Ausbildung: fast 1.000 zusätzliche Verträge

Ausbildung: fast 1.000 zusätzliche Verträge
Allein im September sind bei der IHK Schwaben zusätzlich fast 1.000 Verträge für das laufende Jahr eingegangen. (Bild: Privat)

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Der Markt kommt spät in Schwung. Im September zeigt sich Nachholeffekt.

Lindau – Gut vier Wochen nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres zeigt sich ein deutlicher Nachholeffekt auf dem Ausbildungsmarkt. Allein im September sind bei der IHK Schwaben noch einmal zusätzlich fast 1.000 Verträge für das laufende Jahr eingegangen.

Damit bestätigen sich die Prognosen: „Der coronabedingte Lockdown hat den Findungsprozess im Frühjahr komplett lahmgelegt und viele Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden ausgebremst. Jetzt wird vieles nachgeholt. Auch weil die jungen Menschen erkennen, dass die Wirtschaft sich erholt und gute berufliche Perspektiven bietet“, sagt Thomas Holderried, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Lindau/Bodensee und IHK-Vizepräsident.

Die Zahl der neuen Auszubildenden ist schwabenweit auf knapp 8.000 gestiegen. Das entspricht fast 90 Prozent des Vorjahresniveaus. In Lindau liegt die Zahl der Neuverträge mit 293 bei gut 93 Prozent des Vorjahresniveaus. 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt 314 Neuverträge. Im September sind noch einmal 57 neue Verträge aus dem Landkreis Lindau bei der IHK Schwaben eingegangen. „Diese Zahlen stimmen uns zuversichtlich, dass das Minus bis Jahresende noch weiter schrumpft“, sagt Holderried. Insbesondere in den kaufmännischen Berufen gab es in den letzten Wochen noch einmal deutliche Zuwächse.

Wirtschaftliche Unsicherheit schreckt Bewerber ab

Ein Rückgang bei der Zahl der Neuverträge im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem im Bereich Metall und Elektro, im Transportsektor sowie im Hotel- und Gastgewerbe zu verzeichnen. Neben der Corona-Krise dürften Faktoren wie der demografische Wandel oder branchenspezifische Herausforderungen eine Rolle gespielt haben. „Auf Bewerberseite hat sich die coronabedingte Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung deutlich gezeigt“, berichtet Holderried. Viele Schulabgänger hätten sich angesichts der konjunkturellen Lage häufiger als in den vergangenen Jahren für eine weiterführende Schulen statt für eine duale Ausbildung entschieden. „Auch hier rechnen wir aufgrund der wirtschaftlichen Erholung und der dadurch deutlich verbesserten Situation unserer Unternehmen wieder mit einer Zunahme der Bewerberzahlen“, sagt Holderried.

Mehr offene Stellen als Bewerber

Nach wie vor gibt es einen großen Überhang offener Stellen. Jedem Bewerber standen in Bayerisch-Schwaben rein rechnerisch drei Ausbildungsplätze gegenüber. „Die Chancen für junge Menschen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, stehen auch in diesem Jahr sehr gut“, betont Holderried. Mit zahlreichen Maßnahmen will die IHK Schwaben in den kommenden Monaten dazu beitragen, den Ausbildungsmarkt weiter zu stabilisieren. „Der Nachwuchs an Fachkräften ist für die Unternehmen im Landkreis Lindau weiter ein drängendes Thema. Daran wird die Corona-Krise nichts ändern. Daher müssen wir alles daransetzen, das Ausbildungsniveau hochzuhalten“, sagt Holderried. Die IHK Schwaben legt besonderes Augenmerk auf eine gezielte Nachvermittlung. Dabei kümmern sich Experten der IHK in individuellen Beratungen um Unternehmen, die weiter einen Auszubildenden suchen, oder um Schulabgänger, die noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung starten möchten. Dazu steht man in engem Kontakt mit weiterführenden Schulen.

Erfolgreiche Projekte laufen bereits

Flankiert werden diese Bemühungen durch Projekte wie die Schulpartnerschaften oder die Ausbildungsscouts. Sobald es die Corona-Maßnahmen erlauben, werden die Scouts wieder an Schulen zu finden sein. Auch eine digitale Lösung wurde inzwischen entwickelt. Ein neu aufgelegtes Projekt soll Studienabbrecher und -zweifler ansprechen und über die duale Ausbildung als Alternative zur Uni oder Hochschule informieren. Die Kampagne „Elternstolz“, die im Herbst startet, richtet sich vor allem an Eltern, die man für das Thema Berufswahl sensibilisieren will. Bereits zuletzt hatte die IHK Schwaben dem drohenden Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt erfolgreich gegengesteuert: mit digitalen Formaten für das Azubi-Recruiting wie einem virtuellen Speed-Dating, einer weiter ausgebauten Online-Jobbörse unter ihk-lehrstellenboerse.de oder gezielten und individuellen Nachvermittlungsaktionen. „Diese Anstrengungen werden wir fortführen“, sagt Holderried.

Kontakt für Unternehmen und Jobsuchende

Junge Menschen, die an einer Ausbildung interessiert sind, sowie Unternehmen, die ausbilden möchten, könnten sich an die Hotline der Berufsorientierung der IHK Schwaben unter 0821 3162-100 wenden.

Die Ausbildungszahlen im Detail

Merkmal     RegionZahl der Ausbildungsbetriebe
zum 31. Dezember 2019
Neue Ausbildungs-verträge zum
30. September 2019
Neue Ausbildungs-verträge zum
30. September 2020
Prozentuale
Veränderung neuer Ausbildungsverträge
Lindau203314293-6,7 Prozent
Schwaben489390457962-12 Prozent

Über die IHK Schwaben

Die IHK Schwaben vertritt im Regierungsbezirk Schwaben 140.000 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen. Sie ist seit 1843 das Selbstverwaltungsorgan der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts berät sie Unternehmen, bündelt und vertritt deren Interessen und bildet Menschen in der Region aus und weiter. Sitz der IHK Schwaben ist Augsburg. Darüber hinaus gibt es acht Regionalbüros in Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten, Lauingen, Lindau, Memmingen und Neu-Ulm. Ihr gewählter Präsident ist Dr. Andreas Kopton. Als Hauptgeschäftsführer fungiert Dr. Marc Lucassen.