Winter-Monate: RKI-Chef warnt vor Doppelbelastung durch Grippe und Corona

Winter-Monate: RKI-Chef warnt vor Doppelbelastung durch Grippe und Corona
Das RKI warnt vor einer Doppelbelastung durch Grippe und Corona. (Bild: Rolf Vennenbernd/dpa)

WOCHENBLATT

Im Herbst und Winter ist traditionell Grippe-Zeit. In einer Pandemie würde das eine Doppelbelastungen für das Gesundheitssystem bedeuten, warnt das RKI und applliert.

Berlin (dpa) – Mit Blick auf Herbst und Winter hat der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) vor einer Doppelbelastung des Gesundheitssystems durch Grippe und Covid-19 gewarnt.

Es gelte zu verhindern, dass zu viele Fälle der beiden Erkrankungen parallel versorgt werden müssen, sagte Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. «Wenn viele Covid-19- und viele Grippe-Erkrankte gleichzeitig auftreten, dann werden die Krankenhäuser massiv belastet.» Dies wäre auch gefährlich für andere Patienten, die die Krankenhausbetten benötigten. Ein solches Szenario lasse sich am besten mit Impfungen und dem Tragen von Masken, Abstand halten, Hygiene, Lüften und Nutzen der Corona-Warn-App vermeiden, betonte Wieler.

Es sei zwar grundsätzlich nicht vorhersehbar, wie schwer eine Grippewelle verlaufen werde, erklärte der RKI-Chef. Mit einer Zunahme der Covid-19-Fallzahlen sei allerdings zu rechnen. Beide Krankheiten seien insbesondere für ältere und chronisch Kranke ein Risiko. Die Grippe-Impfung wird in Deutschland bestimmten Gruppen wie über 60-Jährigen empfohlen – und Menschen, die etwa beruflich mit diesen Gruppen zu tun haben. Aber auch alle anderen könnten sich nach Rücksprache mit Ärzten impfen lassen, sagte Wieler. Die Corona-Impfung wird allen ab 12 Jahren empfohlen – der Chef der Gesundheitsbehörde rief erneut dazu auf, dieses Angebot wahrzunehmen.

Stiko bemängelt zu niedrigen Impfschutz

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, hat in der Pandemie vor zu wenig Grippeschutz bei Risikogruppen in Deutschland gewarnt. Bislang lägen die Grippe-Impfquoten auch gemessen an internationalen Empfehlungen zu niedrig, sagte Mertens am Mittwoch. Obwohl es in der vergangenen Grippesaison Verbesserungen gegeben habe, lägen die Influenza-Impfquoten bei Menschen über 60 leider nur bei 30 bis 40 Prozent. «Das ist wirklich zu wenig», sagte Mertens. Denn es könnte nach dem Ausbleiben in der vergangenen Saison nun eine stärkere Grippewelle geben.

Grippeimpfungen werden neben Älteren unter anderem auch chronisch Kranken, Schwangeren, medizinischem Personal, pflegenden Angehörigen und Menschen empfohlen, die beruflich mit viel Publikumsverkehr zu tun haben. Es gebe dabei Hühnerei-basierte und Zellkultur-basierte Impfstoffe sowie einen Lebendimpfstoff, erläuterte Mertens. Das sei eine breite Palette. Bei Totimpfstoffen könne der Grippeschutz auch zeitgleich mit einer Corona-Impfung gegeben werden – dann in den linken und rechten Oberarm. Wie bei Covid-19 gehe es dabei um das Vermeiden von Klinikeinweisungen und Todesfällen.

Für ältere Menschen gebe es zudem Grippeimpfstoffe mit Immunverstärkern und auch einen Hochdosis-Impfstoff, der 60 statt 15 Mikrogramm von jedem Influenzastamm enthalte. «Ältere Menschen reagieren nicht nur schlechter auf Covid-19-Impfungen, sondern auch auf die Influenzaimpfungen», sagte Mertens.

Aufforderung für weitere Impfungen

«Beim Impfen geht es nicht nur um Covid 19», betonte er. Auch alle anderen Impfungen müssten gemacht werden, neben dem Grippeschutz etwa auch die Kinderimpfungen. «Impfungen sind eine geniale und sehr bedeutende Errungenschaft der Medizin», sagte Mertens. «Um viele Infektionsprobleme zu lösen, hilft uns am Ende nur eine gute Impfung.»

Im vergangenen Jahr ließen sich nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über 22 Millionen Bundesbürger gegen Grippe immunisieren. Das waren etwas mehr als in den Vorjahren, als die Zahl bei 15 bis 18 Millionen lag. Zur Verfügung stehen in diesem Jahr laut Spahn 27 Millionen Impfstoffdosen gegen Grippe. Der Verlauf einer Grippesaison lässt sich schwer vorhersehen.