Förderung im Kampf gegen Blutkrebs Tübinger Projekt zur Entwicklung von personalisierten Immuntherapien erhält finanzielle Unterstützung

Tübinger Projekt zur Entwicklung von personalisierten Immuntherapien erhält finanzielle Unterstützung
Hand hält eine rote Schleife gegen die Sonne. (Bild: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer)

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Die Überführung von neu entwickelten Therapien vom Labor ans Krankenbett ist nicht nur eine zeit-, sondern auch eine kostenintensive Angelegenheit. Um diese Lücke weiter zu schließen, unterstützt die ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) bundesweit fünf Forschungsprojekte mit insgesamt drei Millionen Euro für die GMP-konforme Herstellung von Wirkstoffen für eine anschließende klinische Studie mit Patienten.

Gleich zwei Projekte stammen dabei aus Tübingen, eines davon unter der Leitung von Prof. Dr. Juliane Walz, Abteilungsleiterin der Abteilung für Peptid-basierte Immuntherapie und Medizinische Direktorin der Klinischen Kooperationseinheit Translationale Immunologie an der Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen. Das Projekt zur Entwicklung einer personalisierten Immuntherapie gegen die akute myeloische Leukämie (AML) wird mit 745.000€ gefördert.

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine besonders aggressive Form des Blutkrebses und die zweithäufigste Art dieser Erkrankung bei Erwachsenen. Trotz zahlreicher Behandlungsfortschritte in den letzten Jahren ist nur rund ein Viertel aller Betroffenen nach drei Jahren noch am Leben. Was AML so tückisch macht: Sie hat eine enorm hohe Rückfallquote.

Hierfür sind sogenannte therapieresistente Leukämievorläufer-/Stammzellen verantwortlich, die nach der Behandlung im Patienten bzw. Patientin verbleiben und ein erneutes Auftreten der Krankheit verursachen. Das Tübinger Team hat nun einen neuen Behandlungsansatz entwickelt, der sich gezielt gegen diese verbleibenden Leukämievorläuferzellen richtet.

„Die Peptid-basierte Immuntherapie zielt darauf ab, spezifische Immunantworten gegen Tumorzellen im Patienten auszulösen“, erklärt Prof. Dr. Juliane Walz. Peptide sind Eiweißbruchstücke, die jede Körperzelle auf gewissen Antigenen an ihrer Zelloberfläche hat. Das körpereigene Immunsystem kann mithilfe von T-Zellen die Oberfläche von gesunden und erkrankten Zellen wie etwa bei der Leukämie, absuchen, dadurch erkrankte Zellen erkennen und bekämpfen.

„Wir machen uns diese Eigenschaft zunutze, um gezielt die T-Zellen im Kampf gegen die befallenen Zellen zu trainieren“, führt Prof. Walz weiter aus. Mittels einer therapeutischen Impfung werden die T-Zellen auf die Erkennung und Bekämpfung dieser bestimmten Antigene, die sich auf bösartigen Zellen befinden, abgerichtet.

Es fehlt jedoch bislang an geeigneten Leukämievorläuferzellen-spezifischen Antigenen, die den erfolgreichen Einsatz von Peptid-basierten Immuntherapien bei AML ermöglichen. „Wir haben darum in den letzten Jahren die Leukämiezellen zahlreicher AML Patientinnen und Patienten untersucht, um Vorläuferzell-spezifische Antigene zu charakterisieren“, erläutert Prof. Walz. Mithilfe der Anschubfinanzierung kann das Team um Prof. Walz nun erstmals einen Impfstoff basierend auf diesen Antigenen in Medikamentenqualität herstellen, um dann dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit in einer Phase I Studie für AML-Patientinnen und Patienten zu untersuchen.

(Pressemitteilung: Universitätsklinikum Tübingen)