekommen drei verschiedene Künstler zu sehen. Und das Schönste: die kompletten Einnahmen fließen in die Restaurierung der Kirchenorgel. So hoffen wir auf regen Zuspruch, vor allem die Katholiken müssen diesen Abend unterstützen und kommen!
Wenn Sie einen Brief an die oberschwäbische Bevölkerung schreiben dürften, was wären die Inhalte?
Liebe Oberschwaben,
es gibt Orte, die uns prägen, selbst wenn wir längst woanders wohnen. Für mich ist das Oberschwaben – meine Heimat, meine Wurzeln, meine Inspiration! Auch nach über 30 Jahren außerhalb dieser schönen Region zieht es mich immer wieder zurück, sei es durch meine Erinnerungen, durch meine Auftritte vor Euch oder durch einen Besuch meiner Eltern, Freunde und Geschwister.
Deshalb ist es an der Zeit, einfach mal Danke zu sagen. Danke für Eure Unterstützung, für Eure Begeisterung, für Euren Humor! Danke an alle, die meine Auftritte besuchen, die lachen, klatschen und mir das Gefühl geben, hier genau richtig zu sein.
Und natürlich ein herzliches Dankeschön an alle Reichenbacher – Ihr wisst, warum!
Oberschwaben ist und bleibt etwas Besonderes. Und solange Ihr mich weiter mit offenen Armen empfangt, werde ich immer wiederkommen – auf die Bühne, ins Wirtshaus oder einfach nur auf ein Bier im Feuerwehrhaus.
Mit herzlichen Grüßen und einem kräftigen „Vergelt’s Gott“!
Euer Bernd Gnann
Mehr zu Bernd Gnann: www.berndgnann.de