Der Frühling ist die perfekte Jahreszeit zum Fasten. Giftstoffe werden ausgeschieden, der Blutdruck gesenkt und der Stoffwechsel kommt wieder in Schwung. Für wen sich Fasten eignet, wer es lassen sollte und warum am Anfang eine Darmreinigung steht, erfahren Sie bei uns.
Laut Fastenexperten tut es dem Körper gut, für eine gewisse Zeit auf Speisen, bestimmte Getränke und Genussmittel zu verzichten. Eine der beliebtesten Fastenmethoden ist das klassische Heilfasten nach Buchinger. Bereits nach wenigen Tagen sind die ersten Erfolge spürbar: Heilfasten entlastet den Darm, senkt den Blutdruck und stärkt das Immunsystem. Doch der systematische Nahrungsverzicht kann noch mehr – er wirkt wie ein heilsamer Schock auf den Körper und löst eine Reihe biochemischer Prozesse aus.
Experte Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau, informiert rund um das Thema Heilfasten.
1. Welche nachweislichen Effekte hat das Heilfasten?
„Heilfasten wird gezielt zur Förderung der körperlichen und psychischen Gesundheit eingesetzt. Zudem reguliert es den Blutzuckerspiegel und dient dem Stoffwechsel. Viele Menschen berichten von einer gesteigerten geistigen Klarheit und einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Fasten vorteilhaft für unsere Gehirnfunktion ist, indem es die Bildung neuer Nervenzellen stimuliert und die kognitive Leistungsfähigkeit unterstützt.“

2. Gibt es auch Nachteile?
„Insbesondere in der Anfangsphase hat Heilfasten auch Nebenwirkungen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Müdigkeit oder ein Hungergefühl. Diese Symptome sind meist vorübergehend und klingen ab, sobald sich der Körper an den Fastenzustand gewöhnt hat. Menschen, die noch keine Fastenerfahrung haben, empfinden die Anfangsphase oftmals als herausfordernd, weshalb eine gute Vorbereitung wichtig ist. Eine fachkundige Begleitung kann helfen, mögliche Beschwerden zu minimieren und eine sichere Durchführung zu gewährleisten.“
3. Steht am Anfang immer die Darmreinigung?
„Eine Darmreinigung hilft vor allem dem Stoffwechsel dabei, die Abfallprodukte schneller loszuwerden. Der Körper stellt auch seine Energiegewinnung während des Fastens um – eine Darmreinigung kann diesen Übergang erleichtern. Zudem trägt sie auch dazu bei, dass sich der Körper besser auf das Fasten einstellt und unangenehme Begleiterscheinungen reduziert werden. Klassischerweise wird hierfür schonendes Glaubersalz in Wasser aufgelöst und getrunken.“
4. Ist Heilfasten zum Abnehmen geeignet?
„Kurzfristig führt Heilfasten zu einer Gewichtsabnahme, da der Körper Energie aus seinen Reserven zieht. Allerdings besteht die Gefahr, dass das verlorene Gewicht nach dem Fasten schnell wieder zugenommen wird, wenn keine nachhaltige Ernährungsumstellung erfolgt. Wer also nur durch das Fasten dauerhaft abnehmen will, den muss ich leider enttäuschen. Allerdings führt die intensive Beschäftigung mit dem Nahrungsverzicht zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Essgewohnheiten und trägt letztendlich zur Gewichtsreduktion bei“.
5. Heilfasten: allein oder in der Gruppe?
„Eine strukturierte Gruppenatmosphäre wirkt motivierend und bietet Rückhalt. Der Austausch mit anderen kann dabei helfen, Herausforderungen während des Fastens besser zu bewältigen und die Motivation aufrechtzuerhalten. Für eine optimale Erfahrung werden in einer professionell begleiteten Fastengruppe sowohl die körperlichen als auch die psychischen Aspekte des Fastens gezielt unterstützt.“
6. Kann man in jedem Alter Heilfasten?
„Gesunde Erwachsene dürfen grundsätzlich in jedem Alter fasten. Eine individuelle Beratung hilft aber, festzustellen, ob Heilfasten geeignet ist. Kindern oder Jugendlichen ist eher davon abzuraten, da bei ihnen die ausreichende Zufuhr aller essenziellen Nährstoffe von besonderer Bedeutung für die Entwicklung ist. Selbiges gilt für Schwangere. Insbesondere für ältere Menschen ist Heilfasten vorteilhaft, wenn es richtig durchgeführt wird.“
7. Welche Dauer empfiehlt der Fachmann?
„Beim klassischen Heilfasten nach Buchinger wird in der Regel eine Dauer von einer bis maximal drei Wochen empfohlen. Das kann dann ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt werden. Eine individuelle Anpassung an Faktoren wie Alter oder Gesundheitszustand ist allerdings sinnvoll, um den Körper nicht zu überfordern und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.“

8. Kann man neben dem Heilfasten seinem Beruf nachgehen?
„Das hängt von der individuellen Belastbarkeit ab. Wer eine körperlich anstrengende Arbeit hat, sollte das Fasten besser in den Urlaub legen. Eine bewusste Auszeit vom Alltag kann auch helfen, das Fasten optimal für sich zu nutzen. In physisch weniger fordernden Berufen kann das Fasten in den Alltag integriert werden, wobei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Ruhepausen wichtig sind. Laut Buchinger, dem Erfinder des Heilfastens, gibt es aber nicht nur medizinische Effekte. Es sei auch eine ‚Diät der Seele‘ zu erwarten. Daher empfahl er, das Fasten mit schönen Tätigkeiten wie Lesen oder Musikhören zu verbinden, die gleichzeitig entspannend wirken. Die Arbeit sollte also schon etwas heruntergeschraubt werden.“
Speiseplan: Gemüsebrühe und verdünnte Säfte
Das klassische Heilfasten nach der Buchinger-Methode ist eine der populärsten Arten, um zu fasten. Sie geht auf den deutschen Arzt und Naturheilkundler Otto Buchinger (1878-1966) zurückgeht. Erlaubt ist für fünf Tage oder länger nur der Verzehr von Gemüsebrühe und verdünnten Säften – in geringem Umfang auch Milchprodukte. So erhält der Körper eine minimale Menge an Kalorien, Vitaminen und Mineralien.