Mit einem großen Zapfenstreich der Bundeswehr wurde Olaf Scholz als Bundeskanzler verabschiedet. Blickt man auf seine Regierungszeit zurück, bleiben nicht viele gute Erinnerungen. Eigentlich könnte man seine knapp vier Jahre im Kanzleramt als persönliche Tragödie betrachten. Scholz war, diesen Eindruck hat er zumindest immer vermittelt, mit sich selbst immer im Reinen. Doch ihm fehlte das Gespür dafür, welchen Eindruck er durch seine Auftritte vermittelte. Vielleicht haben Partei-Genossen und die Kabinettsmitglieder versucht ihn zu mehr Empathie und Offenheit zu drängen, gelungen ist ihnen das aber nicht.
Scholz darf als der Bundeskanzler bezeichnet werden, der die unglücklichste Figur abgab. Kürzer als er waren nur Ludwig Erhard (1963 – 1966) und Kurt-Georg Kiesinger (1966 – 1969) im Amte. Doch beide unterschied von Scholz, dass sie in der Öffentlichkeit eine wesentlich bessere Figur abgaben. Ludwig Erhard gilt noch bis heute als die Figur des Wirtschaftsaufschwunges nach dem II. Weltkrieg, auch wenn er als Kanzler eher schwach war. Kiesinger war beliebt, musste aber 1969 trotz Wahlsieg seinen Platz räumen, weil die FDP überraschenderweise Willy Brandt auf das Schild hob.
Die Beliebtheitswerte von Scholz waren schon bald nach dem Amtsantritt im Sinkflug. Zusätzlich wurde sein Ansehen durch die ständigen Streitereien der Ampel-Koalition belastet. „Wer Führung bestellt, bekommt sie,“ war sein Versprechen zu Beginn seiner Regierungszeit. Erfüllt hat er diesen Anspruch nie. Kein Wunder, dass bei drei Parteien mit deutlich unterschiedlichen Ausrichtungen die Fliehkräfte immer größer wurden. Scholz konnte die zunehmende Entfremdung untereinander weder moderieren, noch unterbinden. Statt zu führen, entglitt ihm das Eigenleben der Ampel immer mehr, bis hin zum Bruch Ende letzten Jahres. Nur einmal flackerte das Licht eines wirklichen Staatsmannes auf. Bei seiner Rede zur Zeitenwende bescherte er dem Parlament und der Republik eine Sternstunde. Damals bezeichnete Scholz den Angriff Russlands auf die Ukraine als „historischen Wendepunkt“.
Mit Scholz wird der Niedergang der deutschen Wirtschaft verbunden werden. Schon die Vorgänger-Regierungen unter Angela Merkel müssen sich hier Versäumnisse ankreiden lassen, doch Scholz fand nie den richtigen Draht zur Wirtschaft. Statt eines konstruktiven Dialoges gab es von ihm, in Scholz-typischer Art, Vorwürfe an die Wirtschaftsbosse. Zudem hatte der Ex-Kanzler kein Gespür und auch nicht die Fähigkeit, den Menschen im Lande „seine“ Politik zu erklären. Scholz leidet bis heute an einer grandiosen Selbstüberschätzung. Er vermittelte nicht nur den Eindruck, nur er wisse was richtig ist und was nicht, er sagte dies auch und lobte sich öffentlich dafür. Seine Glaubwürdigkeit im Amt nahm auch durch die Cum-Ex-Affäre Schaden. Hier verwies Scholz auf große Wissens- und Erinnerungslücken, während er andererseits mühelos von privaten Begebnissen und deren Details, die sich vor Jahrzenten abspielten, erzählen konnte.
Mit falschen Signalen im Bereich der Sozialpolitik, hat Scholz ein Erbe hinterlassen, das den linken und rechten Rändern der Politik Auftrieb gab. Dass die AfD so stark wurde, ist sicher nicht nur allein ihm zuzuordnen, aber die Menschen haben in den letzten Jahren eine klare Kante vermisst, die dazu beigetragen hätte, mehr Mut im gefühlten Niedergang der Republik zu schöpfen. Dies führte zur Stärkung der AfD, die mit scheinbar einfachen Lösungen um die Ecke kam und damit das Unwohlsein der Menschen mit der Regierungs-Politik für sich nutzte.
Unter Kanzlerin Merkel galt Deutschland als politisches Schwergewicht, nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. Scholz konnte diese Rolle nicht annähernd ausfüllen. Mittlerweile haben die Franzosen, Briten, die Baltische Staaten und teilweise auch Polen diesen Part für Europa übernommen. Deutschland mutierte in den drei Jahren Ampel zu einem Land unter „ferner liefen“. In den englischsprachigen Ländern nennt man dies „Lame duck“.
Als Fazit seiner Amtszeit könnte man einen Begriff aus dem Sport verwenden: „Erst hatte er kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu!“ Fraglich, ob ihn jemand als Kanzler wirklich vermissen wird.
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