Neues Fairkauf Café in Weingarten eingeweiht – Tafel wiedereröffnet

Neues Fairkauf Café in Weingarten eingeweiht – Tafel wiedereröffnet
Das Fairkauf Café aus Sicht der Theke. Jetzt gibt es genug Platz für die Warenauslage der Tafel, Tische und Stühle zum Verweilen im Café oder zum Genießen des Mittagessens. (Bild: Helen Bartknecht/Caritas)

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Marion Lipps Ruhestand begann mitten in der Pandemie. Die Realschullehrerin war hochmotiviert, sich für die Tafel in Weingarten, für die Menschen, die dort einkaufen, ehrenamtlich einzubringen. Als sie vor drei Jahren anfing, lief der Tafelbetrieb jedoch nicht wie sonst. Kontaktreduzierung, Maskentragen, besondere Hygiene. Aber Marion Lipp wollte hier arbeiten und helfen, seit sie die Berichte ihrer Schüler gelesen hatte, die aus einem Praktikum bei der Tafel zurückkamen.

Drei Jahre sind vergangen und Marion Lipp berichtet enthusiastisch von ihrer Arbeit, von ihrem sechsköpfigen Team, mit dem sie jeden Freitag die Ware aufbereitet, alles herrichtet und verkauft. „Wir sind ein Dreamteam!“, sagt sie. Und während sie erzählt, wie so ein Alltag zu den Öffnungszeiten der Weingartener Tafel aussieht und was sich aktuell alles verändert hat, atmen Christopher Schlegel und Simone Prommer erleichtert auf.

Natürlich hatte der Fachleiter bei der Caritas für Soziale Hilfen und die Ehrenamtskoordinatorin gehofft, dass die große Umbaumaßnahme sich auch lohnt und das neue Konzept gut ankommt. Der Hintergrund: Zuletzt war die Tafel in Weingarten für drei Monate geschlossen. Die Räumlichkeiten in der Waldseer Straße 4 wurden renoviert. Der Umbau bedeutete eine Umgestaltung für die Tafel-Verkaufsräume und am Ende auch ein Zusammenwachsen der Ladenfläche von Fairkauf und Tafel.

Für diese Zeit wurden an Tafel-Kunden fertig gepackte Lebensmittel-Tüten ausgegeben. Eine notgedrungene Übergangslösung gegen den Hunger, aber gleichermaßen eine lange Durststrecke für viele, ohne die netten Gespräche, die kleinen Geschenke oder ein empathisches „Hallo, wie geht’s?“.

Flexible Tafel bietet mehr Platz

Mit dem Umbau war das bisherige Konzept von CariSATT (Tafel) und CariSINA (Mittagstisch) hinfällig. Die Tafel heißt ab sofort nur noch Tafel Weingarten unter dem deutschlandweiten geführten, orangefarbenen Logo. Die Tafel funktioniert flexibel als sogenannte „Pop-up-Tafel“ mit rollbaren Tischen, einer fahrbaren Kasse und sogar Kühlschränken, die leicht ins neue Fairkauf Café bewegt werden können.

Wenn das Café während dem regulären Fairkauf-Betrieb geöffnet hat, verbergen sich alle Tafel-Utensilien hinter einem mit Lamellen-Vorhang verborgenen Raumabschnitt. Der Mittagstisch wird zwei Mal in der Woche von Ehrenamtlichen und einem Schülerteam des Körperbehindertenzentrums Oberschwaben gekocht und hier im Fairkauf Café serviert. Für 3 Euro kann hier jeder essen, Kaffee inklusive.

Café ohne Konsumzwang

Bei den Ehrenamtlichen jedenfalls kommt die Erneuerung gut an: „Mehr Luft, mehr Raum, mehr Freiheit“, sagt Marion Lipp begeistert und in diesem Eindruck bestätigten sie viele an diesem Tag der offiziellen Einweihung, an dem sich auch Bürgermeister Alexander Geiger ein Bild machte. Die Wände sind in frischem, freundlichen Gelb gestrichen, wirken sehr warm und einladend.

„Wir sehen uns als zentrale Anlaufstelle im Quartier“, sagt Christopher Schlegel, „und durch den multifunktionalen Raum sollen hier noch mehr als in der Vergangenheit, Menschen zusammenkommen.  Wir sind gespannt, wie alles wächst.“ Der Caritas-Fachleiter betont, dass das Fairkauf Café ein Ort der Begegnung sei, wo es sich ohne Konsumzwang verweilen lässt.

Ein Umbau stellt jede Organisation vor finanzielle Herausforderungen. Sehr erfreulich, dass das Vorhaben dank der Unterstützung durch die Kottmannstiftung, der das Gebäude in der Waldseer Straße gehört, der Hilfe des deutschen Tafelverbands und vor allem die Förderung des Deutschen Hilfswerks mit 100.000 Euro gestemmt werden konnte. Für die Neueröffnung der Tafel spendete die Katholische Gesamtkirchengemeinde Weingarten 500 Euro; den Spendenscheck überreichte Marlies Ganal vom Kirchengemeinderat St. Martin. Hier in der Tafel manifestiere sich eindrücklich Nächstenliebe und die Ehrenamtlichen brächten jede Menge „Wärme und Herz“ mit ein, sagt sie.

Erfüllende Aufgaben

Tafel und auch Fairkauf profitieren seit jeher vom großem ehrenamtlichen Engagement und machen das Angebotene zu etwas Besonderem. Marion Lipp freut sich jeden Freitag auf ihr Team und die Begegnung mit den Menschen im Tafelladen. Ihre Teamkollegin Katja Binder ist schon seit acht Jahren dabei, gleichermaßen begeistert wie Marion Lipp und findet es beispielsweise schön, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und „die Kinder aufwachsen zu sehen“. „Die Arbeit gibt einem sehr viel“, sagen Katja Binder und Marion Lipp unisono.

Fairkauf – Am Puls der Zeit

Das soziale Kaufhaus „Fairkauf“ gibt es in Weingarten seit 25 Jahren. Jährlich gehen im Schnitt 30.000 Kundinnen und Kunden ein und aus, Tendenz steigend. Laut einer Erhebung im Jahr 2023 gingen 212.000 Artikel über den Ladentisch, alle gespendet. Fairkauf gibt den Dingen ein zweites Leben, rettet Alltagsgegenstände vor der Tonne. Ein unverzichtbarer Mehrwert für die Umwelt und natürlich für die Kundschaft, die bei ihrem Einkauf ihren Geldbeutel schont. Das Prinzip und die „Marke“ Fairkauf sind mehr denn je am Puls der Zeit. Auch deshalb war es notwendig, Fairkauf ein neues, frisches Erscheinungsbild zu verpassen, welches künftig vergleichbaren Sozialkonzepten in ganz Deutschland zur Nutzung zur Verfügung steht.

(Pressemitteilung: Caritas Bodensee-Oberschwaben)