„Diamonds are a girl‘s best friend…“ 160. Internationale Bodensee-Kunstauktion bei Michael Zeller

160. Internationale Bodensee-Kunstauktion bei Michael Zeller
Knapp 2000 Exponate kommen dieses Mal bei Zellers Kunstauktion unter den Hammer. (Bild: Wilfried Vögel)

Seit 1968 versteigert der erfahrene Kunstsachverständige Michael Zeller bei seinen Auktionen auf der Lindauer Insel Kunstobjekte. Längst hat er sich in der Branche einen hervorragenden Namen gemacht. Da ist es nicht verwunderlich, wenn bei einer Auflösung von Nachlässen oder Erbschaften schnell der Name „Zeller“ ins Spiel kommt. So auch bei dieser Auktion. Nicht selten handelt es sich bei den Einlieferern um Nachfahren ehemaliger Zeller-Kunden.

Der vereidigte Sachverständige bietet bei seinen Auktionen einem internationalen Publikum Kunst aus vielen Epochen und Stilen. So auch bei der 160. Auflage. Kostenlos besichtigen kann man die erlesenen Kunstwerke sechs Tage lang im fast schon legendären „Museum auf Zeit“ auf der Lindauer Insel.

Ob Marilyn Monroe, der amerikanische „Superstar, Sexsymbol und Filmlegende“, ihre Freude an Zellers Diamanten im Angebot gehabt hätte, lässt sich wohl nicht mehr feststellen.

Virtuelle Auktion

Knapp 2000 Exponate kommen dieses Mal unter den Hammer. Virtuell, da die Auktionen längst online stattfinden. Zu groß wäre der personelle und organisatorische  Aufwand, das auf drei Stockwerken wie immer perfekt und liebevoll dekorierte ehemalige Patrizierhaus auf der Lindauer Insel in der Bindergasse 7 in nur 24 Stunden in einen Auktionssaal zu verwandeln.

Das Internet macht es möglich und es hat Michael Zellers Kunden weltweit einen Zugriff auf alle angebotenen Objekte mit passender Beschreibung und Abbildung ermöglicht.

1.934 Exponate begutachten

Trotzdem lohnt ein persönlicher Besuch im Auktionshaus allemal. So kann man die exakt 1.934 Exponate selber in Augenschein nehmen und begutachten. Besichtigen kann man vom 27. März bis einschließlich 2. April durchgehend von 10.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Die Auktion findet vom 4. bis zum 6. April statt. Auf 66 Seiten hat Zeller alles penibel katalogisiert.

Teuer und zerbrechlich: drei Jahrhundert Glasgeschichte

Ins Auge sticht sofort eine phantastische Glassammlung der Familie Heschl aus Graz bzw. Bad Ischl, die jetzt aufgelöst wird. Die 347 Gläser dieser Sammlung liefern gleich noch ein imposantes Kapitel der Geschichte europäischer Glasherstellung. Standen erst nur farblose Gläser im Mittelpunkt des Sammlerinteresses, so setzte sich das in der nächsten Generation mit farbigen Gläsern fort.

Die Glassammlung der Familie Heschl aus Graz bzw. Bad Ischl, wird jetzt aufgelöst.
Die Glassammlung der Familie Heschl aus Graz bzw. Bad Ischl, wird jetzt aufgelöst. (Bild: Wilfried Vögel)

Gläser findet man in erlesener Qualität beginnend mit dem Jahr 1725. Das reicht bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Und noch eine Sammlungsauflösung passt perfekt dazu: Die Sammlung Hindelang aus München kommt ebenfalls bei Michel Zeller zur Versteigerung.

Michael Zeller dazu: „Das ist ein ganzes Kapitel Geschichte der Glasherstellung in all ihrer Technik, Raffinesse und Feinheit. Glas ist wohl das älteste Material der Menschheit und es ist zerbrechlich – alles in dieser Auktion in bester Qualität und zu unschlagbar günstigen Preisen“.

