Nicht nur die politischen Vorgaben, auch die meteorologischen Vorgänge werden maßgeblich aus der „Berliner Ecke“ der Republik bewertet und eingeordnet. Während dort dieser Sommer bislang tatsächlich wenig berauschend war und entsprechend medial schlecht geredet und geschrieben wurde und wird, sieht es ganz im Süden der Republik anders aus.
Der Juli war hier überall auffallend warm. Warme Luft kann jedoch mehr Wasserdampf aufnehmen. Das Potential für Starkniederschläge steigt. Zugleich ist der Jetstream, der Motor unseres Wetters, ins Stocken geraten. Was dazu führt, dass öfters als früher völlig unberechenbare, aus dem Polargebiet nach Mitteleuropa abdriftende Kaltlufttropfen in großer Höhe unsere Witterung beeinflussen.
Diese Höhentiefs labilisieren die Luftmassen und reichern sie mit Energie an. Die Folgen kennen wir alle: Ahrtal, Braunsbach und die vielen anderen von Wasserfluten, Hagel und Sturmböen heimgesuchten Regionen, auch in Oberschwaben, am Bodensee, im Allgäu, auf der Alb und deren Umfeld. Tropische Regengüsse im einst gemäßigten Klima Mitteleuropas.
Die verteilten ihr Wasser allerdings naturgemäß sehr ungleichmäßig übers Land. So kamen zwischen Leutkirch und Aitrach an der Iller verbreitet 150 Liter/m² vom Himmel, örtlich sogar nahe 200 Liter/m² (Wolfgang Graf in Aichstetten: 192,2 Liter/m²). An der Donau, in der Göge, im nördlichen Oberschwaben und in weiten Teilen der Schwäbischen Alb unterdurchschnittliche 50 bis 70 Liter/m². Simon Zeiher registrierte in Amstetten-Reutti lediglich 47,4 Liter/m² und Herbert Beiter in Rangendingen im Zollernalbkreis gerade mal 39,5 Liter/m².
Wechselhaft ja, aber als verregnet kann man diesen Juli hierzulande jedenfalls nicht bezeichnen, zumal sich keine länger anhaltenden Regenphasen einstellten. Dies sieht man auch am Pegel des Bodensees. Der lag anfangs in Konstanz bei 503 cm, am Monatsende mit 431 cm dann nur noch wenig über dem mittleren Wasserstand um diese Jahreszeit.
| Tiefste Temperatur am 04.: + 10,8°C (+ 8,0°C) Höchste Temperatur am 31.: + 34,2°C (+ 35,1°C) Durchschnittliche Monatstemperatur: + 20,2°C (+ 19,9°C) Monatssumme des Niederschlags: 103,5 mm (87,6 mm) Gesamtsonnenscheindauer: 252,2 Stunden (272,1 Stunden) (Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!) |
Und was die Temperaturverhältnisse anbelangt, übertrifft dieser Juli klar die Norm, der ohnehin schon deutlich vom Klimawandel beeinflussten Referenzperiode 1991 bis 2020. An der Zentrale der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried war es seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1968 erst der elfte mit einem Mittelwert von mehr als 20 Grad (20,2°C) und unterm Strich immerhin der achtwärmste der Messreihe. An 23 Tagen (Mittelwert: 15,4 Tage) kletterte das Quecksilber über die Sommermarke von 25 Grad und acht Mal auf 30 Grad und mehr (Mittelwert: 4,6 Tage). Eine ganz beachtliche Bilanz. Bis in die 90er Jahre hinein gab es den ganzen Sommer hindurch nicht einmal halb so viele Hitzetage. Mit dem Beginn der Hundstage drehte der Sommer richtig auf. In der Spitze waren es um die 35 Grad, an der Nordsee zur selben Zeit an manchen Tagen kaum 20 Grad.
Seit dem 1. August befinden wir uns meteorologisch gesehen im letzten Drittel dieses Sommers. Und der wird wohl von seinem eingeschlagenen Kurs auch nicht mehr sonderlich abweichen. Auf kühlere Phasen mit teils kräftigen Regengüssen und Gewittern folgen in beständiger Regelmäßigkeit Sonnenschein und hohe Temperaturen. Dieser Sommer ist energiegeladen. Und wird es vermutlich bis ans Ende seiner Tage bleiben.
WWS-roro