Schnelles Internet auf dem Land und in der Stadt: Chancen und Herausforderungen

Schnelles Internet auf dem Land und in der Stadt: Chancen und Herausforderungen
Da der Glasfaserausbau aus eigener Tasche bezahlt wird, muss er am Ende auch rentabel sein. (Bild: gorodenkoff/ iStock / Getty Images Plus)

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Das moderne und schnelle Glasfaserinternet ist auf dem Vormarsch und der Breitbandausbau in Deutschland schreitet voran. Doch immer noch sind gravierende Unterschiede bei der Verfügbarkeit von schnellem Internet auf dem Land und in der Stadt zu erkennen. Während die meisten Großstädte bereits in der digitalen Zukunft des lichtschnellen Internets leben, warten viele ländliche Regionen noch auf den Glasfaserausbau. Doch warum unterscheidet sich die Breitbandabdeckung zwischen ländlichen und urbanen Gebieten so stark und woran liegt das? Wir werfen einen Blick auf die Chancen und Herausforderungen, die der Glasfaserausbau mit sich bringt.

Wie funktioniert der Glasfaserausbau?

Der Glasfaserausbau in Deutschland ist weitestgehend ein privatwirtschaftlicher Ausbau. Das bedeutet, dass die vor Ort ansässigen Telekommunikationsunternehmen den Netzausbau selbst finanzieren. Sämtliche Baumaßnahmen werden also mit dem Geld der Unternehmen finanziert und auch sämtliche Baurisiken lasten auf deren Schultern.

Da der Glasfaserausbau aus eigener Tasche bezahlt wird, muss er am Ende auch rentabel sein. Daher müssen die Telekommunikationsunternehmen gut überlegen, in welchen Regionen und Gebieten sie den Netzausbau vornehmen. Besonders attraktiv sind hier Großstädte, Städte und städtische Vororte, denn hier sind die Baubedingungen sehr günstig: Die Wege zu den Endkunden sind in der Regel recht kurz und die Anzahl der potenziellen Kunden ist umgerechnet auf die Fläche auch deutlich höher als auf dem Land. Vereinfacht gesagt, kann das Unternehmen auf dicht besiedelten Gebieten mit der gleichen Bauleistung potenziell mehr Kunden erreichen.

Aus diesem Grund liegt die Breitbandabdeckung in deutschen Städten vielerorts bereits über 90 %, denn die Chancen, die getätigten Investitionen hier durch zahlende Kundschaft wieder auszugleichen, sind weitaus höher als in ländlichen Gebieten. Somit haben nach aktuellem Stand weitaus mehr städtische Bürger Zugang zu schnellen Internetverbindungen im hohen Megabit-Bereich (bis zu 1000 Mbit/s) als es ländliche Bewohner haben.

Herausforderungen im ländlichen Raum

Doch wieso stellen ländliche Gebiete eine so große Herausforderung für den Glasfaserausbau dar? Zum einen liegt es an den bereits erwähnten hohen Baukosten. Ländliche Gebiete sind meist nicht so dicht besiedelt wie Städte. Leitungswege werden dadurch länger – sei es zwischen verschiedenen Verteilerkästen oder aber zu den Endnutzern selbst. Längere Leitungswege wiederum bedeuten einen höheren bautechnischen Aufwand, der wiederum mit höheren Kosten verbunden ist.

Ein weiterer Faktor sind Angebot und Nachfrage nach dem schnellen Glasfaserinternet. Selbst wenn Telekommunikationsunternehmen einen Ausbau in ländlichen Regionen in Erwägung ziehen, hängt es allein von der tatsächlichen Nachfrage ab, ob der Netzausbau auch realisiert wird. Aus diesem Grund führen viele Unternehmen vor Beginn der Bauplanung eine Umfrage durch, bei der sich Haushalte und Unternehmen dazu verpflichten können, einen Glasfaseranschluss zu nutzen. Hier muss das Telekommunikationsunternehmen dann berechnen, ab welcher Beteiligung der Bürger sich die Investition in den Netzausbau vor Ort lohnt.

Stimmen zu wenige Haushalte für das Glasfasernetz, sodass sich die Kosten für den Glasfaser-Anbieter nicht ausgleichen bzw. sich der Ausbau nicht lohnt, so wird er auch nicht stattfinden – und das auch, wenn sich vielleicht über 50 % der Anwohner den Ausbau wünschen würden. So kommt es immer wieder vor, dass ländliche Gebiete aus der modernen digitalen Landkarte Deutschland ausgespart und dort zu „grauen Flecken“ werden. 

