Fast 800 Taten in einem Jahr Schockanrufer sind aktiv wie nie zuvor

Schockanrufer sind aktiv wie nie zuvor
Perfide und oft auch existenzbedrohend: Schockanrufer erbeuteten in einem Einzelfall sogar 600.000 Euro. (Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig / Eibner-Pressefoto)

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Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht Menschen auf die perfide Masche der Schockanrufer hereinfallen – trotz noch so vieler Warnungen. Innerhalb von nur zwei Tagen schlugen die Gauner in Kempten und Neu-Ulm kräftig zu. Eine Frau hatte Glück. Sie war schon auf dem Weg zur Bank um 40.000 Euro abzuheben.

Allein im Jahr 2022 wurden im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 779 Taten zur Anzeige gebracht. Die erbeutete Summe dabei: Fast zwei Millionen Euro. Der höchste Schaden in einem einzelnen Fall betrug 600.000 Euro.

Glück im Unglück

Wie die Polizei mitteilte, gaben sich die Gauner in Kempten als vermeintliche Polizeibeamte und Staatsanwälte aus und erlangten so einen fünfstelligen Betrag. Tags darauf versuchten unbekannte Täter eine Geschädigte in Neu-Ulm zur Übergabe eines fünfstelligen Betrags zu bewegen. Das schnelle und zielgerichtete Eingreifen von Polizei und Bank verhinderten einen folgenschweren Vermögensschaden für die Geschädigte. 

Was ist passiert?

Im Falle des Kemptener Vorfalls wurde am Dienstagmorgen die Kripo Kempten vom Bruder der 83-jährigen Geschädigten über einen vollendeten Schockanruf informiert. Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass die Geschädigte am Vortag mehrere Anrufe der unbekannten Täter erhalten hat. Diese gaben sich als Polizeibeamte/Staatsanwalt aus und teilten der Frau mit, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verursacht habe und in Folge dessen von der Polizei verhaftet wurde. Zur Abwendung einer Untersuchungshaft wurde die Hinterlegung einer Kaution verlangt.

Goldmünzen, Schmuck und Geld sind weg

Nachdem die Geschädigte angab, kein Bargeld zu Hause zu haben, wurde sie von der Tätercrew dazu bewegt, ihren Schmuck zu übergeben. Es handelte sich dabei um Goldschmuck in noch nicht feststehender Anzahl und Art. Außerdem wurde eine nicht feststellbare Anzahl von Goldmünzen übergeben. Der Gesamtschaden dürfte sich nach grober Schätzung auf eine mittlere fünfstellige Summe belaufen.

„Bin schnell bei der Bank und hebe 40.000 Euro ab“

Im Neu-Ulmer Bereich meldete sich am Dienstagnachmittag ein Mann telefonisch bei der Polizei und teilte mit, dass er nach Hause kam und einen Zettel seiner Ehefrau in der Wohnung aufgefunden habe. Auf diesem Zettel hatte die Ehefrau vermerkt, dass die Tochter einen Unfall hatte und sie nun knapp 40.000 Euro beim Amtsgericht Ulm übergeben müsse. Weiterhin schrieb die Ehefrau, dass sie unterwegs zur Bank sei, um Geld abzuheben.

Ehemann informierte sofort die Polizei

Der Ehemann erkannte den Betrugsversuch und informierte sofort die Polizei. Die Hausbank des Ehepaars wurde kontaktiert und beim Eintreffen der Ehefrau informierten Mitarbeiter der Bank sie über den Betrugsversuch. Die Frau führte auch Schmuck mit sich, welchen sie ebenfalls an die Tätercrew übergeben sollte. Die Täter meldeten sich anschließend nicht mehr telefonisch beim Opfer und es ist glücklicherweise kein Vermögensschaden eingetreten.

Wie können Sie reagieren?

Sollten Sie einen Anruf mit einer Schocknachricht erhalten, entgegnen Sie diesem mit Misstrauen. Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.

Kontaktieren Sie die betroffenen verwandten Personen, um den Wahrheitsgehalt der Schocknachricht zu überprüfen. Geben Sie keinesfalls telefonische Auskunft über Ihre Vermögenswerte und besprechen Sie Geldforderungen unbedingt vorher mit weiteren Angehörigen. Sollten Sie bereits in der Vergangenheit Opfer eines Schockanrufs geworden sein, so zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Nur so kann die Polizei Tatzusammenhänge erkennen und künftige Ermittlungserfolge generieren.

(Pressemitteilung: Polizeipräsidium Schwaben Süd/West)