Zur Auftaktveranstaltung der Gesprächsreihe „Heimaten – Zugewanderte erzählen ihre Lebensgeschichte“ war der „Blaue Salon“ der Jungendkunstschule (Juks) in Biberach sehr gut besucht. Sophie Alshahabe, Nour Arab und Tarek Al Moghrabi berichteten darüber, wie sie ihre alte Heimat Syrien verlassen haben und sich über eine Schauspielklasse in der Juks schnell in Biberach integriert haben.
Biberachs Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer ging in seiner Begrüßung zunächst auf die aktuellen Herausforderungen von Zuwanderung und Integration vor dem Hintergrund aktueller Krisen wie dem Krieg in der Ukraine ein und bedankte sich bei den drei Gästen dafür, dass sie ihre eigenen Integrationserfahrungen mit dem Publikum des Abends teilten. Während Nour und Tarek vor Ort in der Juks waren, wurde Sophie live aus der Türkei zugeschaltet, wo sie sich derzeit für Opfer des schweren Erdbebens von Anfang März einsetzt. Moderiert wurde der Abend von Susanne Maier, Schulleiterin der Juks und Willi Glück, Student und ehemaliger Schüler an der Juks.
Während Nour und Tarek über das Mittelmeer und den Landweg nach Europa und Deutschland flüchteten, konnte Sophie über ein Aufnahmeprogramm nach Deutschland einreisen. Deutschkurse wurde von den drei Podiumsgästen als Basis gesehen, die soziale Integration gelinge jedoch nur über den Kontakt zu Einheimischen. Bei allen drei jungen Leuten habe dabei die Juks und ihre dortige Mitwirkung an Theaterstücken eine prägende Rolle gespielt.
Tarek engagiert sich zudem seit mehreren Jahren in einem Fußballverein in Mettenberg. Sophie berichtete darüber, dass sie in der Schule auch schwierige Erfahrungen mit Mitschülern und Lehrkräften gemacht hatte und daher mehrmals die Schule wechseln musste. Alle drei jungen Leute waren sich wiederum darin einig, dass Biberach mittlerweile zu ihrer Heimat gehört.
Heimat ist für sie ein Ort, an dem sie in Sicherheit leben können und an dem Familie und Freunde sind. Aus ihrem Herkunftsland vermissen sie manchmal das „Chaos“ im Vergleich zu den festen Strukturen in Deutschland, die Esskultur und Gerüche, die Gastfreundschaft und den Teil ihrer Verwandten, die in der alten Heimat geblieben sind. Während Sophie mittlerweile an der Hochschule Biberach studiert, machen Nour und Tarek derzeit eine Ausbildung. Das Publikum bedankte sich bei den jungen Leuten für ihre Offenheit am Ende mit einem langanhaltenden Applaus.
Weitere Termine der Gesprächsreihe mit neuen Gästen finden am 15. Juni und 5. Oktober jeweils um 19.30 Uhr im Foyer der Juks statt. Organisiert wird die Veranstaltungsreihe von der Juks, dem Integrationsbeauftragten der Stadt Biberach und dem Biberacher Stadtarchiv.
(Pressemitteilung: Stadt Biberach)