Filmische Hommage Albert Schweitzers prägender Auftritt in Lindau

Albert Schweitzers prägender Auftritt in Lindau
1913 siedelte er mit seiner Frau Helene nach Afrika um und baute in Lambarene ein Urwaldhospital auf. (Bild: picture-alliance / dpa | Hilgers)

Im Juni 1954 war der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer zu Gast bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau. Sein vielbeachteter Besuch markierte den Beginn einer neuen Ära für die Tagungen in Lindau. Er hinterließ bei seinem Besuch auch einen prägenden Eindruck auf die berühmtesten Physiker ihrer Zeit, Otto Hahn und Werner Heisenberg, die ein Jahr danach in einen Appell von 18 Laureaten mündete. Sie verlangten darin vehement die Abrüstung von Atomwaffen.

Werner Heisenberg wurde 1901 geboren und galt als bedeutendster Physiker des 20. Jahrhunderts. Otto Hahn, 1879 geboren, galt als Pionier der Radiochemie. Mit Fritz Straßmann entdeckte er Ende 1938 die Kernspaltung und läutete damit das Atomzeitalter ein.

Als Missionsarzt in Afrika

Albert Schweitzer wurde 1875 im elsässischen Kaysersberg geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität in Straßburg. 1905 studierte er Medizin um als Missionsarzt nach Afrika zu gehen. 1913 siedelte er mit seiner Frau Helene nach Afrika um und baute in Lambarene ein Urwaldhospital auf. Dort galt sein Hauptaugenmerk der Heilung von Lepra-Kranken. Das Hospital in Lambarene im heutigen Gabun existiert noch immer.

Lebenslanger Kampf gegen Atomwaffen und für den Weltfrieden

Neben seinem herausragenden medizinischen Lebenswerk kämpfte Schweitzer unermüdlich für die atomare Abrüstung und den Frieden in der Welt. Für seine vielfältige humanitäre Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1954 den Friedensnobelpreis.

Schweitzer war 1954 in Lindau zu Gast

1954 war Albert Schweizer zu Gast bei der Lindauer Nobelpreisträgertagung, wo er eine viel beachtete Rede hielt. Die Wissenschaftler um Otto Hahn und Werner Heidenberg nahmen damals Schweizers Appell auf und 18 Nobelpreisträger unterschrieben im Jahr darauf am Ende des Lindauer Treffens auf der Insel Mainau das „Mainauer Manifest“, das eine Abrüstung von Atomwaffen forderte.

Albert Schweitzer befand sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner weltweiten Popularität. Er schätzte die familiäre und warmherzige Atmosphäre der Lindauer Tagung.

Verantwortliche der Lindauer Nobelpreisträgertagungen ehren Schweitzer mit einem Film

Das Kuratorium der Nobelpreisträgertagungen in Lindau nahm dies zum Anlass, einen knapp zehnminütigen Film zu produzieren, der genau diesen Besuch Schweitzers in Lindau bei der Nobelpreisträgertagung dokumentiert.

Historische Aufnahmen und Dokumente

Zu sehen sind verschiedene historische Filmaufnahmen und Originaldokumente aus dieser Zeit. Beim Betrachten des Films werden bei Zeitzeugen lebhafte Erinnerung wach. So spielte Schweizer, der auch ein hervorragender Organist war, zusammen mit Heisenberg auf der Orgel in der evangelischen Pfarrkirche St. Stephan auf der Lindauer Insel. Die Besonderheit am Rande: Schweitzer wollte nicht, dass die Öffentlichkeit von diesem Spieltermin erfahren sollte. Der zu erwartende Besucherandrang war ihm ein Dorn im Auge.

Das Programm der Tagung 1954 passte noch auf eine DIN A4-Seite. Es gab damals sogar ein spezielles Damenprogramm.

Lindaus Oberbürgermeister Walther Frisch begrüße den Gast am Lindauer Bahnhof. Die ganze Stadt war auf den Beinen, um den besonderen Gast zu begrüßen. Darunter auch Schulklassen mit ihren Lehrern. Die Lindauer Ehrenbürgerin Anneliese Spangehl war eine von ihnen.

Während der Tagung kam es zu den legendären Begegnungen mit den berühmtesten Physikern der damaligen Zeit. Diese gaben den Anlass zu einem Appell von 18 Nobelpreisträgern für Frieden und atomare Abrüstung im Jahr danach auf der Insel Mainau.

Im Jahr 2022 haben 150 Nobelpreisträger eine weitere entsprechende nicht minder eindringliche Deklaration unterzeichnet. Grund war der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Auch heute hat dieser Appell leider nichts von seiner Aktualität verloren.

Begründer des „Spirit of Lindau“

Schweitzers Besuch begründete den weltweit beachteten und geschätzten „Spirit of Lindau“ den Geist von Lindau, der über die regelmäßigen Tagungen der Nobelpreisträger in alle Welt bis heute ausstrahlt.

Schweitzer bleib auch nach seinem Besuch in Lindau in engem Kontakt mit Hahn und Heisenberg. Jetzt haben ihn die Verantwortlichen der Nobelpreisträgertagungen in Lindau mit einem Film geehrt.