Tägliche Spaziergänge gehören zum festen Bestandteil des Tagesablaufs in der Pädiatrischen Psychosomatik des Klinikums Friedrichshafen. Ob am Morgen zum Wachwerden oder am Nachmittag, um frische Luft zu schnappen – die Bewegung an der frischen Luft ist für die jungen Patientinnen und Patienten ebenso wohltuend wie inspirierend.
Bei einem dieser Spaziergänge fallen den begleitenden Pflegefachkräften ein großer Container ins Auge – voller stabiler Holzstühle. Für Doris Brehm, Kinderkrankenschwester und kreative Seele der Station PG 10, stand sofort fest: „Diese Stühle müssen wir retten!“
Vom Abfall zur Kunst: Das „Stuhlprojekt“ entsteht
Die Idee war geboren: Die alten Stühle sollten abgeschliffen, gestaltet und in Kunstwerke verwandelt werden. Gemeinsam mit den sechs stationär untergebrachten Jugendlichen wurden kreative Techniken erprobt – von Serviettentechnik über Acrylfarben bis hin zu Spraydosen und Mixed-Media-Kunst. Mit Hingabe und Freude entstanden einzigartige Möbelstücke, die heute Flure und Aufenthaltsräume schmücken. „Wir haben das Beste aus ihnen gemacht“, sagt Doris Brehm stolz.
Die Ergebnisse sind echte Hingucker, die sogar Besucher zum Staunen bringen. „Manch einer zögert, sich auf die kunstvoll gestalteten Stühle zu setzen“, erzählt sie schmunzelnd.
Mehr als Stühle: Upcycling mit Herz und Verstand
Das kreative Schaffen beschränkt sich nicht nur auf Stühle. Aus einer alten Kabeltrommel wurde ein stilvoller Beistelltisch, Euro-Paletten verwandelten sich in bequeme Sitzgelegenheiten, und aus Stoffresten nähten die Jugendlichen liebenswerte Stofftiere. Trotz begrenzter finanzieller Mittel entstehen so immer wieder kreative Projekte, die den jungen Menschen nicht nur Freude bereiten, sondern auch ihr Selbstbewusstsein stärken.
Talente entdecken und fördern
„So viele Jugendliche sind talentiert“, betont Doris Brehm, die seit der Eröffnung der Pädiatrischen Psychosomatik vor 14 Jahren Teil des Teams ist. Mit ihrem Engagement und ihrer Erfahrung hilft sie den Patientinnen und Patienten, ihre Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln. Die kreative Arbeit ist dabei ein wichtiger Baustein des Behandlungskonzepts.
Da die Jugendlichen oft mehrere Wochen auf der Station verbringen, können enge Beziehungen zwischen Betreuern und Patienten entstehen. Gemeinsame Aktivitäten wie Kochen, Backen oder Basteln schaffen Vertrauen und fördern den Heilungsprozess.
Therapie, die Begeisterung
Die kreativen Projekte der Station PG 10 zeigen, wie wichtig es ist, den jungen Menschen neben der medizinischen und therapeutischen Betreuung auch Raum für Individualität und Selbstverwirklichung zu geben. Mit Fantasie und Engagement gelingt es dem Team, die Patientinnen und Patienten zu ermutigen und zu inspirieren – ein Therapieansatz, der begeistert ist.
Die Pädiatrische Psychosomatik in Friedrichshafen beweist: Mit einem offenen Blick, kreativen Ideen und einer großen Portion Herz kann man aus vermeintlichem Abfall nicht nur Kunstwerke schaffen, sondern auch echte Lebensfreude wecken.
(Quelle: Medizin Campus Bodensee)