Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für den Sommer 2023

Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für den Sommer 2023
Ein Rückblick auf den Sommer 2023 // Symbolbild. (Bild: Pexels)

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Zum Auftakt der Hundstage ging dem Sommer für zweieinhalb Wochen die Puste aus und auf der Zielgeraden Ende August brach er für ein paar Tage vollkommen ein, doch insgesamt gesehen war es ein weit überdurchschnittlicher Sommer, der viertwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen der Wetterwarte Süd im Jahre 1968.

Der Jetstream, Motor und Antriebskraft unseres Wettergeschehens, ist schwächer geworden und damit weisen die Großwetterlagen eine größere Beharrlichkeit auf, was sich auch in diesem Sommer gezeigt hat. Nach lang anhaltender Trockenheit mit auffallend niedrigen Wasserpegeln und großer Hitze legte er ausgerechnet während der Haupturlaubs- und Ferienzeit eine ausgedehnte Verschnaufpause ein.

Zweieinhalb Wochen Sommerwetter wie es früher einmal war: wechselhaft, öfters nass und nicht allzu warm, zeitweise sogar empfindlich frisch. Auf dem 1834 Meter hohen Hochgrat fielen einige Schneeflocken und der Säntis (2502 m) präsentierte sich vorübergehend tief verschneit im weißen Winterkleid. Aber kaum auszudenken, wenn es diese Sommer-Delle nicht gegeben hätte. Denn danach folgten fünfzehn Tage mit 30 Grad und mehr (in der Spitze bis zu 37 Grad!), was selbst der „Jahrhundertsommer 2003“ nicht vorweisen kann und auch nicht der Ausnahme-Juli 1983. Diese Hitze so spät im Sommer ist beispiellos, erst recht, wenn man bedenkt, dass die Sonne nur so hoch stand wie Mitte/Ende April, als es dieses Jahr auf den Höhen der Alb und Adelegg noch schneite.

Nicht auszudenken, wenn sich genau dieselbe Wettersituation vier Wochen früher eingestellt hätte. Dann wären sämtliche Hitzerekorde geradezu pulverisiert worden: an die 40 Grad in der Region und bis zu 43 Grad am Oberrhein. Im Norden der Republik war es dagegen bei weitem nicht so heiß, weshalb dieser Sommer zeitweilig richtig schlecht geredet wurde. Dabei hat er im südlichen Baden-Württemberg, abgesehen von den zwei feucht-kühlen Witterungsphasen mit viel Sonnenschein und hohen Temperaturen geglänzt.

Mit Tief „Erwin“ kam Ende August schließlich der große (Land-) Regen. Dringend benötigt und nicht nur von der Natur ersehnt. Über Nacht ging es vom Hochsommer in den Frühherbst. Vor wenigen Tagen schweißtreibende 35 Grad und nun tagsüber nicht einmal mehr die nächtlichen Tiefsttemperaturen der vorausgegangenen, lang anhaltenden Hitzewelle.

Tiefste Temperatur am 27. Juli:                              + 8,0°C (+ 8,0°C)
                   Höchste Temperatur am 20. August:   + 35,2°C (+ 36,2°C)
                   Temperatur            Niederschlag                 Sonnenschein   
 
Juni:           20,1°C (19,7°C)      80,5 mm (105,6 mm)    384,0 Std. (285,5 Std.)
Juli:            19,9°C (20,7°C)      87,6 mm (71,9 mm)      272,1 Std. (366,1 Std.)
August:       19,3°C (19,8°C)    117,3 mm (134,9 mm)    225,5 Std. (313,9 Std.)
Sommer:    19,8 (20,1°C)        285,4 mm (312,4 mm)    881,6 Std. (965,5 Std.)
 
                   Tageskategorien:
 
                   Sommertage:   60 (67 Tage)        Gewittertage:    23 (19 Tage)
                   Hitzetage:        25 (21 Tage)        Tage mit Regen: 47 (40 Tage)
 
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)
 

Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,77°C (Mittelwert der vom Klimawandel bereits geprägten Jahre 1991 bis 2020: 17,84°C) reiht er sich nach 2003 (20,66°C), 2022 (20,08°C) und 2018 (19,82°C) auf Platz vier in der 55-jährigen Beobachtungsreihe an der Wetterzentrale in Bad Schussenried ein. Und was die Hitzetage anbelangt, 21 an der Zahl (Mittelwert: 11,8 Tage), belegt er sogar Platz zwei, hinter 2003. An 60 Tagen stieg das Quecksilber über die 25-Grad-Sommermarke. Das sind zwanzig mehr als im langjährigen Durchschnitt zu erwarten wäre. Und auch bei den Sonnenscheinstunden verzeichneten alle Stationen im Netz der Wetterwarte Süd hohe Werte, was vor allem auf den sonnigsten Juni seit Messbeginn zurückzuführen ist.

Bei den Regenmengen gibt es allerdings ganz beachtliche Unterschiede. Schon im Juni und Juli verteilten die Wolken ihr Nass sehr ungleichmäßig übers Land, im äußerst energiegeladenen, gewitterreichen August waren die Gegensätze aber noch größer, wobei lokal begrenzt Unwetter mit tennisballgroßen Hagelbrocken niedergingen. Während das Sommersoll vielerorts, teilweise deutlich verfehlt wurde, registrierten die Wetterbeobachter in den von heftigen Gewitterregen öfters betroffenen Gebieten überdurchschnittlich hohe Regenmengen. So meldete Erich Lamers aus Erolzheim an der Iller 427 Liter Wasser auf den Quadratmeter und Timo Riedel in Isny, auch bedingt durch den Staueffekt der Alpen, gar 497,4 Liter/m².

Dass es im September, dem „Mai des Herbstes“ nochmals richtig warm werden kann, ist nichts Neues, doch dieses Jahr zeigt sich der Sommer in bestechender Spätform. Ein Sommer, über den es sich wirklich nicht meckern lässt.

                                                                                                                                                WWS-roro