Arbeitsagentur mit Entwicklungsstatistiken Weniger Arbeitslose: Bilanz zum Arbeitsmarkt 2022

Weniger Arbeitslose: Bilanz zum Arbeitsmarkt 2022
Döndü Özkan (Geschäftsstellenleiterin Agentur für Arbeit Friedrichshafen) und Mathias Auch (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Konstanz - Ravensburg) (Bild: Felix Römmert)

In dem Jahrespressegespräch der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg erläuterte Mathias Auch (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg) zusammen mit Döndü Özkan (Geschäftsstellenleiterin Agentur für Arbeit Friedrichshafen) die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Über das vergangene Jahr kann man sehr zufrieden sein.

Im letzten Jahr sank die Arbeitslosigkeits-Quote deutlich, jedoch mangelt es an Arbeitskräften auf einem höheren Niveau.

Im Jahr 2022 waren rund dreizehntausend Menschen ohne Arbeit

Im Agenturbezirk Konstanz-Ravensburg waren im Jahresdurchschnitt 12.934 Menschen arbeitslos, davon 6.006 Frauen und 6.928 Männer. Gegliedert nach Rechtskreisen gehörten 6.134 zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 6.800 zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).

Prägnanter Rückgang der Arbeitslosigkeit  

Im Gegensatz zu 2021 waren 2022 1.766 (12 Prozent) Menschen weniger arbeitslos gemeldet.

Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent – und ist damit die zweit niedrigste Quote in Baden-Württemberg.

„In der ersten Jahreshälfte setzte sich die Erholung insbesondere in den Branchen fort, die besonders von den Corona-Maßnahmen betroffen waren. Ab Jahresmitte führte dann die Erfassung ukrainischer Geflüchteter zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Besonders die Jobcenter standen und stehen durch den Zustrom ukrainischer Geflüchteter vor großen Herausforderungen.“, so Mathias Auch.

In Baden-Württemberg ging die Jahresarbeitslosigkeit um zehn Prozent zurück. Die Quote betrug 3,5 Prozent.

Höchststand der Beschäftigung erreicht

Nach einem kleinen Corona bedingten Rückgang 2020 konnte sich der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach 2021 auch in 2022 weiter fortsetzen.

Mit 329.111 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum 30. Juni 2022 (Stichtag) bedeutete dies einen Anstieg gegenüber 2021 von 1,8 Prozent und damit sogar die Erreichung eines neuen Höchstwertes.

Hohe Arbeitskräftenachfrage nach Fachkräften

Nach Informationen von Unternehmen und Verwaltungen in 2022, gab es über 23.443 neue, offene Stellen. 675 bzw. 3,0 Prozent mehr als im Jahr davor.

Im Jahresdurchschnitt waren im gesamten Agenturgebiet 7.982 Stellen nicht besetzt, knapp 20 Prozent mehr als 2021.

„Die Arbeitskräftenachfrage bewegte sich im vergangenen Jahr auch im langjährigen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau. Gesucht wurden und werden vor allem Fachkräfte und höher Qualifizierte“, so Agenturleiter Auch mit der Zusammenfassung.

Stellenbestände hoch in allen Wirtschaftsabschnitten

Die Stellenbestände steigerten sich über nahezu alle Wirtschaftsabschnitte:

  • Verarbeitendes Gewerbe 977 Stellen, plus 48 Prozent
  • Gesundheits- und Sozialwesen 872 Stellen, plus 51 Prozent
  • Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben 573 Stellen, plus 49 Prozent
  • Gastgewerbe 610 Stellen, plus 27 Prozent
  • Baugewerbe 443 Stellen, plus 15 Prozent
  • Einzelhandel 526 Stelle, plus 12 Prozent

Einen Rückgang um 4 Prozent gab es bei der Arbeitnehmerüberlassung (Personaldienstleistung) mit im Schnitt 2.065 Stellen.

Schlechte Chancen ohne ansprechende Bildung

„Akut war und bleibt das Thema Arbeits- und Fachkräftebedarf. Fort- und Weiterbildung sind ein zentraler Aspekt, der Fachkräftesicherung. Agentur für Arbeit und Jobcenter fördern auch 2023 intensiv die Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen“, teilte Auch mit.

Besonders für Arbeitssuchende ohne Berufsausbildung oder Langzeitarbeitslose wird es immer schwieriger, eine Beschäftigung aufzunehmen.

Es lohnt sich mehr denn je für Geringqualifizierte, eine Berufsausbildung oder eine Teilqualifikation in Betracht zu ziehen.

Soziale- und handwerkliche Berufe schlecht besetzt

Engpässe bei der Stellenbesetzung gibt es vor allem in der Pflege, in medizinischen Berufen, in der Kindererziehung, in IT-Berufen, in Bau- und Handwerksberufen sowie im Lebensmittelverkauf. An Berufskraftfahrern im Güterverkehr und an Arbeitern im Gastgewerbe mangelt es auch.

Arbeitsmarkt durch Kurzarbeit stabilisiert, Inanspruchnahme weniger geworden

„Der regionale Arbeitsmarkt wurde auch 2022 durch den Einsatz von Kurzarbeit stabilisiert, allerdings hat die Inanspruchnahme im Vergleich zu den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 sehr deutlich abgenommen, auch wenn im zweiten Halbjahr eine wieder etwas ansteigende Nachfrage nach Kurzarbeitsberatungen erkennbar war. Viele Unternehmen handeln vorausschauend, um gegebenenfalls schnell auf aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können,“ sagt Mathias Auch.

Konstanz am höchsten: Arbeitslosenquote nach Landkreisen

Bodenseekreis: 3.262 Arbeitslose (1.614 Frauen, 1.648 Männer), minus 214 zum Vorjahr Arbeitslosenquote 2022: 2,6 Prozent (minus 0,2 Prozentpunkte) davon SGB II: 1.637 Menschen, plus 311 zum Vorjahr

Landkreis Konstanz: 5.642 Arbeitslose (2.589 Frauen, 3.053 Männer), minus 777 zum Vorjahr Arbeitslosenquote 2022: 3,5 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte) davon SGB II: 3.141 Menschen, minus 17 zum Vorjahr

Landkreis Ravensburg: 4.030 Arbeitslose (1.803 Frauen, 2.227 Männer), minus 775 zum Vorjahr Arbeitslosenquote 2022: 2,4 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte) davon SGB II: 2.022 Menschen, minus 252 zum Vorjahr

Gute Entwicklung in 2022 – Positives Fazit

„Der Arbeitsmarkt in den Kreisen Konstanz, Ravensburg und Bodensee hat sich im vergangenen Jahr sowohl aufnahme- als auch widerstandsfähig gezeigt. Arbeitskräfte-Nachfrage und Arbeitslosigkeit haben sich von der Pandemie wieder erholt, während der Ukraine-Krieg gemessen am Ausmaß der dadurch hervorgerufenen Unsicherheiten und Belastungen keine gravierenden Auswirkungen am regionalen Arbeitsmarkt gezeigt hat“, resümiert Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg.