WYC-Teilnehmer zwischen beflügelt und enttäuscht Gemeinsame Weltmeisterschaft der olympischen Segel-Disziplinen

Gemeinsame Weltmeisterschaft der olympischen Segel-Disziplinen
Simon Diesch (WYC) und Anna Markfort (VSaW Berlin) segelten bei der gemeinsamen Weltmeisterschaft aller olympischen Segel-Disziplinen in Den Haag im 470er Mixed auf Rang acht. (Bild: Robert Deaves)

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Mit vier Teilnehmern war der Württembergische Yacht-Club bei der gemeinsamen Weltmeisterschaft aller olympischen Segel-Disziplinen vergangene Woche in Den Haag vertreten.

Simon Diesch segelte im 470er Mixed mit Anna Markfort (VSaW Berlin) auf Rang acht. Bei den Kite-Surfern („Formula Kite“) erreichte Jan Vöster Rang 32 (Vierter U21). Bei den Surfern auf dem iQFOiL-Brett platzierte sich Alisa Engelmann auf Rang 45, Jonne Heimann bei den Herren auf Rang 65.

Immer im Jahr vor den Olympischen Spielen veranstaltet der Weltsegelverband eine gemeinsame Weltmeisterschaft aller zehn olympischen Segel-Disziplinen. Diesmal war die Nordsee vor Den Haag (Niederlande) der Austragungsort für die Wettfahrten der 1200 Teilnehmer in rund 900 Booten. Zudem wurden dort die ersten Nationen-Startplätze für Olympia 2024 vergeben. Dieses Ziel haben die 470er-Segler mühelos erreicht. Gleich drei deutsche Teams gehörten zu den ersten acht Nationen der Gesamtwertung.

Vor dem Medal Race der 470er hatten noch zwei deutsche Teams Medaillenchancen. Simon Diesch und Anna Markfort (amtierende Vize-Europameister) führten nach einem Laufsieg in der Gold-Fleet zur Halbzeit das Feld der 64 Crews sogar an und starteten mit den gelben Trikots in den vorletzten Tag. Doch die Performance der vorherigen Tage konnte das Duo nicht halten.

Mit mittelprächtigen Ergebnissen verloren sie zwei Plätze und gingen als Fünfte in das finale Medaillenrennen der besten zehn Teams. Sie kamen nach einem spannenden Rennverlauf, in dem die Positionen mehrfach bis kurz vor dem Ziel wechselten, nur als Achte ins Ziel und landeten damit insgesamt auch nur auf Rang acht.

„Mit dem Endergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden, insbesondere mit unserer Performance an den letzten beiden Tagen. Wir haben den falschen Dingen Priorität gegeben, sind zu wenig aggressiv gesegelt“, resümierte Simon Diesch. „Wir haben uns zu sehr darauf verlegt, Fehler mit dem Strom zu vermeiden – und haben dabei die Taktik mit dem Wind etwas aus den Augen verloren.“

Eine Strömung mit oft mehr als zwei Knoten Geschwindigkeit im Regattakurs sorgte für eine zusätzliche Herausforderung, nicht nur für die 470er-Segler. Auch alle anderen Teilnehmer mussten sich auf diese zusätzliche Komponente einstellen. „Ganz anders als von der ‚rauen‘ Nordsee zu erwarten, hatten wir überwiegend wenig Wind und Welle, dafür aber extrem viel Strom“, beschrieb auch Alisa Engelmann die Rahmenbedingungen der WM.

Die 88 Surferinnen mussten den ersten Tag mangels ausreichendem Wind mit Warten an Land verbringen. „Daher ging es in den folgenden zwei Tagen der Qualifikation um alles. Am ersten Tag bei leichtem Wind im Course Racing konnte ich solide starten und mich im Mittelfeld platzieren. Leider kostete mich am zweiten Tag ein schlechtes Slalom-Rennen und ein Frühstart den Sprung in die Goldfleet“, schildert sie den Verlauf der ersten Hälfte ihrer WM.

