Offene Fragen bei der Gesundheitsversorgung im Raum Riedlingen

Offene Fragen bei der Gesundheitsversorgung im Raum Riedlingen
Der Spatenstich zum AMD ist hoffentlich erst der Auftakt für eine Bündelung der Gesundheitsversorgung nach dem Runde-Konzept. (Bild: Maximilian Kohler)

Dank der Unterstützung des Landkreises für das AMD (Ambulant Medizinisches Dienstleistungszentrum) macht die Raumschaft mit einer breiter aufgestellten Patientenversorgung einen gewaltigen Sprung nach vorne. Doch gibt es einige Fragezeichen, die offen bleiben. Im Runde Konzept ist die Ansiedlung von Arzt-/Facharztpraxen vorgesehen. Diese sind aber teilweise noch am alten Standort (Krankenhaus oder Schwesternwohnheim) angesiedelt. Die räumliche Trennung von Ärztehaus, AMD und den dortigen Praxen erschwert aber eine vernetzte Patientenversorgung.

Das Schaubild verdeutlicht das Runde-Konzept.
Das Schaubild verdeutlicht das Runde-Konzept.

Beim Spatenstich für das AMD bat der Berichterstatter Landrat Mario Glaser darum, zu diesem Themenkomplex Stellung zu nehmen. Folgende Fragen wurden an Glaser übermittelt:

  • Was ist von Seiten des Kreises mit dem Krankenhaus geplant?
  • Können die dort noch vorhandenen Praxen dauerhaft, oder noch längere Zeit praktizieren?
  • Welche dauerhafte Nutzung für das Schwesternwohnheim strebt der Kreis an?
  • Welche Auswirkungen hat dies möglicherweise auf die dort ansässigen Praxen und weitere im Gesundheitswesen tätige Anbieter (z.B. Fußpflege)?

Ein weiterer Schwerpunkt stellt das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) dar. Dieses ist derzeit im Schwesternwohnheim untergebracht ist, betreibt dort eine wichtige Institutsambulanz – eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen in der Raumschaft Riedlingen, Das Gebäude steht im Eigentum des Landkreises. Die künftige Nutzung dieser Liegenschaft ist aber noch nicht abschließend geklärt.

Im Rahmen des übergreifenden Runde-Konzepts zur medizinischen Versorgung in der Region kommt dem ZfP eine wichtige Rolle zu. Ziel ist es, die verschiedenen Gesundheitsakteure zukunftssicher in einem modernen Umfeld zu bündeln, auch mit dem Ziel, die medizinisch-psychiatrische Versorgung langfristig zu stabilisieren.

Daraus ergaben sich weitere Fragen an den Landrat:

  • Ist das ZfP aus Sicht des Landkreises langfristig und gesichert in den bisherigen Gebäuden des Landkreises untergebracht?
  • Besteht die Option, das ZfP im Sinne des Runde-Konzepts in ein modernes, leistungs- und zukunftsfähiges Gesundheitszentrum (AMD) zu integrieren?

Begleitend wurde Glaser die hohe Bedeutung für die Bevölkerung und die Patienten mitgeteilt: „Ihnen liegt sicherlich auch am Herzen, dass die ambulante und teilstationäre Versorgung in der Raumschaft Riedlingen gestärkt wird.“

Der Pressesprecher antwortet

Mittlerweile liegt die Antwort aus Biberach vor. Für das Landratsamt antwortete Philipp Friedel (Zentralstelle für Gremien, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung): „Der Landkreis Biberach ist als Vermieter der Praxisräume im ehemaligen Krankenhaus in Riedlingen, sowie im Wohnheim ein verlässlicher Partner der Praxen. Den Praxen sollen auch in Zukunft die notwendigen Praxisräume zur Verfügung gestellt werden. Für das Wohnheim plant der Landkreis mittelfristig eine umfangreiche Sanierung. Die Sanierung ist aktuell in der Finanzplanung ab 2028 eingeplant. Während dieser Sanierungsarbeiten sollen den verschiedenen Mieter des Wohnheims im ehemaligen Krankenhaus Riedlingen Ersatzräumlichkeiten als Interimslösung bereitgestellt werden. Die künftige Unterbringungssituation wird mit den Praxen abgestimmt, sobald der Sanierungsplan steht. Mit dem ZfP ist der Landkreis wegen der künftigen Unterbringung aktuell im Austausch.“

Kommentar

Runde-Konzept jetzt konsequent umsetzen

Eines vorweg, dem Landrat liegt sicherlich auch am Herzen, dass die ambulante und teilstationäre Versorgung in der Raumschaft Riedlingen gestärkt wird. Um eine ausgewogene und möglichst breit aufgestellte Gesundheitsversorgung zu etablieren, braucht es aber die Umsetzung des Runde-Konzepts. Davon sind die Akteure des AMD noch ein ganzes Stück entfernt.

Es darf an dieser Stelle an einen Zeitungsbericht (22. Juni 2016) erinnert werden, bei dem der Amtsvorgänger von Landrat Mario Glaser sich deutlich positionierte (https://www.schwaebische.de/regional/biberach/riedlingen/landrat-runde-konzeption-umsetzen-573279).

Fast neun Jahre sind vergangen und das Runde-Konzept ist bisher nur bruchstückhaft umgesetzt. Dank der Eigeninitiative von Dr. Sebastian Jung und seinen Mitstreitern wurden schon wichtige Eckpfeiler gesetzt, aber der ganz große Wurf ist noch nicht gelungen, auch wenn der nun (endlich) begonnene Neubau des AMD ein wichtiger Meilenstein dazu darstellt.

Was fehlt? Das klare Bekenntnis des Landkreises, das AMD mit der konsequenten Umsetzung des Runde-Konzepts zu stärken! Zwei Standorte für die Gesundheitsversorgung, die nur wenige Steinwürfe voneinander entfernt sind, sind dem Ziel einer kompakten Gesundheitsversorgung eher schädlich als dienlich. Der Landrat und der Kreistag sind aufgefordert, dem westlichen Landkreis hier unterstützend zur Seite zu stehen. Der Landkreis hat viel Geld in die Hand genommen, um das AMD zu ermöglichen, daher wäre es kaum nachvollziehbar, wenn er sich einer Stärkung dieser Einrichtung und der notwendigen Umsetzung des Runde-Konzepts entziehen würde.

Die mögliche Kannibalisierung der Gesundheitsversorgung durch zwei Standorte kann nicht im Sinne des Landrats und des Kreistages sein.

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