Am vergangenen Donnerstag fand die siebte Vortragsveranstaltung zu den Kapiteln der neuen Langenargener Ortschronik im Langenargener Münzhof statt, welche von Bürgermeister Ole Münder eröffnet worden ist.
Erneut hatten sich zahlreiche Interessierte eingefunden, um den Ausführungen des ortsansässigen Veterinärmediziners Dr. Gerhard Moll beizuwohnen. Sein Vortrag thematisierte zunächst die bemerkenswerten Veränderungen im Klima und ihre Auswirkungen auf den Bodensee und die umliegende Region.
In den letzten 100 Jahren ist die durchschnittliche Lufttemperatur am See deutlich angestiegen, was zu Hitzeperioden im Sommer geführt hat. Gleichzeitig sind natürliche Eisbildungen im Winter im Flachwasserbereich der Schussenmündung selten geworden. Der Rückgang der Nebelstunden am See wird dagegen als positiver Wandel betrachtet.
In Bezug auf die Landwirtschaft in Langenargen zeigte Dr. Moll einen dramatischen Strukturwandel auf: Die ehemals bedeutsame Milcherzeugung und Nutztierhaltung sind nahezu verschwunden, während die Anzahl der Betriebe zwar abgenommen, deren Größe aber gleichzeitig zugenommen hat. Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen als Grünland ist marginal geworden und wurde durch den intensiven Obstbau ersetzt. Zudem dient der Tourismus als wichtige Einkommensquelle für einige landwirtschaftliche Betriebe, wovon einigen komplett zu Hotels oder Ferienappartements umgewandelt wurden.
Die Berufsfischer sind von den drastischen Schwankungen und den zuletzt stark verminderten Fangerträgen im See betroffen. Nach guten Jahren, in denen sie vom „Brotfisch Felchen“ profitierten, stehen sie nun vor einem dreijährigen Fangverbot. Invasive Arten wie die Quaggamuschel und Stichlinge konkurrieren mit den Felchen um Nahrung oder stellen sogar – wie der Stichling – deren Fraßfeinde dar. Die Berufsfischerei in Langenargen steht praktisch vor dem Aus.
Abschließend kam Dr. Moll auf ein anderes teilweise klimabedingtes Thema zu sprechen, welches die Bevölkerung am Ort bewegt: Badeverbot und Algenproblem im Schussendelta. Das im Jahr 2023 „aufgefrischte“ Badeverbot an den Seewiesen hängt mit der Qualität des Badewassers zusammen. Bei Starkregenereignissen leiten Kläranlagen manchmal ungeklärtes Abwasser ein. Dies führt dann zeitweilig zu gesundheitlich bedenklichem Badewasser im Bereich der Schussenmündung.
Das Algenproblem besteht nicht erst seit 2022, wie man meinen könnte, sondern wurde bereits 2020 und 2018 mit grünen, stinkenden Algenteppichen bis zum Strandbad erlebt. Nicht der Klimawandel, also Niedrigwasser, viel Licht und Wärme im Sommer, sondern die Wasserqualität der Schussen, hier der Phosphoreintrag in den See, sind die Ursache des Algenproblems. Die Zersetzung der Algen führt zu Faulgasen, darunter Methan, einem sehr starken Klimagas. Beeindruckend für die Zuhörer war die
Visualisierung des Einflusses des Schussenwassers von der Rotach- bis zur Argenmündung. Auch gut erkennbar: Das Schussenwasser fließt nicht bis über die Halde in den See hinaus. Dr. Moll prognostizierte, dass die Schussen nie einen ökologisch guten Zustand erreichen wird und weitere Algenprobleme daher wahrscheinlich sind.
Der interessante Vortragsabend fand bei einem Imbiss auf Einladung der Gemeinde mit zahlreichen anregenden Gesprächen im Münzhof-Foyer seinen Ausklang.
(Pressemitteilung: Gemeinde Langenargen)