Merkmal Storch: Großer Retter für kleine Patienten

Merkmal Storch: Großer Retter für kleine Patienten
Im Einsatz für die Allerkleinsten: Der speziell ausgestattete Baby-Notarztwagen mit Transportinkubator. (Bild: DRK Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben)

Ravensburg (le) – Man sieht ihn nicht so oft im Straßenverkehr, aber wenn, dann zählt jede Sekunde: Der Baby-Notarztwagen, kurz Baby-NAW. Er unterscheidet sich von außen kaum von anderen Rettungswagen, lediglich der Storch gibt einen Hinweis auf seine spezielle Funktion.

Wann kommt er zum Einsatz und was ist das Besondere an ihm? Wir haben bei Manfred Häcker, verantwortlicher Leiter der DRK-Rettungswache Weingarten, nachgefragt.

Was macht den großen Unterschied aus?

Beim Blick ins Innere des Fahrzeugs zeigt sich der Unterschied zu anderen Rettungsfahrzeugen, denn hier ist alles verbaut, was zur Versorgung und Überwachung von Neugeborenen oder Frühchen benötigt wird.

Was ist das Herzstück?

Der Transportinkubator auf dem gefederten Tragetisch. Darin können Neugeborene während eines Transports überwacht und mit lebenswichtigen Medikamenten oder Sauerstoff versorgt werden.

Wer fordert den Baby-NAW an?

Angefordert wird der Baby-Notarztwagen im Normalfall durch eine Klinik über die Integrierte Leitstelle Bodensee-Oberschwaben.

Wann steigt der Notarzt zu?

Nach erfolgter Alarmierung des DRK-Rettungsdienstes wird das Fahrzeug innerhalb kürzester Zeit besetzt und rückt vom Standort auf der Rettungswache Weingarten zunächst zum EK in Ravensburg aus, um dort den bereits verständigten Kinderarzt sowie eine Pflegefachkraft für Kinder aufzunehmen. Anschließend wird der Einsatzort angefahren.

Was passiert, wenn es Komplikationen bei einer Hausgeburt gibt?

Das ist einer der seltenen Fälle, in denen es zu einer direkten Alarmierung des Baby-NAW abseits eines Krankenhauses kommt.

Dann kommt der Baby-NAW nicht automatisch, wenn z.B. ein Säugling zuhause von der Wickelkommode gefallen ist?

Nein. Bei Notfällen außerhalb eines Klinikums, in die (Klein-)Kinder involviert sind, wird der Baby-NAW nicht automatisch angefordert. Wer beispielsweise ein hoch fieberndes Kleinkind zuhause hat und die 112 wählt, wird durch den regulären Rettungswagen und dessen Fachbesatzung versorgt. Bei Bedarf wird dann ein Notarzt hinzualarmiert, bevor der kleine Patient in eine umliegende Klinik transportiert wird.

Wie weit reicht das Einzugsgebiet des Baby-Notarztwagens?

Der Baby-NAW, welcher in Weingarten stationiert ist, wird durch die integrierte Leitstelle Bodensee-Oberschwaben disponiert und ist folglich für die Landkreise Sigmaringen, Bodenseekreis und Ravensburg zuständig. Da in den Nachbarlandkreisen in der Regel kein Baby-NAW vorgehalten wird, fährt dieser oftmals auch in die benachbarten Landkreise zu Primär- und Sekundäreinsätzen.

Nach welchen Kriterien wird entschieden, wann der Baby-Notarztwagen losgeschickt wird?

In der Regel erfolgt die Anforderung über den diensthabenden Oberarzt der Kinderintensivstation der Oberschwabenklinik. Dieser hält im Vorfeld Rücksprache mit der anfordernden Klinik. Der Großteil der Baby-NAW-Anforderungen findet folglich von anderen Kliniken und nicht präklinisch statt. Meist handelt es sich um Kliniken, die zwar eine Geburtsstation haben, jedoch nicht über eine eigene Kinderklinik verfügen. Die Oberschwabenklinik unterhält diesen Service im Rahmen der Versorgungsstufe 1 als Perinatalzentrum.

Wie viele Einsätze hat der Baby-NAW im Durchschnitt?

Im Jahr 2021 waren es ca. 160 Einsätze.