Antisemitismusbeauftragter kritisiert Vorwürfe gegen Israel

Antisemitismusbeauftragter kritisiert Vorwürfe gegen Israel
Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung. (Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild)

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Ravensburg (dpa/lsw) – Nach den propalästinensischen Kundgebungen und Angriffen auf Synagogen kritisiert der Antisemitismusbeauftragte des Landes einseitige Vorwürfe gegen Israel als angeblichen Kriegstreiber. Unrecht werde von manchen Demonstranten nur erkannt, wenn es von Israel ausgehe, sagte der Religionswissenschaftler Michael Blume der «Schwäbischen Zeitung» (Mittwoch).

Eine sehr große Verantwortung für die Entwicklung liege allerdings aufseiten der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen.

«Wenn die Hamas die Waffen niederlegte, hätten wir Frieden», sagte Blume. «Wenn die israelische Armee die Waffen niederlegen würde, würde es den Staat Israel nicht mehr geben. Die Hamas will den Staat Israel zerstören, egal was er tut. Das müssen wir verstehen.»

Seit mehr als einer Woche bekämpfen sich Israel und militante Palästinenser aus dem Gazastreifen mit Raketen und anderen Waffen. Der über Jahrzehnte anhaltende Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl zugespitzt. An den Protesten gegen Israel am vergangenen Wochenende hatten nach Angaben des Innenministeriums allein in Baden-Württemberg rund 10.000 Menschen teilgenommen.

Blume forderte Kritiker der israelischen Politik auf, keine doppelten Standards zu nutzen. «Wenn ich Menschenrechtsverletzungen in Israel kritisiere, kann ich über Menschenrechtsverletzungen in Gaza nicht schweigen», sagte der 45-Jährige der Zeitung. Viele Menschen wüssten nicht, dass Israel schon 2005 den Gazastreifen geräumt habe und die radikal-islamische Hamas seit langem dort regiere. «Sie lässt keine Opposition und keine freien Wahlen zu», sagte Blume. «Viele glauben, Gaza wäre von Israel besetzt.»

Blume ist seit 2018 Baden-Württembergs erster Antisemitismus-Beauftragter.