Nonnen als Vorbilder Warum werden Ordensfrauen so alt?

Warum werden Ordensfrauen so alt?
Spiritualität, Gemeinschaft, Gelassenheit: Das Geheimnis des langen Lebens von Nonnen // Symbolbild. (Bild: Anton_Herrington/ iStock / Getty Images Plus)

Mit 116 Jahren ist die brasilianische Nonne Inah Canabarro Lucas der älteste Mensch der Welt. Auch in Deutschland werden Ordensschwestern oft sehr alt. Was ist ihr Geheimnis?

Das Thema des Alterns beschäftigt die Menschen schon seit langem. Niemand möchte gerne alt sein, aber jeder gerne alt werden. Die beste Altersvorsorge ist, nie aufhören, am Leben teilzunehmen. Nonnen sind auch im hohen Alter Teil der Lebensgemeinschaft eines Ordens. Sie werden häufig alt und knacken sämtliche Rekorde.

Im Jahr 2017 starb Dominikanerin Konrada Huber aus Niederbayern im Alter von 110 Jahren. Sie ist nach dem Frühstück einfach in ihrem Rollstuhl eingeschlafen. Bis zuletzt habe die Schneidermeisterin weder Arzt noch Tabletten gebraucht und sei geistig fit gewesen. Weit über ihren 100. Geburtstag hinaus habe sie Habite gerichtet und gestickt, so die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).

Wegbegleiterin von Mutter Teresa

Im Bistum Essen ist gerade eine Ordensfrau im Alter von 103 Jahren gestorben. Schwester Anand war eine Wegbegleiterin Mutter Teresas. In ihren langen Jahren als Ordensschwester engagierte sich Anand in Indien, Südamerika, Afrika und Europa. Die ausgebildete Ärztin kümmerte sich unter anderem um Arme in Peru und betrieb in Essen eine Suppenküche für Obdachlose.

Auch im Kloster Reute gab es eine Nonne, die ein ganzes Jahrhundert alt wurde. Schwester Philothea Kopp trat als Dreißigjährige in den Orden der Franziskanerinnen ein. Sie trug 70 Jahre lang täglich ihren dunkelgrauen Habit, den schwarzen Schleier und um den Hals ein Kreuz mit dem franziskanischen Tau, heißt es auf katholisch.de.

Was ist das Geheimnis der Nonnen?

Die Nonne Inah Canabarro Lucas darf auf 116 Jahre zurückblicken. Zu ihrem 110. Geburtstag erhielt sie ein Grußschreiben von Papst Franziskus. Im Januar 2021 ließ sie sich gegen Covid-19 impfen, steckte sich jedoch mit Corona an und überstand die Erkrankung. Unglaublich, sie ist der älteste Mensch der Welt und eine Ordensschwester. Wie schaffen es Nonnen, so alt zu werden?

Ist es der geregelte Tagesablauf, weniger Stress, dafür Spiritualität und die Gemeinschaft? Im kalifornischen Silicon Valley stellen die Tech-Milliardäre viel Geld zur Verfügung, damit Wissenschaftler an der Unsterblichkeit forschen können. Sie sollen herausfinden, wie man wenigstens das Leben positiv verlängern – oder noch besser, wie man dem Tod von der Schippe springen – kann.

Verschiedene Start-ups wollen herausfinden, wie die Menschen in Zukunft ein längeres und selbstbestimmteres Leben führen können. Offensichtlich ist ihnen noch nicht aufgefallen, dass es eine sehr kleine Gruppe von Menschen gibt, die außerordentlich alt wird – nämlich Ordensschwestern. Vielleicht können die Tech-Milliardäre von ihnen etwas lernen?

Ordensfrauen als Vorbild für ein gelungenes Altern

Mediziner haben herausgefunden, dass Ordensfrauen in den USA ein bemerkenswert langes Leben führen und sich dabei guter Gesundheit erfreuen. Das lässt sich auch auf Gemeinschaften in anderen Ländern übertragen. Können Nonnen ein Vorbild für gelungenes Altern sein?

Die US-amerikanische Altersforscherin Anna Corwin hat 2021 ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht: „Das Alter annehmen. Wie katholische Nonnen zu Vorbildern des Wohlbefindens wurden“. Sie stellte bei ihrem Forschungsprojekt, das dem Buch zugrunde liegt, fest, dass Nonnen nicht nur erfolgreicher altern als andere Menschen. Die meisten Nonnen praktizieren demnach auch eine aktive Akzeptanz des Alterns. 
„In vielen amerikanischen Klöstern ist das Altern ein natürlicher Teil des Lebens und nicht etwas, das man fürchten oder vermeiden muss“, so Corwin.

Konsequenz und soziale Unterstützung

Es gibt einige Faktoren, die zur Gesundheit von Nonnen beitragen, hat die Wissenschaftlerin herausgefunden. Dazu gehören zum Beispiel eine konsequente Ernährung und eine höhere Bildung. Aber die Geschichte ihrer bemerkenswerten Gesundheit und ihres Wohlbefindens im Alter ist damit nicht allein erklärt, meint die Altersforscherin. „Wie sie beten, wie sie miteinander sprechen, wie sie soziale Unterstützung anbieten und erhalten und wie sie verstehen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, der älter wird: All diese kulturellen Praktiken prägen die Erfahrungen der Nonnen mit dem Altern, dem Schmerz und dem Ende des Lebens.“

Die wichtigste Lektion, die man von Nonnen lernen kann, sei, sich ganz auf den Alterungsprozess einzulassen und diesen positiv anzunehmen. Angestrengt dagegen anzukämpfen, führe zu Stress und einem reduzierten Wohlbefinden, so Anna Corwin.

Im heimischen Kräutergarten finden Nonnen allerhand Naturheilmittel.
Im heimischen Kräutergarten finden Nonnen allerhand Naturheilmittel. (Bild: prill/iStock / Getty Images Plus)

Altes Heilwissen und eine ausgewogene Ernährung

Eine weitere Studie aus den USA zeigt auf, dass Menschen in zwei Schüben altern – mit ungefähr 44 Jahren und um den 60. Geburtstag herum. Die ersten Veränderungen waren eng mit Herzerkrankungen, Haut- und Muskelfunktionen und der Art und Weise verbunden, wie Menschen Koffein, Fett und Alkohol verstoffwechseln. Hier punkten die Nonnen sicherlich mit ihrer Ernährung und der Lebensweise. In den meisten Klöstern wird auf eine ausgewogene Ernährung geachtet und altes Heilwissen hilft Körper, Geist und Seele.

Tipp: Schwester Birgit vom Kloster Reute hat unter dem Titel „Gesundheit aus dem Garten Gottes: Die große Hausapotheke aus dem Kloster“ ein Buch verfasst.

(Quelle: domradio.de/KANN/katholisch.de)