Asiatika: ein seltenes Kulturgut vergangener Jahrhunderte

Aus einer holländisch/ belgischen Sammlung stammen verschiedene Asiatika. Wissend, dass viele Objekte aus den asiatischen Ländern die Landesgrenzen nicht mehr verlassen dürfen, um das eigene Kulturgut bestmöglich zu schützen, kann man über die außergewöhnliche Sammlung nur staunen. Zeller ist sich wohl bewusst, dass der Markt bald leergefegt sein wird und es zwangsläufig unmöglich scheint, überhaupt noch solche Objekte anbieten zu können. Im Angebot sind u.a. auch seltene Thangkas, Figuren aber auch u.a. Hirnschalen aus Tibet. Selten geworden sind auch Netsukes, kleine, fein geschnitzte Figuren bzw. Handschmeicheleien aus Japan. 

Wochenblatt-Info: Ein Thangka ist ein handgemaltes Rollbild des tantrischen Buddhismus. Im tibetischen heißt es „than-ka“, das Wort „than“ bedeutet flach, und die Nachsilbe „ga“ steht für die Malerei. Das Thangka ist also eine Malerei auf einer ebenen Fläche die aufgerollt und transportiert werden kann. In Tibet wird das Thangka zur Meditation oder zu traditionellen Zeremonien verwendet oder auch als transportables Lehrmittel um die buddhistische Philosophie der nomadischen Bevölkerung zu veranschaulichen.

Zu Besuch beim „Gedenkkopf“ in Afrika

Überschaubar aber besonders fein sind einige wenigen Exponate Afrikanischer Kunst. Zeller legt großen Wert auf die Feststellung, dass es sich dabei keinesfalls um Raubkunst handelt. „Star“ ist zweifelsohne ein sogenannter „Gedenkkopf“. In Ghana und der Elfenbeinküste war es im 17. und 18. Jh. üblich, dass sich bedeutende Frauen portraitieren ließen, aber nicht etwa im Bild sondern als lebensecht wirkende Köpfe aus Terracotta. Diese wurden bereits zu Lebzeiten gefertigt und nach dem Tod meist in Hainen aufbewahrt. Am Todestag statten die Familienmitglieder dem Hain samt Kopf üblicherweise einen Besuch ab und erzählten der Verstorbenen, also dem Kopf; was sich alles so im letzten Jahr zugetragen hatte. Die Exponate stammen aus einer Sammlung aus dem Rheinland.

Königliche Mundtücher

Bei den Textilien kann man in allen Arten und Größen fündig werden. Da gib es Servietten, Handtücher, Tafel- und Tischtücher, Läufer, Platzdecken usw. – viele aus feinstem Leinendamast, meist auch mit Monogrammen. Wer möchte, der kann sich nach einem exzellenten Mahl den Mund mit einem Tüchlein abwischen, das aus dem Königlichen Haus von Savoyen stammt.

Lindau-Geschichte in Buchform

Bücher sind bei Zeller eher selten zu finden. Doch dieses Mal gibt es eine Ausnahme. Seltene Werke, die der Botanik gewidmet sind, werden versteigert. Unter den Büchern befindet sich auch ein außergewöhnliches Exemplar aus Lindau („Bericht Burgermeister und Rhat der Statt Lindaw von 1576). Darin wird u.a. explizit die Lehre von der Erbsünde erklärt und vor falschen Kirchenlehren gewarnt. Handschriftliche Eintragungen und diverse Holzschnitte komplettieren das äußerst seltene und gleichermaßen kostbare wie museale Werk.

Eine perfekter Augenschmaus für das aufwändig restaurierte Lindauer Stadtmuseum „Zum Cavazzen“, das, nur einen Steinwurf vom Auktionshaus entfernt, auf seine glanzvolle Wiedereröffnung wartet?

Da wäre auch noch eine spätgotische Muttergottes mit Kind und eine beeindruckende nahezu lebensgroße Ulmer Madonna, die aus dem Nachlass Silvius Dornier stammt.

