Wankel-Gelände verkauft – jetzt forscht dort OBRIST aus Vorarlberg!

Wankel-Gelände verkauft – jetzt forscht dort OBRIST aus Vorarlberg!
(Bild: Wilfried Vögel)

Lindau – Wie das WOCHENBLATT exklusiv in Erfahrung bringen konnte, hat das vorarlbergische Technologie Unternehmen Obrist mit Sitz in Lustenau (AT) die Technische Entwicklungsstelle Lindau (TES), ehemals „Felix Wankel Forschungsinstitut“, von Volkswagen käuflich erworben. Die Obrist Gruppe hat das dem WOCHENBLATT gegenüber zwischenzeitlich bestätigt.

Obrist beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung eines sauberen, CO2-freien, komfortablen und erschwinglichen Elektrofahrzeuges mit modernster, umweltfreundlicher HYPERHYBRID-Technologie (serieller Hybrid).

1998 hatte Volkswagen das Wankel-Institut vom Fraunhofer-Institut gekauft. Auch als der Autobauer Audi aus Ingolstadt das Institut angemietet hatte, änderte sich an den Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Nutzung nichts: Das Wankel-Institut, das nach dem Willen des Erbauers Dr. Felix Wankel wie ein Schiff aussieht, ist nur ungefähr sechs Monate im Jahr effektiv nutzbar. Im Sommer wird es sehr heiß, im Winter sehr kalt. Ein Zustand, der so leicht nicht zu ändern ist, denn der Denkmalschutz redet ein gewichtiges Wörtchen mit. So muss beispielsweise die äußere Fassade erhalten bleiben, was jede Nutzung schwierig und teuer macht.

Das ehemalige „Felix Wankel Forschungsinstitut“ in Lindau (Bild: Wilfried Vögel)

Wankel ließ 1960 auf dem Wäsen am Seeufer in Lindau die Forschungs- und Entwicklungsstelle bauen. Viele Details arbeitete er selbst aus und erprobte sie am Modell. Das markante Gebäude hat große Schiebefenster aus Plexiglas, V-Stützen als tragende Bauelemente und einen Treppenturm. Ein grünes Kunststoffdach oberhalb der Fensterfront dient zugleich als Sonnen- und Regenschutz.

Während Wankel den Kreiskolbenmotor entwickelte, forschte Audi insbesondere an einem seriellen Hybrid, bei dem ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor im Fahrzeug zusammenarbeiten.

(Bild: Wilfried Vögel)

Wie der Automobilhersteller aus Ingolstadt dem WOCHENBLATT auf Anfrage mitteilte, hat Audi den Mietvertrag, vielleicht auch wegen der schwierigen räumlichen Umstände, schon vor längerer Zeit nicht mehr verlängert. Das Gebäude versank nach Ende der Mietzeit sozusagen in einen Dornröschenschlaf.

Spaziergänger im Uferpark Wäsen konnten im letzten Jahr außer einer gelegentlichen Pflege der Außenanlagen kaum mehr Aktivitäten im Inneren des denkmalgeschützten, geschichtsträchtigen Gebäude feststellen. Das dürfte sich jetzt grundlegend ändern.

OBRIST Engineering

1996 gründete Frank Obrist „OBRIST Engineering“. Obrist hat seine berufliche Laufbahn dem Design von fortschrittlichen Maschinen gewidmet. Er nennt insbesondere Dr. h.c. Felix Wankel als seinen „wahren Meister“. Frank Obrist war zudem einer der letzten Mitarbeiter von Felix Wankel. Damit könnte sich in Lindau auf dem Wankel-Gelände jetzt wieder ein Kreis schließen.

Die OBRIST-Gruppe besteht aus mehreren Unternehmen, von denen jedes einen bestimmten Interessenbereich abwickelt. Der Spannungsbogen reicht von Kompressoren und Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel, zu umweltfreundlichen und emissionsneutralen Antriebssträngen.

Schon länger tüftelt Obrist Powertrain an alternativen Konzepten für einen zukunftsfähigen Elektroantrieb. Er soll die Nachteile der vorhandenen Systeme vermeiden und alle Vorteile in sich vereinen: umweltfreundlich, komfortabel, praktikabel und erschwinglich.

Jetzt heißt es für die Obrist-Gruppe mit Sitz in Lustenau, für das Wankel-Gebäude in Lindau in enger Abstimmung mit den Landschafts- und Denkmalschutzbehörden bis zum Sommer tragfähige Nutzungskonzepte zu entwickeln.

Das ehemalige „Felix Wankel Forschungsinstitut“ in Lindau (Bild: Wilfried Vögel)

Frank Obrist dazu: „Wir wollen den Spirit dieses Ortes wiederbeleben und durch Innovation, Zukunftsorientierung und neues Denken die Mobilität und den globalen Energieträger der Zukunft vorantreiben. Zudem war und ist der Bodensee ein Innovationsstandort. Das haben unter anderem Zeppelin unter Beweis gestellt““.

Vielleicht kommen entscheidende Impulse für einen modernen, zukunftsfähigen und bezahlbaren Antrieb ja künftig wieder aus Lindau – ganz in der Tradition von Felix Wankel. Den Erfinder Wankel hätte das bestimmt gefreut.