Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für Juni 2023 

Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für Juni 2023 
Der sonnenscheinreichste und zweitwärmste Juni seit Messbeginn. (Bild: pixabay)

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Ein meteorologisch gesehen ganz außergewöhnlicher Monat liegt hinter uns. Neben der gebietsweise ausgeprägten Trockenheit war es der zweitwärmste Juni, nur noch übertroffen von 2003. Was den Sonnenschein anbelangt, hat er aber diesen Ausnahme-Juni von vor genau zwanzig Jahren buchstäblich in den Schatten gestellt.

In der ersten Monatshälfte setzte sich die Mitte Mai begonnene Alleinherrschaft der Hochdruckgebiete fort. Abgesehen von vereinzelten Gewitterregen war es staubtrocken. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried wurde die längste sommerliche Trockenperiode seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1968 verbucht.

Zwischen dem 17. Mai und dem 18. Juni fiel 33 Tage lang kein messbarer Niederschlag. Nur 2011 und 1973 wurden zwei längere niederschlagsfreie Zeiträume registriert, jedoch beide im Winterhalbjahr, in dem stabile Wetterlagen häufiger vorkommen.

Zunehmende Waldbrandgefahr, im Zeitraffer sinkende Wasserpegel, die rasche Austrocknung des Oberbodens, Wasserentnahmeverbote aus Flüssen, Bächen, Seen und Weihern und ein starker Pollenflug waren die Folgen der eingefahrenen Hochdrucklage. Trotz des permanent wehenden, böigen Ostwindes, das Wetter stand still. Der Bodenseepegel, der Anfang Mai noch weit über dem langjährigen Mittel lag, näherte sich im Sauseschritt dem ungewöhnlich niedrigen Wasserstand des Vorjahres.

Tiefste Temperatur am 17.: + 9,2°C (+ 8,0°C)
Höchste Temperatur am 20.: + 33,3°C (+ 35,1°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 20,1 °C (+ 19,7°C)
Monatssumme des Niederschlags: 80,5 mm (105,6 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 384,0 Stunden (285,5 Stunden)
 
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried,
die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Nach der Monatsmitte gelangte dann mit Winddrehung auf Süd bis Südwest schwül-heiße Mittelmeerluft in den Süden Deutschlands. Am 20. (Dienstag) erreichten die Temperaturen mit Höchstwerten um die 35 Grad ihren Hitze-Peak. Spitzenreiter war Torkenweiler bei Ravensburg mit genau 36 Grad. Von Schafskälte keine Spur. Dabei gingen mancherorts heftige Schauer und Gewitter nieder. Besonders im Landkreis Sigmaringen und im Zollernalbkreis war es lokal begrenzt zu viel des Guten.

Es kam zu Überflutungen mit Aquaplaninggefahr, Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume. In den allermeisten Regionen wartete man aber vergeblich auf das dringend benötigte Nass. Das kam erst in den letzten Stunden des Monats, wobei die Wolken von Tief „Nikolaus“ ihre Regenlast allerdings sehr ungleichmäßig übers Land verteilten.

Während im Oberen Schussenbecken um Bad Schussenried und Aulendorf in kurzer Zeit teilweise mehr als 70 Liter auf den Quadratmeter prasselten und hier noch einiges vom aufgelaufenen Niederschlagsdefizit aufgeholt wurde, hielten sich die Regenmengen andernorts, oft nur wenige Kilometer entfernt, in Grenzen. Unterm Strich war dieser Juni an allen 300 Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd zu trocken. Vielerorts fiel nicht einmal ein Drittel des statistischen Regensolls.

Stattdessen wurden wir von der Sonne verwöhnt wie nie zuvor. Häufig schien sie von früh bis spät, zehn bis fünfzehn Stunden lang, in der Summe zwischen 350 und beinahe 400 Stunden. Damit wurde der eigentlich als unerreichbar geltende Sonnenscheinrekord aus dem Jahre 2003 um etwa 50 Stunden überboten. An dreizehn Tagen trübte sogar kein Wölkchen den tiefblauen Himmel.

Abgerundet wird die hochsommerliche Wetterbilanz von Temperaturverhältnissen wie man sie ansonsten vor allem von den Hundstagen gewohnt ist. Der vergangene Monat war drei bis dreieinhalb Grad zu warm. In den Niederungen kletterte das Quecksilber an 25 Tagen (Mittelwert: 11,2 Tage) über die 25-Grad-Sommermarke und an sechs Tagen über die Hitzemarke von 30 Grad (Mittelwert: 2,7 Tage). Und es sieht nicht so aus, als ob sich der Sommer damit bereits übernommen hat.

WWS-roro