Seit Januar wird die elektronische Patientenakte (ePA für alle) getestet. Wird sie zum Gamechanger bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen? Wie verändert sie den Praxisalltag und welche Chancen bietet Künstliche Intelligenz für die Medizin? Wie sehen die digitalen Best-Practice-Beispiele von morgen aus? Über diese spannenden Themen diskutierten am Samstag, 10. Mai, 250 Teilnehmer beim eHealth Forum in Freiburg. Von der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) waren dazu Experten der Praxis, sowie Vertreter aus Politik und Industrie eingeladen.
ePA gut gestartet
Laut KVBW markiert der flächendeckende Start der ePA einen Meilenstein auf dem Weg zu einem digitalisierten Gesundheitswesen. Steigende Nutzungszahlen der ePA belegten, dass sie deutschlandweit immer mehr Verwendung findet. Dr. Florian Fuhrmann (Vorsitzender der Geschäftsführung der Nationalen Agentur für Digitale Medizin, gematik) konnte über erste Erfolgszahlen berichten. Demnach wurden zu Spitzenzeiten täglich bis zu 3 Millionen Zugriffe auf die ePA registriert. „1,2 Millionen Medikationslisten wurden täglich geöffnet. Damit ist die ePA auf bestem Wege ein fester Bestandteil unserer Gesundheitsversorgung zu werden,“ so Fuhrmann.
Wichtiger Schritt für die ambulante Versorgung
Für Dr. Philipp Stachwitz (Leiter Digitalisierung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV) steht die Bedeutung des digitalen Wandels in der Versorgung außer Frage: „Jetzt ist die elektronische Gesundheits-Akte wirklich für alle verfügbar.“ Er bezeichnete dies als einen wichtigen Schritt, vor allem für die ambulante Versorgung. Stachwitz sieht eine Riesenchance die ePA mit den Erfahrungen der Ärzte. Psychotherapeuten, Gesundheitsberufe und Patienten erfolgreich weiterzuentwickeln. „Es soll ein zentrales Werkzeug für die Zukunft der Versorgung in einem vernetzten Gesundheitswesen werden,“ fasste er die Zielsetzung zusammen.
Dokumentation der Ärzte unerlässlich
Als begrüßenswert bezeichnete der Vorstand der KVBW den stufenweisen Start der ePA. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Braun merkte dazu an: „Dass die Nutzung zunächst freiwillig bleibt und mögliche Sanktionen vorübergehend ausgesetzt wurden, ist ein wichtiges Signal an die Ärzteschaft.“ Eine verpflichtende Anwendung sieht der Chef der KVBW erst dann als sinnvoll an, wenn der Einsatz der ePA im Praxisalltag zuverlässig funktioniere und schon bekannte Sicherheitsrisiken vollständig behoben seien. Er verweis dabei auf Hinweise durch den Chaos Computer Club, der auf technische und datenschutzrechtliche Herausforderungen aufmerksam gemacht hatte. In aller Deutlichkeit wies Braun darauf hin, dass trotz ePA die Verantwortung über die Vollständigkeit der Informationen bei den Patienten liege. Auch sieht der Vorstandsvorsitzende die eigene Dokumentation der Ärzteschaft als unerlässlich an: „Die Digitalisierung darf das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nicht gefährden.“
Chancen durch KI
Auch die Künstliche Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen stand im Fokus des Forums. Prof. Mark Dominik Alscher (Geschäftsführer Bosch Health Campus GmbH) und Prof. Daniel Gotthardt (Vorstand CompuGroup), stellten Chancen und Herausforderungen von KI-basierten Lösungen vor. Nicole Löhr (Vorständin der KV Niedersachsen) beleuchtete die Rolle der Praxisverwaltungssysteme als Schlüssel zur Digitalisierung.
Neue Plattform für die 116117
Abgerundet wurde das Programm durch versorgungsorientierte Best-Practice-Beispiele zur Digitalisierung aus Baden-Württemberg. KVBW-Vorständin Dr. Doris Reinhardt präsentiert dabei die digitale Versorgungsplattform für den 116117-Patientenservice, die im Frühjahr 2025 an den Start geht.