Schreie retten deutsches Duo Dramatische Rettungsaktion bei Nacht an der Zugspitze

Dramatische Rettungsaktion bei Nacht an der Zugspitze
Fünf Alpinisten stiegen trotz Sperre über den Bayernsteig und den „Stopselzieher“-Klettersteig in Richtung Zugspitze. (Bild: picture alliance/vizualeasy | Bernd Jürgens)

Am Pfingstsonntag mussten zwei schlecht ausgerüstete Deutsche nach einer riskanten Tour auf die Zugspitze aufwendig gerettet werden. Die Alpinisten stiegen über eine gesperrte Route auf. Einer hatte kein Handy dabei und schrie um Hilfe.

Zwei Deutsche (34 und 39) brachen mit drei weiteren Personen vom Eibsee aus entlang des gesperrten Bayernsteigs und anschließend über den Klettersteig „Stopselzieher” in Richtung Zugspitze auf. Nachdem sich die Gruppe aufgesplittet hatte, wartete der 34-Jährige am letzten Grat, so die Polizei. Die übrigen Personen gingen weiter, kehrten jedoch ebenfalls um. Beim gemeinsamen Abstieg – wieder über den Klettersteig – splittete sich die Gruppe erneut und die beiden Deutschen trennten sich ebenfalls.

Alpinist schreit um Hilfe

Im Bereich des Einstiegs zum „Stopselzieher“ wollte der 34-Jährige auf den 39-Jährigen warten und stieg sogar etwas zurück. Da er den 39-Jährigen jedoch nicht sehen konnte, beschloss der 34-Jährige, weiterzugehen. Im Bereich der Wiener Neustädter Hütte verlor er den Weg, stieg über steiles, felsdurchsetztes Gelände ab und kam schließlich gegen 21 Uhr im Bereich eines steilen Überhangs nicht mehr weiter. Da er kein Mobiltelefon dabei hatte begann er, laut um Hilfe zu rufen.

Glücklicherweise hörten ihn zwei Wanderer, die zu einer Nachttour auf die Zugspitze aufgebrochen waren und setzten die Rettungskette in Gang. Daraufhin wurde die Bergrettung Ehrwald alarmiert.
In der Zwischenzeit verlor der 39-Jährige, der ebenfalls Richtung Tal abgestiegen war, ebenfalls den Weg. Als er nicht mehr weiterwusste, setzte er kurz vor Mitternacht einen Notruf ab und gab via WhatsApp seine Koordinaten durch. So konnte er vom hinzugezogenen Rettungshubschrauber stark unterkühlt und durchnässt geborgen und in ein Krankenhaus geflogen werden.

Mit Akku-Bohrhammer senkrecht an Steilwand

Der Einsatz schien beendet. Doch als sich herausstellte, dass noch jemand aus der fünfköpfigen Gruppe fehlte, setzten die bereits im Tal angekommenen drei Wanderer ebenfalls einen Notruf ab und die Suche wurde fortgesetzt. Das Team der Bergrettung Ehrwald, das sich noch am Bayernsteig befand, konnte schließlich die Hilferufe wahrnehmen. Die Bergretter stiegen vom Bayernsteig aus über eine steile Schotterrinne auf. Am Wandfuß angekommen konnten sie den 34-Jährigen lokalisieren. Da eine Bergung mittels Hubschrauber nicht möglich war, stiegen mehrere Bergretter mit Seil, Bohrhacken, Akku-Bohrhammer und weiterem Equipment auf. Es musste ein Höhenunterschied von ca. 60 Metern in einer nahezu senkrechten, fast überhängenden Wand überwunden werden.

Bergrettung leistete unglaubliches

Hierzu setzten die Bergretter mehrere Bohrhacken über zwei Seillängen (ca. 100 m) ein. Der Aufstieg dauerte etwa eine Stunde. Der Deutsche konnte gegen 04.30 Uhr gesichert und gegen 05.50 Uhr geborgen werden. Gegen 07.00 Uhr trafen alle im Einsatz befindlichen Bergretter sowie der 34-Jährige unverletzt im Bergrettungsheim der Bergrettung Ehrwald ein. Die beiden Beteiligten, die nur unzureichend ausgerüstet waren, blieben unverletzt, waren jedoch stark unterkühlt.

Im Einsatz waren die Bergrettung Ehrwald unter anderem mit Drohnen, die Bergrettung Lermoos, die Freiwillige Feuerwehr Ehrwald, Angestellte der Tiroler Zugspitzbahn, die Bergwacht Grainau sowie der Notarzthubschrauber.

(Quelle: LPD Tirol)