Neue Trainer braucht das Land – Ein Kommentar

Neue Trainer braucht das Land – Ein Kommentar
Wer folgt auf Hansi Flick? Mögliche Kandidaten sind Stefan Kuntz, Oliver Glasner, Matthias Sammer, Julian Nagelsmann und Jürgen Klopp. (Bild: picture alliance / SVEN SIMON | SVEN SIMON)

Der DFB (Deutscher Fußball-Bund) versinkt im Chaos. Sportlich jagt ein Tiefpunkt den nächsten und auch auf der Funktionärsebene herrscht Chaos. Der Wille der Verbandsspitze, zielführende Änderungen vorzunehmen, ist kaum erkennbar. So ist der größte Sportverband der Welt in sein Verderben gerannt.    

Sportliche Talfahrt

Bei der Weltmeisterschaft der A-National-Mannschaften in Katar, der U21 Europameisterschaft in Georgien/Rumänien oder der WM der Frauen-Nationalmannschaft in Neuseeland/Australien war jeweils schon nach der Vorrunde das Aus besiegelt. Statt Klartext zu reden, setzte Präsident Neuendorf auf „Analyse“, denen keine personellen Konsequenzen folgten. Erst nach der Klatsche der Nationalmannschaft gegen Japan hat der Verband die Reißleine gezogen und Trainer Flick mit seinen Assistenten gefeuert. Doch wer dauerhaft die Nachfolge von Flick antreten soll, steht in den Sternen. Auch hier hat der Verband gepennt, den Ernst der Situation nicht erkannt.     

Defizite im Spiel 

Die Leistungen der National-Mannschaften zeigten deutlich auf, wo es im Vergleich zur Weltspitze hapert. Den Mannschaften fehlte der Zug nach vorne, im Mittelfeld wurden die Bälle gefühlte Ewigkeiten quer gespielt, gern auch noch mehrmals zum Tormann. So konnten die Gegner den Raum vor dem eigenen 16er so verdichten, dass die meist ideenlosen Angriffe leichte Beute für die gegnerischen Mittelfeld– und Abwehrspieler waren. Mit dem schnellen Umschaltspiel und den schnörkellos vorgetragenen Angriffen der Gegner waren die Mittelfeldkicker und die Abwehrreihen überfordert. Zudem entstand der Eindruck, dass unsere Elitekicker nicht nur mit dem Tempo auf dem Platz, sondern auch mit den Gedanken nicht annähernd so quick wie ihre Gegenspieler waren. Den Nationalspielern mangelte es auch an Tugenden, die früher den Gegnern der deutschen Nationalmannschaften Respekt und Angst einflößten: Kampfkraft, Dursetzungswille und Leidenschaft.      

Dies alles zeigte Weltmeister Argentinien bei der WM. Deren Kicker demonstrierten in Katar, wie heutzutage erfolgreich Fußball gespielt wird. Bei Gegenangriffen war das Mittelfeld ein erster Prellbock für die gegnerischen Angriffe. Die argentinischen Mittelfeldspieler waren derart entschlossen die Angriffe bereits im ungefährlichen Bereich abzuwehren, dass der Eindruck entstand, sie wollten nicht nur den Ball erobern, sondern auch ihren Gegenspieler gleich mit „auffressen“. Nach der Balleroberung reichten dann zwei drei Pässe, um blitzschnell und gefährlich vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen. Gekrönt wurde diese Leistung mit einer enormen Laufbereitschaft.   

Neue Trainer braucht das Land

Es ist offenkundig, dass der DFB in der Tainer-Aus- und Weiterbildung die Entwicklung verschlafen hat. Genau hier sollte also der Hebel angesetzt werden. Es überrascht nicht, dass mit Urs Fischer (Union Berlin) und Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) zwei ausländische Trainer ihre Mannschaften nach dem Muster der Argentinier ausgerichtet haben und auch so kicken lassen.   

Spätestens wenn jetzt Namen wie Magath und van Gaal als Nachfolger von Flick gehandelt werden, wird klar, wie es um die Trainer-Gilde in Deutschland steht. Der DFB sollte mal lieber einen ausgewiesenen Experten für ein modernes und erfolgreiches Fußballspiel verpflichten. Gerne auch aus dem Ausland, denn außer der nicht realisierbaren Wunschlösung Jürgen Klopp zeichnet sich kein ernsthafter deutscher Kandidat ab, der das Zeug hätte, das leckgeschlagene Schiff der A-National-Mannschaft vor dem Untergang zu retten. So bitter es ist, international gesehen ist die Nationalmannschaft mittlerweile in die Dritt- bzw. Bedeutungslosigkeit abgerutscht. 

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