„Frauenpower“ aus Wien bei den Gemälden

Gemälde und Zeichnungen nehmen bei Michael Zeller stets einen breiten Raum ein. Besonders stolz ist Zeller auf ein Werk von Tina Blau. Sie gilt als eine der größten Malerinnen des österreichischen Stimmungsimpressionismus. Sie begründete in Wien eine Frauenakademie, die sie auch 20 Jahre lang leitete. Vertreten ist sie mit einem Blick auf Pirano (Istrien). Das Werk war auch schon mal bei Sotheby’s München 1995 im Angebot.

Gemälde und Zeichnungen nehmen bei Michael Zeller stets einen breiten Raum ein.
Gemälde und Zeichnungen nehmen bei Michael Zeller stets einen breiten Raum ein. (Bild: Wilfried Vögel)

„Spieglein an der Wand“

Ungläubig staunen darf man bei einem Werk Adolf Luthers, einem Hauptvertreter der sogenannten „Kinetischen Kunst“. Es handelt sich um einen gerahmten, semi-transparenten Konkavspiegel auf Spiegelglas. Das Kunstobjekt liefert, je nach Blickwinkel und Lichteinfall verwirrende und effektvolle Spiegelungen, ein echter Hingucker.

Bei Porzellan ist wie immer bei Zeller die Marke Meissen bestens vertreten, z.B. mit einer Europa zu Pferd als Figurine.

Schmuck spielt wie immer eine große Rolle

Beim gelernten Juwelier und Gemmologen Michael Zeller spielt der Schmuck natürlich immer eine große Rolle. Für Ringe, Ketten, Colliers, Broschen, Armreifen usw. muss man grundsätzliche tiefer in die Tasche greifen. Aber auch bei einem kleineren Geldbeutel kann man bestimmt so manches Schnäppchen machen.

Ein bisschen teurer wird es hingegen bei einem bedeutenden, lupenreinen Diamanten mit 2,52 Carat. Der Diamant gehört zum extrem seltenen Typ II a und damit zu den chemisch reinsten Diamanten mit Eigenschaften, die lediglich bei weniger als 2 % aller Diamanten anzutreffen sind.

„Diamonds are a girl‘s best friend…“

Dieses Lied sang Marilyn Monroe 1949 im Musical „Blondinen bevorzugt“. Wer weiß, vielleicht schwebt der Geist der 1962 verstorbenen, weltberühmten amerikanischen Film-Diva noch im Großen Saal des Auktionshauses über den Schmuckvitrinen, den wertvollen Diamanten mit Argusaugen stets im Blick

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Wochenblatt-Geschichtslexikon: Das Lied „Diamonds are a girl’s best friend“ handelt davon, dass die Franzosen glücklich sind, für die Liebe zu sterben und sich deswegen gerne duellieren. Lorelei möchte jedoch lieber einen lebenden Mann, der ihr teure Juwelen schenkt. Auch ein Handkuss kann Diamanten nicht ersetzen, mit denen man die Miete bezahlen und sich schöne Dinge leisten kann. Und wenn man alt wird, an Attraktivität verliert, die Männer verarmen oder zu ihren Gattinnen zurückkehren, bleiben einem immer noch die teuren Edelsteine. Deshalb kümmere man sich rechtzeitig um Reichtum. Denn auch im Alter, mit steifem Rücken und steifen Knien, kann man immer noch erhobenen Hauptes zu Tiffanys gehen. Daher sind Diamanten die besten Freunde eines Mädchens.

Das weitere Angebot reicht bei der 160. Auktion von Volkskunst bis Möbeln, von Uhren bis Fayencen und von Silber bis zu Dosen.

Da bleibt den Besuchern nur, die Kunstschätze staunend zu betrachten und zu genießen. Ja – und ersteigern kann man die Prachtstücke natürlich auch. Immer beliebter wird es, die bei der Auktion nicht verkauften Objekte im Nachverkauf zu erwerben.

Weitere Infos unter www.zeller.de