In einigen ruralen Gebieten werden aber auch Kompromisslösungen geboten, so etwa der Glasfaseranschluss FTTC – fiber to the curb. Hier werden die modernen Glasfaserleitungen nur bis zu den Verteilerkästen im Ort gelegt. Die letzte Meile zum Kunden wird hingegen über bestehende Infrastrukturen zurückgelegt, da sich ein Ausbau bis zu den Endnutzern finanziell nicht lohnen würde. Tatsache ist aber, dass sich ein lichtschnelles Glasfaserinternet mit Internetgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s nur durch einen wirklichen FTTH-Anschluss gewährleisteten lässt.

Aus all diesen Gründen sieht die Breitbandabdeckung in vielen ländlichen Regionen noch sehr dünn aus. In einigen Gebieten liegt die Abdeckungsrate noch immer unter 10 %, was bedeutet, dass gerade einmal 10 % der ansässigen Haushalte in einer Region potenziell Zugang zu einem Glasfaseranschluss haben.

Chancen durch die „Breitbandförderung“

Während der Netzausbau in Städten privatwirtschaftlich stark vorangetrieben wird, so bietet die Breitbandförderung der Bundesregierung auch ländlichen Gebieten einen kleinen Lichtblick. So ist der Förderetat für den Netzausbau mit gigabitfähigen Infrastrukturen in den letzten Jahren immer mehr gewachsen: Jährlich fließen rund 3 Mrd. Euro in die Breitbandförderung.

Doch wie hilft dies nun ländlichen Gebieten? Das ist ganz einfach, denn förderfähig sind alle Projekte in Gebieten, die keine privatwirtschaftliche Ausbauperspektive haben, also keinen Netzausbau durch Telekommunikationsunternehmen erwarten können. Durch eine neue Priorisierung bei der Förderverteilung sollen die Fördergelder zudem zuerst in die Regionen fließen, die auch den größten Förderbedarf beim Breitbandausbau haben. So sollen die grauen Flecken auf der digitalen Landkarte Stück für Stück geschlossen werden.

Mithilfe der Fördergelder können Kommunen und öffentliche Einrichtungen dann zum Beispiel Anreize für Telekommunikationsunternehmen schaffen, um die Region marktmäßig zu erschließen und dort Internet anzubieten – etwa indem durch die Kommune finanzierte Glasfaserkabel verlegt werden, die später an die Netzanbieter verpachtet werden können. Die Förderung übernimmt dabei bis zu 50 % der durch die Maßnahmen entstandenen Kosten. 

Dies bietet vielen Kommunen einen Anreiz und überhaupt erst eine reelle Chance, das Projekt „Netzausbau“ voranzutreiben und auch die ländlichen Gebiete fit für die Zukunft zu machen. Durch die Zusammenarbeit von privatwirtschaftlichem und förderfähigem Ausbau will die Bundesregierung dann bis zum Jahr 2025 eine Breitbandabdeckung von 50 % mit schnellem Internet ermöglichen.

Wie hoch dabei jedoch der Anteil der Verfügbarkeit in ländlichen Regionen sein wird, wird sich erst noch zeigen. Der Breitbandatlas der Bundesnetzagentur bietet genauere Informationen und Angaben zur Glasfaserverfügbarkeit in den verschiedenen Gebieten Deutschlands.

Wie steht es um das mobile Internet?

Ist die Rede vom schnellen Internet und vom Breitbandausbau, so denken die meisten wohl zuerst an das stationäre Internet und die Internetanschlüsse zu Hause. Doch im Zuge der Digitalisierung und des Breitbandausbaus sollen auch die deutschen Mobilfunknetze ausgebaut und verbessert werden. Und hier sieht es mit der Abdeckung bereits weitaus besser aus als für das Glasfaserinternet.

Der modernste Mobilfunkstandard 5G ist bereits auf etwa 85 % des deutschen Bundesgebiets verfügbar. Doch trotz der hohen Verfügbarkeit haben auch hier rurale Gebiete wegen erhöhtem Bauaufwand beim Ausbau oft das Nachsehen gegenüber städtischen Gebieten. Aber im Gegensatz zum Glasfaserausbau stehen die Chancen, eine vollständige Abdeckung Deutschlands in den nächsten Jahren zu erreichen, um einiges besser.