Vor wenigen Tagen übertrug ZDF frontal einen Beitrag zur Patientensicherheit, der fassungslos macht. Nach Recherchen von ZDF und „Spiegel“ haben mehr als 30 Ärzte, die im Ausland arbeiteten, ihre Lizenz verloren. Ihnen wurden u.a. Sexualdelikte und Behandlungsfehler zur Last gelegt. Offensichtlich sind sie nach Deutschland zurückgekehrt und arbeiten in Praxen oder Kliniken. In einem Fall wird explizit ein Arzt benannt, der den Recherchen zufolge, offensichtlich in einer Praxis am Bodensee tätig ist.
Im Falle eines am Bodensee arbeitenden Arztes, war Finn Olsen (Norwegen) ein Opfer des medizinischen Versagens. Durch schwere Behandlungsfehler hat er seinen Unterschenkel verloren. Olsen äußerte sich im Beitrag: „Ich habe Mitleid mit den Patienten in Deutschland, die von ihm operiert werden.“ Dieser Arzt verlor zwar in Norwegen die Lizenz, arbeitet aber in Deutschland weiter.
Unverständnis für die Vorgänge
Wir konfrontierten die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), die Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg (BWKG), die Bundestagsabgeordneten der Region und die Bundesärztekammer (BAEK) mit dem Bericht und baten um Stellungnahme.
Für die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) antwortete deren Pressesprecher Kai Sonntag: „Es steht außer Frage, dass Ärzte, die im Ausland ihre ‚Lizenz‘ entzogen bekommen haben, hier nicht tätig sein sollten. Wir können das Problem als KVBW aber leider nicht lösen. Die Ärzte, die bei uns ihre Zulassung beantragen, müssen (unter anderem) ihre Approbation, die Facharztanerkennung und ein Führungszeugnis vorlegen. Nur, wenn wir einen Hinweis bekommen (was ab und zu einmal vorkommt), dass es in der Vergangenheit Vorkommnisse gegeben hat, die einer Zulassung entgegenstehen, können wir versuchen, weitere Informationen einzuholen und dann die Zulassung prüfen.“
Die Pressesprecherin der Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg (BWKG), Annette Baumer, ist offensichtlich über diese Recherche erschüttert: „Die recherchierten Vorgänge machen fassungslos und erfordern Aufklärung. Für die Zukunft gilt es, strikte Vorkehrungen zu treffen und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um derartige Fälle künftig zu verhindern. Patientinnen und Patienten müssen sich in Deutschland darauf verlassen können, bei Ärztinnen und Ärzten in kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Händen zu sein.“
MdB Martin Gerster (SPD) ist zuversichtlich, dass sich solche Vorkommnisse nicht wiederholen: „Wer seine Lizenz wegen grober Behandlungsfehler oder gar Straftaten im Ausland verliert, darf bei uns nicht praktizieren. Wichtig ist jetzt, alles genau zu prüfen und die Verfahren entsprechend anzupassen. Ich bin mir sicher, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zum Schutz der Patientinnen und Patienten darauf zügig reagieren wird.“
Als Anwalt fordert MdB Wolfgang Dahler (CDU) die rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen: „Die recherchierten Vorgänge machen fassungslos und erfordern Aufklärung. Für die Zukunft gilt es, strikte Vorkehrungen zu treffen und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um derartige Fälle künftig zu verhindern. Patientinnen und Patienten müssen sich in Deutschland darauf verlassen können, bei Ärztinnen und Ärzten in kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Händen zu sein.“
Die Bundesärztekammer (BÄK) äußerte sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht.