Daniel Schuhmacher: „Beste Single, die ich bislang rausgebracht habe“

Daniel Schuhmacher: „Beste Single, die ich bislang rausgebracht habe“
Daniel Schuhmacher hat die Corona-Zeit unter anderem genutzt, um neue Songs zu schreiben. (Bild: David Balzer)

Im Jahr 2009 gewann er die sechste Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), 2020 hat Daniel Schuhmacher wie alle Künstler mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Im großen WOCHENBLATT-Interview spricht der 33-Jährige exklusiv über seine neue Single, die fehlenden Auftritte und das kommende Jahr, in dem der Pfullendorfer viel vor hat.  

Daniel, seit dem Frühjahr sind Auftritte vor Publikum quasi unmöglich. Wie geht es dir in Zeiten der Pandemie, wie hast du die vergangenen Monate verbracht?

Mir geht es den Umständen entsprechend gut, allerdings hatte ich seit dem Lockdown keine Auftritte mehr. Daher muss auch ich, wie derzeit viele Menschen in der Veranstaltungsbranche, schauen, wie ich über die Runden komme. Ich arbeite momentan nebenbei in einem Büro und schneide beispielsweise Videos für andere Künstler. Außerdem habe ich einige Online-Videos veröffentlicht.

Das heißt du bist nach wie vor hauptberuflich Musiker?

Richtig. Eigentlich wollten wir meine neue Single Hypnotized schon im Mai veröffentlichen, aber es war einfach nicht möglich. Auch an einen Videodreh war nicht zu denken. Beruflich gilt es, 2020 irgendwie zu überleben. 

Mitte September war es dann soweit und Hypnotized kam auf den Markt. Was bedeutet dieser Song für dich?

Für mich ist das die beste Single, die ich bislang rausgebracht habe. Witzigerweise ist es seit rund neun Jahren der erste Song, den ich nicht selbst geschrieben, sondern zunächst für zwei schwedische Produzenten eingesungen habe.

Du hast außerdem bereits vor dem Lockdown dein eigenes Label gegründet.

Man muss bedenken: Bei einem anderen Label bist du immer abhängig von anderen und kannst nicht selbst entscheiden, wann was veröffentlicht wird. In den vergangenen Jahren haben wir im Schnitt nur eine Single pro Jahr rausgebracht und ich wollte daher etwas verändern.

Das heißt, deine Fans dürfen sich auf viele neue Songs freuen?

Ich habe in letzter Zeit viel geschrieben, die Zeit war ja da (lacht). 2021 kommt einiges, das kann ich versprechen. Es macht Spaß, selbst zu schreiben, zu singen, die Videos zu schneiden und komplett für das verantwortlich zu sein, was erscheint.

Nachdem du zeitweise in Berlin und anschließend Köln gewohnt hast, bist du mittlerweile wieder seit einigen Jahren in deiner Heimatstadt Pfullendorf. Was bedeutet dir Heimat?

Ich bin definitiv heimatverbunden und habe gerne Freunde und Familie um mich herum. Hier kann ich abschalten, da nimmt man auch gerne in Kauf, mal längere Strecke fahren zu müssen.

Zum Beispiel nach Tannheim, wo du in der Nachsorgeklinik im Kuratorium bist?

Genau. Ich sammle spenden für die Kinderklinik, singe für die Kinder, spiele mit ihnen und muntere sie auf.

Im Interview mit Daniel Schuhmacher (Bild: Lutz Sieber)

2009 hast du DSDS gewonnen, ohne eine vorher eine Gesangsausbildung absolviert zu haben. Hast du dir gedacht: „Ich versuch‘ einfach mal mein Glück“?

Gesungen habe ich schon immer gerne, allerdings bis dato nie vor Publikum. Damals war es einfach mein Ziel, bei DSDS auf einer Bühne zu stehen und live Songs mit einer Band performen zu dürfen. Ich habe jeden Auftritt als Geschenk gesehen und am Ende das Ding gewonnen, auch wenn ich mega nervös war, plötzlich vor sieben Millionen TV-Zuschauern aufzutreten.

Damals verfolgten DSDS deutlich mehr Zuschauer als heute, nach deinem Sieg kannte dich ganz Deutschland. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Man lebt das erste halbe Jahr in einer Art Blase, es geht Schlag auf Schlag. Du hast keine Zeit, das alles richtig zu realisieren, sondern funktionierst einfach nur. Heftig war, dass plötzlich wildfremde Menschen eine Meinung über mich hatten.

Meinungen, die wahrscheinlich nicht immer positiv waren.

Mal war ich der kleine, süße Junge, dann – als ich etwas zugenommen hatte – der fette Hässliche. Als die Kilos wieder runter waren und ich mich 2014 geoutet habe, hieß es dann: „Magersüchtige Tucke.“ Und seit ich nun Fitness mache, bin ich der Fitnessjunkie ohne Hirn. Mittlerweile steh‘ ich da drüber und kann auch drüber lachen, manchmal nervt es allerdings auch.

Einige Zeit nach DSDS wurde es dann, wie bei vielen Castingshow-Gewinnern, ruhiger um dich. Hattest du dich damals schon damit beschäftigt, wieder in deinen Beruf als Industriekaufmann zurückzukehren?

Das war zu erwarten, schließlich kannst du diese Präsenz, vor Millionen Zuschauern aufzutreten, nach der Show nicht halten. Ich habe mich dann freigeschwommen, habe viele Live-Auftritte gemacht, auf eigene Kosten mein drittes Album produziert und meinen eigenen Weg gefunden.

Gab es auch mal Anfragen, bei Trash-Shows wie dem Dschungelcamp mitzumachen? Viele Castingshow-Teilnehmer nutzen schließlich solche Formate, um weiterhin im TV präsent zu bleiben.

Ja, die gab es mehrmals. Aber ich bin Musiker und glaube, wenn man sich für alles hergibt, nehmen einen die Leute irgendwann nicht mehr ernst.

Hast du dich in Zeiten der Pandemie wie einige Comedians oder Bands auch mit dem Thema Autokonzerte befasst?

Leider gibt es das nicht bei uns in der Gegend. Ob sich das für den Künstler lohnt, weiß ich nicht. Aber immerhin ist etwas geboten. Ich würde jedenfalls wahnsinnig gerne zeitnah wieder Auftritte absolvieren, weil es einfach meine Leidenschaft ist, vor Publikum auf der Bühne zu singen.

Vielleicht auch mal beim Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland?

Ich bin einfach schon immer ein riesiger ESC-Fan, das wäre ein Traum. Ich will mich auf dieses Ziel allerdings nicht versteifen – ob es jemals klappt, weiß man nicht. Zutrauen würde ich es mir.