Somit ging sie als Führende der Silberfleet in die Finalrennen. Auch dort waren dann wieder nur an einem Tag Wettfahrten möglich. „Ich konnte mit vier Top-Ten-Platzierungen in fünf Wettfahrten meine Führung im Silberfleet verteidigen und so den Wettkampf noch zu einem versöhnlichen Ende bringen“, bilanzierte Alisa Engelmann. Die gleichen Bedingungen hatte Jonne Heimann bei der iQFOiL-Herren. Er verlor gegen Ende der Woche etwas an Boden und kam letztlich auf Rang 65 bei 93 Startern.

Auf Tragflügeln gegen die Weltelite

Nach drei harten Tagen mit den Qualifying-Rennen hatte sich Jan Vöster bei den 84 Kite-Surfern (ein Surfbrett mit Tragflügel, angetrieben von einem Lenkdrachen) für das Silverfleet qualifiziert. Starke Strömung, ablandige und drehende Winde sowie eine schwierige steile Welle forderten auch die Fahrer der Kite-Disziplin heraus.

„Meine größte Schwierigkeit jedoch war es, mich beim Start gegen all die Top-Fahrer durchzusetzen und von Anfang an vorne dabei zu sein“, erläuterte Jan Vöster einen wichtigen Erfolgsfaktor. Der Start ist vorentscheidend für das Rennen. „Ausnahmen davon gibt es aber auch“, so Vöster weiter. „In einem Rennen am ersten Tag erwischte ich einen Winddreher so perfekt, dass ich zusammen mit Janis Maus, meinem deutschen Teamkollegen, als erster und zweiter an der Luvmarke ankam. Über das Rennen verlor ich den zweiten Platz  zwar noch an Max Maeder, den späteren Titelgewinner. Aber dieser dritte Platz war schon ein Highlight für mich.“

Doch nicht nur Zufälle spielen manchmal Schicksal in einem Rennen. Im letzten Lauf der Qualifikation hatte Jan Vöster einen Super-Start. Der Wind hatte gerade so abgenommen, dass die meisten Fahrer vom kleinen auf den großen „Kite“ (der lenkbare Drachenschirm) gewechselt hatten. Vöster hatte sich noch für den kleineren, 15 Quadratmeter großen Schirm entschieden. Mit dem guten Start und einer schnellen Fahrt war er als Erster an der ersten Wendemarke.

„Ich wusste aber, dass ich mit dem kleineren Kite einen großen Nachteil auf dem Downwind haben würde. Da musste ich echt ein bisschen den Kopf aus- und den Vollgas-Modus anschalten“, schoss der Adrenalinspiegel Vösters in die Höhe. Er wurde von Weltmeistern und Finalisten verfolgt, verlor auf der Strecke zurück noch drei Plätze gegen diese Weltelite. „Aber ich legte einen zweiten mega Upwind hin und konnte mich bis zur Topmark wieder auf Position eins vorkämpfen“, schilderte er weiter. „Allein das war schon der absolute Hammer für mich!“

Bis zum Ziel musste er nur noch den späteren Vizeweltmeister vorbei lassen. „Als ich als Zweiter ins Ziel fuhr, war ich unglaublich happy“, berichtete er freudestrahlend. Mit diesem Selbstbewusstsein gelangen ihm in der Silverfleet noch gute Ergebnisse, so dass er sich noch auf Rang 32 insgesamt verbesserte. In der U21-Wertung war er viertbester Fahrer.

„Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, habe damit deutlich mein Kaderkriterium bestätigt und weiß, dass mit mehr Consistency bald noch deutlich mehr möglich ist“, zog er ein positives Resümee der WM. Für ihn geht es in Kürze noch zur Formula-Kite-Europameisterschaft nach Großbritannien.

(Vereinsmitteilung: Württembergischer Yacht-Club e.V.)