Ab in die Tiefen des Bodensees – spannende Ausstellung zur Bodensee-Vermessung

Ab in die Tiefen des Bodensees – spannende Ausstellung zur Bodensee-Vermessung
Thomas Freitag von der Wasserwacht Lindau freut sich über die historischen Unterlagen zum Bodensee im Heimatkundlichen Dokumentationszentrum. (Heimatkundliches Dokumentationszentrum / Hildegard Nagler)

Der Bodensee hat die Menschen schon immer fasziniert. Im Heimatkundlichen Dokumentationszentrum Lindau gibt es nun Unterlagen über die Bodensee-Vermessung von 1889 zu bestaunen. Sie zeigen eine besondere Seite des Sees.

Das Vorhaben, den Bodensee zu vermesse, muss ein gewaltiger Aufwand für die damalige Zeit gewesen sein. Die Idee stammte von Eberhard Graf Zeppelin, dem Bruder des legendären Luftschiffbauers Ferdinand Graf Zeppelin.

Das Ziel: Eine Original-Seekarte im Maßstab 1:25000

Das Projekt sollte von den damaligen Regierungen der fünf Seeanrainerstaaten gemeinsam getragen und von Eberhard Graf Zeppelin koordiniert werden. Ziel sollte eine Original-Seekarte im Maßstab 1:25000 sein.

„Mittlerweile hatte sich das Bedürfnis einer guten Seekarte aber auch für die Bodensee-Schifffahrt als ein immer dringlicheres erwiesen … es waren kurz nacheinander mehrere Dampfschiffe auf den Grund geraten, und man konnte noch von Glück sagen, dass dabei nur sachlicher Schaden entstanden und nicht auch der Verlust von Menschenleben zu beklagen war“, heißt es in Schriften von 1893.

Vermessung per Schiff mit einem speziellen Apparat

Für die Messungen wurde ein speziell ausgestattetes und ausgeflaggtes Schiff eingesetzt. „Auf einem etwa 10 m langen Ruderschiff, das durch 3–4 Mann bedient wird, wird ein Apparat aufgestellt, der ebenso einfach als sinnreich konstruiert ist“, steht in einem Zeitungsbeitrag vom 5. November 1889.

Zur Messung wurde eine Lotleine über ein Rad, das genau einen Meter Umfang hat, in die Tiefe geleitet. „Mit dem Rad steht ein Zählapparat in Verbindung, welcher die Länge der über das Rad gegangene Leine ganz genau registriert“, heißt es in dem Beitrag. Dadurch könne die Tiefe der betreffenden Stelle einfach abgelesen werden. Als Gewicht dienten eiserne Kugeln.

Bereits 50 v. Chr. gab es erste Messungen

252 Meter – das war die tiefste Stelle im Obersee, die zwischen Uttwil und Friedrichshafen gefunden worden war. Im Überlinger See waren es 147 Meter und im Untersee 46,6 Meter.

Bereits vor Zeppelins Projekt wurden kartografischen Darstellungen des Bodensees und seiner Umgebung angefertigt. „Die ältesten sicheren Nachrichten, welche wir vom Bodensee besitzen, finden sich bei Strabo (50 v. Chr. bis 30 n. Chr.)“, schreibt Zeppelin 1893.

Der Bodensee faszinierte die Menschen schon immer. Bereits 50 v. Chr. gab es erste Berichte über ihn. (Bild: OxfordSquare // iStock / Getty Images Plus)

Neueste Vermessung aus dem Jahr 2015

Bei der damaligen Messung gab es 80 Messwerte pro Tag. Insgesamt wurden 11.147 Messungen in fünf Wochen verzeichnet. Heutzutage braucht man für dieselbe Anzahl dank moderner Technik lediglich eine Millisekunde.

An der jüngsten Vermessung, dem Projekt „Tiefenschärfe“, arbeiteten von 2013 bis 2015 mehrere Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das 75 Tonnen schwere Forschungsschiff „Kormoran“ legte dabei 5500 Kilometer kreuz und quer über den See zurück.

Aus den gewonnenen Daten entstand mithilfe von Computerprogrammen ein dreidimensionales Bild der Unterwasserwelt.

(Quelle: Landratsamt Lindau)