Beim jüngsten Anschlag in München sind auch Kinder unter den Opfern. Krisen treffen junge Menschen besonders hart – sei es durch direkte Betroffenheit oder durch die Medienberichterstattung. Eltern und Angehörige stehen dann vor der Herausforderung, mit ihren Kindern über das Geschehene zu sprechen und ihnen in dieser belastenden Situation beizustehen.
In Süddeutschland bietet der DRK-Kreisverband Ravensburg e.V. eine einzigartige Unterstützung an: den ehrenamtlichen Kinder-Kriseneinsatzdienst. Experten gaben kürzlich im Radio wichtige Tipps für Eltern in München, wie sie mit ihren Kindern über den Anschlag sprechen sollten und welche Maßnahmen helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.
Wie Kinder Krisen erleben – und warum sie anders reagieren als Erwachsene
Ob Busunglück, Amokalarm, Terroranschlag oder Naturkatastrophe – Kinder und Jugendliche verarbeiten Krisen anders als Erwachsene. Ohne ausreichende Unterstützung können traumatische Erlebnisse langfristige Folgen haben, darunter:
- Ängste und Schuldgefühle
- Konzentrationsstörungen
- Reizbarkeit, Aggressivität oder depressive Symptome
Eltern und Angehörige sind oft verunsichert und wissen nicht, wie sie richtig reagieren sollen. Michael Schulz vom DRK-Krisenteam erklärt:
„Grundsätzlich ist es wichtig, einen sicheren Rahmen mit einer Bezugsperson zu schaffen, in dem das Kind sich geschützt fühlt. Allein die Information, dass diese Reaktionen normal sind, kann schon helfen.“
Altersgerechte Unterstützung: Was Kinder in Krisen brauchen
Säuglinge und Kleinkinder (0–3 Jahre)
Säuglinge reagieren auf Stress mit Schreckhaftigkeit, Unruhe und Weinen. Wichtig ist eine ruhige, verlässliche Bezugsperson, die für Geborgenheit sorgt. Dies können Eltern, Großeltern oder enge Vertraute sein.
Vorschul- und Grundschulkinder (4–10 Jahre)
Kinder in diesem Alter zeigen oft Aggressivität oder ein starkes Bedürfnis nach Nähe. Sie stellen viele Fragen und machen sich Sorgen. Rituale und Routinen helfen, um Stabilität zu geben. Kreative Aktivitäten wie Malen, Bewegung und Rollenspiele sind besonders hilfreich. Wichtig ist, kindgerechte, aber ehrliche Antworten auf ihre Fragen zu geben.
Jugendliche (11–18 Jahre)
Teenager reagieren oft mit Rückzug, emotionaler Taubheit oder Übererregung. Ihr Bezug zu Gleichaltrigen ist in Krisen oft stärker als zu Erwachsenen. Eltern sollten Rückzugsmöglichkeiten und altersgerechte Ablenkung bieten. Trotzdem bleibt eine erwachsene Bezugsperson wichtig.
Wann professionelle Hilfe notwendig ist
Niemand sollte davor zurückschrecken, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sagt Ulrike Schmid vom DRK. Ansprechpartner können sein:
- Kinderärzte und Schulsozialarbeiter
- Polizei und Jugendamt
- Traumaambulanzen, z. B. im ZfP
Das Deutsche Rote Kreuz bietet bei akuten Krisen psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) sowie ein Kinder-Krisen-Einsatz-Team unter der Notrufnummer 112 an – als „Erste Hilfe für die Seele“.
Wichtige Telefonnummern für betroffene Kinder und Eltern
- Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche): 116 111 (kostenlos & anonym)
- Elterntelefon: 0800 111 0550 (kostenlos & anonym)
Kinder und Jugendliche nehmen Hilfe oft lieber anonym an – daher sind Chat- und Telefonangebote wichtige Anlaufstellen.
(Quelle: DRK Kreisverband Ravensburg)